1687 - Leibwächter der Halbvampire
Lebenssaft absondern? Das ist selbst mir ein Rätsel, da bin ich ehrlich.«
»Es ist auch schwer zu erklären. Aber für uns zählt nur, dass Sie Miss Hale durchbekommen haben.«
»Es war schwer genug.«
»Vielen Dank, Doktor.« Suko legte auf und sah uns an. Dann nickte er Parker zu. »Sie haben gehört, was der Doc gesagt hat.«
»Natürlich.«
»Deshalb sollten Sie sich auch erkenntlich zeigen. Sie haben Sandra Hale in diese Lage gebracht. Jedenfalls haben Sie nicht verhindert, dass sie da hineingeriet.«
Er schnappte nach Luft. »Ich konnte doch nicht wissen, was passieren würde. Das hat auch mich überrascht. Ich hatte nur den Job als Leibwächter angenommen. Und jetzt sitze ich hier in Handschellen.«
Ich lächelte ihn an. »Es kommt auf Sie an«, sagte ich. »Denn Sie sind unsere einzige Spur.«
»Ich weiß nicht, wo sie steckt.«
»Darum geht es auch nicht.«
»Und worum dann?«
»Meine Güte, Parker, das liegt doch auf der Hand. Sie haben nicht aus reiner Eigeninitiative gehandelt. Es muss Ihnen jemand den Auftrag erteilt haben. Und genau den wollen wir haben. Wer ist der Hintermann? Oder wer sind die Hintermänner?«
»Die kenne ich nicht. Das habe ich Ihnen schon gesagt. Ich weiß nur, dass es Russen sind.«
»Wie Irina.«
»Ja, Sie sagen es.«
»Und wo hätten Sie Irina hinbringen sollen?«
Er senkte den Blick. »Das kann ich Ihnen nicht sagen, ich habe es versprochen.«
»Wohin, Parker?«
Er hob den Kopf wieder an. »Nein, verflucht. Diese Leute sind mächtig. Ich lasse mich ja nicht so leicht einschüchtern, aber vor dieser Bande habe ich Angst. Ich rechne damit, dass es Typen vom ehemaligen Geheimdienst sind, die etwas mit Irina vorhaben.«
»Klar. Sie werden die Halbvampirin auf Blutjagd schicken. Sie wird Menschen wie Sandra Hale finden, und ich weiß nicht, ob die auch überleben werden. Wenn nicht, haben Sie sich der Beihilfe von Morden schuldig gemacht. Denken Sie daran.«
Ich wollte ihm die Gelegenheit geben, sich darüber Gedanken zu machen, und kümmerte mich um meinen Kaffee, den Glenda servierte. Auch Parker erhielt eine Tasse, die er in beide Hände nahm und sie an seine Lippen führte.
Er war ein harter Typ, aber er stand unter Stress. Er hatte Angst, und wenn ein Mann wie er sich fürchtete, musste schon etwas Großes dahinterstecken.
Irina konnte man als Will Mallmanns Erbe ansehen. Sie hätte auch in ihrem Land Karriere machen können, aber man hatte sie nach England geholt. Warum? Was sollte sie hier? Für mich gab es nur eine plausible Erklärung. Es war durchaus möglich, dass sie sich mit anderen Halbvampiren treffen sollte. Leider gab es von diesen Wesen genug.
»Haben Sie es sich überlegt?«
Er nahm noch mal die Tasse hoch, trank, stellte sie wieder ab und sagte: »Ich bin kein Selbstmörder, Sinclair. Können Sie das nicht begreifen?«
»Doch«, gab ich ihm recht. »Ich wundere mich nur, dass ein Mann wie Sie eine derartige Furcht hat. Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut.«
Er gab eine Antwort, die mich nicht überraschte. »Es sind Russen.«
»Geschenkt. Und weiter?«
»Nichts mehr.«
»Ich möchte Namen wissen.«
»Die kenne ich nicht.«
»Was hätte denn passieren sollen?«
»Irina wäre abgeholt worden.«
»Bei Ihnen?«
»Ja, aus meiner Firma. Man hätte mich angerufen, aber das ist jetzt vorbei.«
»Ja, ich weiß, und das werden wir auch nicht ändern. Ich denke, dass Sie ein Handy besitzen.«
»Stimmt.«
»Dann müsste der Anruf bald kommen.«
Parker sagte nichts. Er hob nur die Schultern und gab sich ansonsten verstockt.
Wie kamen wir hier weiter?
Ich warf Suko einen Blick zu und erkannte, dass er ebenso ratlos war wie ich. Dass es in London Russen gab, stand außer Frage. Aber sie waren auch eine Gruppe, die zusammenhielt, die sich abkapselte, und die Beziehungen aus dem Mutterland reichten bis nach London. Da liefen bestimmte Personen an der langen Leine und führten ein Leben für sich. Nicht wenige arbeiteten für den Geheimdienst und hatten ein Spionagenetz aufgebaut. In diesem Fall konnte ich davon Abstand nehmen, und mir spukte schon die ganze Zeit über ein Begriff durch den Kopf, mit dem ich Parker jetzt konfrontierte.
»Sagt Ihnen der Begriff Rasputins Erben etwas?«
Er schwieg. Aber er hatte sich nicht so in der Gewalt, wie es hätte sein müssen. Es war ihm anzusehen, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. Dieses kurze Zusammenzucken, das schnelle Atemholen, das machte Suko und mir klar, dass wir uns dem eigentlichen
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