1688 - Der Killer mit den Mandelaugen
Kompetenzen besitzt. Die spielten Suko und ich jetzt aus. Wir sorgten dafür, dass keine Mordkommission sowie die Spurensicherung eintrafen. Was es zu regeln gab, würden wir in die Wege leiten.
Den Kollegen war es egal. Sie warteten eigentlich nur auf den Leichenwagen.
Ich bat Suko, in der Nähe zu bleiben.
»Willst du weg?«
»Nur ins Haus gehen. Ich muss mit Sir James reden, bevor er von anderer Seite zu hören bekommt, was hier abgelaufen ist. Außerdem geht es weiter.«
»Und ob.«
Im Haus hatte ich Ruhe. Ich stellte die Verbindung zu unserem Chef her.
Er hörte meine Stimme und sagte: »Ich grüße Sie. Wir haben uns heute noch nicht gesehen. Glenda Perkins berichtete, dass Sie dienstlich unterwegs sind.«
Ich hatte die Skepsis in seiner Stimme gehört und konterte.
»Allerdings sind Suko und ich dienstlich unterwegs. Es hat sich ein Fall entwickelt, in dem es zwei Tote gab.«
»Bitte?« Sir James schnaufte. »Dann würde ich vorschlagen, dass Sie mir etwas darüber erzählen.«
»Sicher. Deshalb habe ich Sie angerufen.« Mit dem Rücken lehnte ich mich gegen die Wand und gab meinem Chef einen knappen Bericht. Viel mehr konnte ich ihm nicht sagen, weil wir auch nichts wussten und noch nicht tiefer in den Fall eingestiegen waren.
»Ja«, sagte Sir James nach einer Weile. »Wenn mich nicht alles täuscht, ist das ein sehr exotischer Fall. Sie jagen also einen Killer mit Mandelaugen. Sie werden in ein fremdes Terrain geraten und sicherlich auf eine Mauer des Schweigens stoßen.«
»So sehe ich das nicht, Sir. Wir haben in Anita Huen eine Verbündete.«
»Kann sie Ihnen denn helfen?«
»Zumindest ist sie in der Lage und auch bereit, uns Informationen zu geben.«
»Gut. Und wie geht es für Sie weiter?«
»Ich möchte Sie nur bitten, uns den Rücken frei zu halten. Sie wissen selbst, dass die Kollegen ehrgeizig sind. Wir können jetzt keine langen Befragungen gebrauchen und müssen uns beeilen.«
»Wie geht es Suko?«
»Er sorgt sich um Shao.«
»Sie werden sie finden, John. Alles sonst erledige ich. Man wird Ihnen keine Steine in den Weg legen.«
»Danke, ich melde mich.«
»Darum bitte ich.«
Es war okay. Ich hatte uns die nötige Rückendeckung geholt. Jetzt konnten wir nach vorn schauen.
Ich fand Suko am Tatort. Er hatte sich etwas abseits hingestellt und schaute ins Leere. Als ich vor ihm auftauchte, zuckte sein Blick. »Und? Hast du etwas herausgefunden?«
»Das bestimmt nicht.«
Er winkte ab. »Sorry, ich bin durcheinander. Der Gedanke an Shao will mir nicht aus dem Kopf. Der Killer mit den Mandelaugen ist nicht eben jemand, der nur in der Fantasie existiert.«
»Das weiß ich leider. Sir James gibt uns auf jeden Fall Rückendeckung. Jetzt ist erst einmal Anita Huen wichtig.«
Suko verzog den Mund. »Sie ist noch ziemlich geschockt. Ich habe mit ihr gesprochen. Es ist nicht leicht für sie, das zu verdauen, was sie erleben musste.«
»Will sie denn aussteigen?«
»Nein, das glaube ich nicht. Sie wird uns auch weiterhin helfen, hoffe ich.«
»Okay, dann sollten wir zusehen, dass wir unser Ziel so schnell wie möglich erreichen.«
Anita Huen war im Rover geblieben. Als sie uns sah, umzuckte ein dünnes Lächeln ihre Lippen.
»Es ist alles in Ordnung, Anita. Sie können beruhigt sein. Uns ist nichts passiert.«
»Aber die beiden Männer sind tot.«
»Stimmt. Und ich sagte Ihnen bereits, dass sie sich selbst getötet haben, nachdem sie …«
»Ja, ja, es geht um ihre Ehre. Ich weiß das. Sie stammen aus Marcia Gays Heimat.«
»Wo ist die?«
»Sumatra. Nicht Japan oder China, sondern Sumatra. Daher stammt ihr Vater, glaube ich. Die Mutter kommt aus Japan. Das hat sie uns mal gesagt und sich selbst als eine perfekte Mischung bezeichnet, die von allem nur das Beste mitbekommen hat und sich zu Höherem berufen fühlte. Danach hat sie ihr gesamtes Leben lang gestrebt.«
»Und das mit allen Konsequenzen – oder?«
Anita nickte mir zu. »Ja, das ist so. Sie hat sich etwas aufgebaut und ihre Truppe sorgfältig zusammengestellt. Fragen Sie mich bitte nicht nach Einzelheiten. Die kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Die werden wir uns noch holen.« Ich nickte Suko zu, der hinter dem Steuer saß. »Ich denke, wir können fahren.«
Vom Rücksitz her fragte Anita Huen mit leiser Stimme. »Bleibt es dabei? Fahren wir in den Hyde Park?«
»Ja, zu dem Killer mit den Mandelaugen …«
***
Wo der Transporter genau gehalten hatte, wusste Shao nicht. Vor dem Halt hatte man ihr die Augen
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