1687 - Fremde auf Titan
Name."
„Wie auch immer. Ich muß ihn sehen. - Vielleicht", so setzte das Spindelwesen berechnend hinzu, „können wir gemeinsam die Fragen beantworten, die ihr stellt."
Nummer Eins war ein sehr intelligentes Wesen. Er sprach genau das aus, was sich Rhodan erhoffte. Und doch lag in seiner Berechnung eine große Portion Naivität, weil sie so leicht zu durchschauen war. Ein echter Haluter hätte sein Ziel mit viel mehr Raffinesse verfolgt. „Dein Wunsch soll erfüllt werden, Eins", sagte er trotzdem. „Wir planen dieses Treffen in sehr naher Zukunft."
Rhodan erhob sich und ging zur Tür. Nummer Eins folgte ihm bis dahin: ein 3,50 Meter großer Gigant, gegen den sich Rhodan winzig klein fühlte. Aber es war keine bedrohliche Geste, sondern Höflichkeit. Rhodan schloß hinter sich die Tür. In höchster Eile rannte er zur Kommandozentrale. Als er anlangte, hockte das Spindelwesen längst wieder vor seiner Monitorwand: Myles Kantor berichtete, Eins habe nicht das geringste Anzeichen von Erregung offenbart.
Rhodans nächste Station lag gleich nebenan. In bestimmter Hinsicht glichen sich die Bilder sehr: Denn Nummer Zwei saß ebenfalls vor seinem Terminal, tief versunken, ohne Blick für die Umgebung. Zwar verfügte er nicht über eine Monitorwand - dafür ließ er im Halbsekundenrhythmus neue Seiten über den Bildschirm huschen. Soweit Rhodan sehen konnte, war auch hier Astronomie das Thema. Sternkarten, endlose Zahlenreihen, physikalische Abhandlungen. Ab und zu wuchs als holografische Darstellung ein Doppelsternsystem aus dem Gerät, drehte sich eine Sekunde lang, war schon wieder verschwunden.
Rhodan trat hinter Nummer Zwei, streckte eine Hand aus und unterbrach so kurzerhand den Datenstrom. „Hallo, Perry Rhodan. Ich grüße dich."
„Ich grüße dich ebenfalls. Ich möchte mit dir reden."
„Worüber?" wunderte sich Zwei. „Über das, was du tust."
„Was ist dabei?"
Im schmalen Gesicht des Wesens macht sich Verunsicherung breit, wie so oft. Einsamkeit. Er fühlt sich verloren. Und er fühlt sich genausowenig als Terraner, wie sich Eins als Haluter sieht. Eins hatte nicht die geringste Ahnung, worin sein Daseinszweck bestand. Es war leicht, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. „Ich will dich nicht kritisieren, Eins. Wir haben dir das Terminal ja mit Absicht gegeben.
Mich interessiert nur, wieso du das Thema Astronomie so intensiv behandelst."
„Ich spüre in mir einen Drang."
Rhodans Herz klopfte plötzlich rascher. Ohne es zu wissen, hatte Zwei exakt dieselben Worte wie Nummer Eins gebraucht. Er war jetzt sicher, daß mehr hinter diesem Interesse steckte, als Eins und Zwei preisgaben. „Kannst du mir etwas über den Drang erzählen?"
„Nein", gab Zwei ohne sichtbares Bedauern zurück.'„Habt ihr Terraner das nicht auch öfters?
Ein Bedürfnis oder eben einen Drang, ohne die Ursache zu kennen?"
„Das stimmt."
Rhodan registrierte, daß das Spindelwesen „ihr Terraner" gesagt hatte - ohne sich selbst einzuschließen. Nicht nur Interesse für Astronomie war ihm gegeben, sondern auch das feste Wissen, kein echter Mensch zu sein.
In diesen Köpfen steckt sehr viel mehr Wissen. Wir müssen nur den Weg finden, der es uns erschließt. „Ich habe eine Überraschung für dich, Zwei. In vier Tagen bringen wir dich mit Nummer Eins zusammen. Was sagst du dazu?"
„Keine Überraschung. Ihr hattet keine Wahl."
Als sei diese Äußerung ein Ausrutscher gewesen, zog das Spindelwesen unsicher die Schultern hoch. Da war er wieder, der Durchschnittsterraner mit Minderwertigkeitskomplex.
*
Es schien, als sei die geistige Kapazität der Spindelwesen unbegrenzt. Besonderen Aufschluß brachte ein Versuch mit dem Hypnoschuler. Nummer Zwei erhielt Gelegenheit, sich an ein solches Gerät anzuschließen, und nutzte diese selbstverständlich. Wenn es darum ging, neues Wissen zu erwerben, kannte keines der beiden Spindelwesen Zurückhaltung.
Das Schulungsgerät sah wie ein etwas überstabiler Stuhl aus. Zwei Wissenschaftler stellten ihn in der Kabine auf und überließen es Zwei, damit umzugehen, wie er wollte. Gewöhnlich vermittelten Hypnoschuler ihr Wissen buchstäblich im Schlaf. Diese Ausführung jedoch erlaubte es, bei wachem Bewußtsein den Datenstrom zu steuern. Überlastung machte sich dabei durch starken mentalen Druck bemerkbar - einfach gesagt, durch Kopfschmerzen. Die eigene Aufnahmefähigkeit setzte eine natürliche Grenze.
Das Gerät war mit physikalischen Meßwertreihen zum Thema
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