1687 - Leibwächter der Halbvampire
Tür zu. Sie war nicht abgeschlossen, und so huschte sie ins Freie. Der Wind blies ihr ins Gesicht. Am Himmel türmten sich dunkle Wolken, aus denen jedoch kein Tropfen Regen fiel.
Es war ihr Glück, dass das flache Gebäude nicht der Einzige in der Umgebung war. Es standen genügend andere in der Nähe, die leicht zu erreichen waren und hinter denen sie Deckung finden konnte.
Natürlich wollte sie nicht zu Fuß fliehen. Sie musste ein Fahrzeug finden, mit dem sie die Gegend hier verlassen konnte. Irina war zuvor noch nie in London gewesen. Sie kannte sich nicht aus. Doch das war für sie kein Problem. In ihrem bisherigen Leben war sie immer auf sich selbst gestellt gewesen.
Mit schnellen Schritten überquerte sie eine Straße und folgte einem Lastwagen, der bald nach rechts in eine schmale Straße einbog.
Dorthin ging auch Irina. Sie war vor den Blicken aus dem Gebäude Yancey Parkers geschützt, von dem sie nichts mehr hielt. Er war engagiert worden, um sie zu beschützen, aber das hatte nicht funktioniert. Sie hätte schon längst weg sein und dort sein müssen, wo man Irina erwartete.
Was war stattdessen passiert?
Nichts weiter. Dieser Parker hatte sich um andere Dinge gekümmert und sich jetzt auch noch zwei Männer auf den Hals geladen, von dem der eine sehr gefährlich war.
Sie ging und schaute sich um. Dass Irina in dieser Welt auffiel, das wusste sie, aber es waren nur wenige Menschen draußen, die sie hätten sehen können.
Wichtig war ein Auto. Nur so kam sie normal weg, und sie hielt ihre Augen offen.
Die Gebäude standen nicht dicht nebeneinander. Zwischen ihnen gab es immer wieder Lücken. Auf manchen war das satte Grün einer Rasenfläche zu sehen, andere dienten als Parkfläche.
Dafür interessierte sich Irina besonders. Sie hatte auch Glück, denn sie sah einen Mann über den Parkplatz gehen und auf einen der abgestellten Wagen zusteuern.
Der Mann sah aus, als würde er Feierabend machen. Er trug eine Tasche in der rechten Hand. Er drehte sich bei seinem Gang über den Parkplatz nicht um und öffnete sein Auto bereits per Funk. Es war ein Toyota Avensis und dunkelgrün lackiert.
Zuerst warf er seine Tasche auf den Beifahrersitz, dann wollte er selbst einsteigen.
Irina stand hinter ihm. Er hatte ihr Kommen nicht bemerkt und zuckte zusammen, als sie ihn ansprach.
»Hi.«
Überrascht drehte sich der Mann um. Seine Augen weiteten sich, als er die dunkelhaarige Frau vor sich sah, dann jedoch verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln.
»Hallo – was gibt es?«
»Ich brauche etwas vor dir!«
Er runzelte die Stirn. »Und was?«
»Dein Auto.«
Der Mann wollte lachen und kam nicht mehr dazu, denn Irina war schneller. Ihre Faust rammte den Hals des Mannes, der kaum wusste, was mit ihm geschah. Er röchelte, dann verdrehte er die Augen und einen Moment später sackte er zusammen.
Der eine Treffer hatte ausgereicht. Vor den Füßen der Frau blieb er liegen, die sich rasch umschaute und zufrieden war, denn niemand hatte ihre Aktion beobachtet. Es standen auch genügend Autos auf dem Platz, die verschieden hoch waren und ihr Deckung gaben.
Gern hätte sie noch mal Blut getrunken, doch das verkniff sie sich. Sie schob den Körper des Bewusstlosen ein Stück zur Seite, nahm ihm den Zündschlüssel aus der Hand, stieg ein und startete wenig später den Motor. Viel rangieren musste sie nicht, um aus der Parklücke zu fahren, und es dauerte nicht lange, da hatte die Halbvampirin das Industriegelände mit seinen Hallen hinter sich gelassen und fuhr hinein in den dichten Verkehr der Riesenstadt London …
***
Wir hatten unser Büro erreicht und Yancey Parker mitgekommen, ohne ihm die Handschellen abzunehmen. Glenda hatte es registriert, aber nichts dazu gesagt. Auch wenn es sich immer wiederholte, aber ich bat sie jetzt um einen frischen Kaffee. Der würde mir gut tun, denn ich fühlte mich abgeschlafft.
Etwas lag uns besonders auf dem Herzen, und das übernahm mein Freund Suko. Er rief in der Klinik an, in die Sandra Hale gebracht worden war, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen.
Parker und ich hörten mit. Er war mehr als gespannt. Auf seiner Stirn sahen wir Schweißperlen. Er wollte auf keinen Fall, dass seine Mitarbeiterin letztendlich noch starb.
Ein Arzt gab die Auskunft, die uns erleichterte. »Sie ist über den Berg«, hieß es. »Mein Gott, sie hätte keinen Tropfen Blut mehr verliefen dürfen. Wie ist das nur geschehen? Sie ist keine Bluterin. Wie kann eine Wunde nur so viel
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