1686 - Kugelfest und brandgefährlich
aber Halbmasken trugen, die ihre Augen und Stirnpartie verdeckten und aussahen wie die Gesichter von Katzen. Ein ganzes Kostüm wäre auch fehl am Platze gewesen, denn jeder Gast wollte die körperlichen Reize der Katzen genau in Augenschein nehmen. Sie waren überall. Sie saßen an der Bar und lockten, sie bedienten die Gäste, und wer sie im Arm haben wollte, um sie zu betatschen, der musste etwas hinblättern.
Dollars und Euros waren die entsprechenden Währungen.
Sascha Blochin gehörte nicht nur zu den Stammgästen. Er war der Stammgast schlechthin. Da konnte die Bar noch so überfüllt sein, seine Ecke wurde immer frei gehalten. Sie war in die Wand eingebaut worden wie ein Katzenkorb, der vorn offen war. Platz genug für die weichen Polster war vorhanden, ein kleiner Tisch für die Getränke auch, und Sascha konnte zufrieden sein, als er zusammen mit zwei anderen Männern die Bar betrat. Es war noch nicht zu voll, man konnte sich locker bewegen, ohne von anderen Menschen gestört zu werden, und Sascha schnippte zweimal mit den Fingern. Es war ein Zeichen für seine Leute, dass sie sich zurückziehen sollten.
»Setzt euch hinten an die Bar und haltet die Augen offen.«
»Geht klar, Sascha.«
Die Männer wurden von ihm bezahlt. Er hatte sie als Aufpasser eingestellt, damit sie ihm lästige Typen vom Hals hielten, die doch immer wieder mal in seiner Nähe auftauchten. Das brauchte er an diesem Abend nicht zu befürchten, hier würde alles glatt über die Bühne gehen.
Draußen war es schwül und warm. Im Innern kämpfte eine Klimaanlage vergeblich gegen die Hitze an, denn sie verschaffte kaum Linderung. Sascha Blochin war froh, nur mit einer schwarzen Hose und einem weißen Rüschenhemd bekleidet zu sein, das ihm bis zu den Hüften reichte und das er nur zur Hälfte geschlossen hatte. Jeder sah die Kette, die er trug. An ihrem Ende hing ein Rubin, der in den dunklen Brusthaaren aussah wie ein starrer Blutfleck.
Sofort wieselte der Geschäftsführer heran. Ein aalglatter Ukrainer mit strichdünnem Oberlippenbart.
»Es ist alles bereit für dich. Wie immer.«
Sascha tätschelte die Wangen des Ukrainers. »Das will ich auch hoffen. Sonst würde es dir schlecht ergehen. Du wirst schließlich hier nur geduldet. Ich würde sogar deinen Sarg bezahlen, in dem du nach Kiew geschafft werden würdest.«
Er lachte, der Ukrainer lachte mit, und Blochin hörte erst auf zu lachen, als er in die Polster seiner Sitzecke sank.
»Was möchtest du heute haben?«
»Erst mal Wodka.«
»Gut. Und dann?«
Sascha strich durch sein dichtes dunkles Haar und danach über sein Kinn. »Ich brauche dann eine Flasche Champagner. Danach schaue ich mir deine Katzen genauer an.«
»Gern.«
Der Geschäftsführer verschwand. Sascha wusste, dass der Mann ihn hasste und ihm am liebsten die Kehle durchgeschnitten hätte, denn Ukrainer und Russen waren nicht die besten Freunde. Aber Blochin saß am längeren Hebel.
Der Wodka wurde serviert. Eiskalt war die Flasche und das Glas recht groß.
Die vollbusige Bedienung, deren Nippel aus dem Oberteil schauten, lächelte. »Ich bringe gleich noch ein paar andere.«
»Das will ich doch meinen.«
Die Frauen interessierten Sascha noch nicht. Ebenso wenig wie die übrigen Gäste. Einige waren ihm bekannt. Man sah sich, man grüßte sich, aber keiner kam auf Blochin zu, der noch allein in seinem Katzenkorb sah. Er fühlte sich wie ein Motor, der erst warmlaufen musste. Danach konnte es zur Sache gehen.
Interessierte sich wirklich niemand für ihn?
Doch, da war jemand. Sascha sah sie, als er das erste Glas geleert hatte. Er hatte es gegen die Wand hinter sich schleudern wollen, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne und bekam große Augen.
Die Frau kannte er nicht. Die gehörte auch nicht zum Personal, sie war ein Gast, und sie stand vor ihm, als wäre sie vom Himmel gefallen.
»Wow!«, sagte er nur.
Im Gegensatz zu den Katzen hier war sie schon konservativ gekleidet, denn sie trug ein schlichtes ärmelloses Kleid, das hoch geschlossen und eng geschnitten war und ihr bis zu den Waden reichte. Nur in Höhe der Hüften war es ein wenig aufgebauscht, als wollte sie dort im Stoff etwas verstecken.
Blochin fragte sich, ob dieser Schuss etwas unter dem Kleid trug. Er war bereit, das so schnell wie möglich herauszufinden, und sie hatte wohl nichts dagegen, denn sie fragte mit einer leicht rauchigen Stimme: »Hast du noch einen Platz frei?«
»Für dich immer.«
»Danke.« Sie umrundete den
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