1687 - Leibwächter der Halbvampire
Ich denke, dass er abgeholt worden ist.«
»Von wem?«
»Ich weiß es nicht. Kann mir allerdings vorstellen, dass es Polizisten waren.«
Eine Redepause entstand. Irina konnte sich vorstellen, dass der Mann geschockt war.
»Was soll ich jetzt tun?«, fragte sie.
»Wo steckst du?«
Zum Glück hatte sie sich die Namen zweier Straßen gemerkt, die den Parkplatz flankierten. Sie gab sie bekannt und erklärte dann genau, wo sie wartete.
»Bist du zu Fuß?«
»Nein, ich habe mir einen Wagen besorgt. Es ist ein Toyota Avensis. Du wirst ihn sehen, er ist dunkelgrün.«
»Gut, ich komme.«
»Wann?«
»So schnell wie möglich.«
Irina wollte sich nicht so einfach abspeisen lassen. »Wo wird es dann hingehen?«
»Raus aus London. Dorthin, wo dich auch dein Leibwächter hätte hinschaffen sollen.«
»Dann weiß er viel.«
»Das kann man so sagen. Wir hätten ihn aus dem Weg geschafft. So kann ich nur hoffen, dass er den Mund hält. Mehr kann ich im Moment nicht sagen. Ach ja, noch etwas. Bist du satt?«
Sie grinste. »Ich bin nie satt«, erklärte sie. »Aber ich kann mich beherrschen, wenn es darauf ankommt.«
»Das ist gut. Bis später.«
Irina lehnte sich zurück, ihr Gesicht zeigte einen zufriedenen Ausdruck. Sie war der Ansicht, dass sie das Beste aus ihrer Lage gemacht hatte. Sie wäre auch allein zurechtgekommen, wenn sie das Ziel gekannt hätte, aber so war es besser. Sie war neu in der Stadt und freute sich darüber, diesen Parkplatz überhaupt gefunden zu haben. Hier würde man sie nicht stören. Vor ihr lag die Rückseite des Restaurants, und sie konnte auch den kleinen Garten sehen, in dem die Gäste bei schönem Wetter saßen und aßen.
Hunger verspürte sie nicht. Und wenn, dann hätte sie sowieso gern Blut getrunken. Der Toyota stand nicht als einziger Wagen auf dem Platz. Es gab noch andere Fahrzeuge, aber die Lücken zwischen ihnen waren schon recht groß.
Warten. Das gefiel ihr nicht. Sie stellte den Sitz zurück und schaute zum Himmel. Die große Hitze war vorbei, was auch nicht schlecht war. Da konnten die Menschen wieder durchatmen und sich in der Stadt wohler fühlen.
Sie dachte auch an ihr Land, in dem es brannte. Die gefräßigen Feuer konnten einfach nicht gelöscht werden und sie bewegten sich immer näher an Moskau heran, in der schon erste Bewohner gar nicht mehr nach draußen gingen oder auf der Straße mit einem Mundschutz herumliefen.
Etwas kratzte am hinteren linken Kotflügel. Zugleich hörte sie eine Stimme.
»Sollen wir den nehmen?«
»Warum?«
»Der Wagen ist ziemlich unauffällig.«
»Stimmt.«
Das Gespräch war so laut geführt worden, dass Irina jedes Wort verstanden hatte. Und plötzlich war sie hellwach. Da sie recht flach in dem nach hinten gestellten Sitz lag, war sie noch nicht entdeckt worden, und das kam ihr sehr entgegen. Für sie stand fest, dass sich die beiden Typen ihren Toyota holen wollten, und sie erschienen jetzt zu beiden Seiten des Fahrzeugs.
Der eine schaute von der rechten Seite, der andere von der linken Seite hinein.
Sie entdeckten Irina zugleich. Sie selbst konnte nur einen im Auge behalten und sah, dass er zurückzuckte, weil er sich so erschreckt hatte.
»Mist, da ist jemand.«
»Ja, habe ich auch gesehen.«
»Aber sie ist allein.«
»Noch besser, ich bin sowieso scharf.«
»Das ziehen wir durch.«
Irina hatte alles verstanden. Sie wusste, was die beiden mit ihr vorhatten, und ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. Zugleich leckte sie über ihre Zunge und stellte sich vor, dass sie ein paar Blutstropfen in ihren Mund holte.
Blut!
Das war es! In den Adern der beiden jungen Männer floss frisches Blut, das ihr ungeheuer gut tun würde. Sie würde es mit großem Genuss trinken und drehte den Kopf so, dass sie einen der beiden anlächelte.
Sie zerrten zugleich an den Türen und mussten feststellen, dass sie verschlossen waren.
Das blieb nicht lange so, denn Irina löste die Verriegelung. Einer hatte zu heftig an der Fahrertür gezerrt und wurde überrascht. Er riss die Tür auf und verlor das Gleichgewicht, sodass er auf dem Hintern landete.
»He, so stürmisch?«
Der Typ raffte sich hoch. Er trug eine dünne Lederhose und über dem Oberkörper ein Kapuzenshirt, wie es seit geraumer Zeit in war.
»Dein Wagen gefällt uns, Süße.«
»Und du gefällst uns auch!«, rief der Zweite von der anderen Seite des Autos her.
»Soll ich mich darüber freuen?«
»Klar. Wir sind bekannt dafür, dass wir was in der Hose haben, und das
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