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1689 - Engel der Ruinen

1689 - Engel der Ruinen

Titel: 1689 - Engel der Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er das festgestellt hatte, fuhr er herum. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck nackter Angst.
    Purdy und ich sagten ebenfalls nichts, denn dass die Tür verschlossen war, damit hatten auch wir nicht gerechnet.
    Nur Milic hatte seinen Spaß. Zuerst kicherte er, dann ließ er seinen Worten freien Lauf.
    »Ich habe es euch gesagt. Ich werde nicht im Stich gelassen. Mein Beschützer befindet sich in der Nähe. Er lässt mich nicht aus dem Blick, und das war erst der Anfang.«
    So leid es uns tat, aber wir mussten ihm glauben. Von allein hatte sich die Tür nicht abgeschlossen, und wie ich diesen Sariel einschätzte, war er in der Lage, sich so zu bewegen, dass es keine Hindernisse für ihn gab. Erst recht keine verschlossene Tür.
    Milic hatte seinen Spaß. Er hob die gefesselten Hände an. »Bald werdet ihr die Hölle erleben, das kann ich euch versprechen. Nicht mehr lange. Er wartet schon. Er beobachtet uns. Noch sollt ihr schmoren. Ihr sollt Angst bekommen. Ihr sollt daran denken, dass es keinen Ausweg für euch mehr gibt. Und wenn ihr dann in Depressionen gefallen seid, wird er kommen und euch den Rest geben.«
    Wir achteten nicht auf sein Geschwätz. Purdy Prentiss und ich sprachen leise miteinander.
    »Welche Chancen haben wir, John?«
    Ich war leicht skeptisch. »Die Tür aufzubrechen werden wir wohl nicht schaffen. Ich könnte versuchen, das Schloss zu zerschießen, auch wenn ich da nicht sicher bin, ob es klappt. Wir werden uns wohl mit Sariel auseinandersetzen müssen.«
    »Da wäre noch das Fenster.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Willst du springen?«
    »Nein, das nicht. Zur Not klettern. Wenn ich mich recht erinnere, ist die Fassade nicht glatt.«
    »Aber nur zur Not.« Ich wusste, dass Purdy mehr von mir erwartete, und enttäuschte sie auch nicht. »Es ist vielleicht auch nicht schlecht, wenn Sariel hier erscheint.«
    »Du willst dich mit ihm messen?«
    »So ungefähr«, erwiderte ich. »Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich auf ihn gespannt.«
    »Verstehe. Und wie schätzt du ihn ein? Wenn ich dich so höre, klingt da keine große Feindschaft durch.«
    »In etwa hast du recht. Mir will die Reaktion meines Kreuzes nicht aus dem Sinn. Wenn ich mich recht erinnere, hat es sich nicht voll gegen ihn gestellt. Das ist schon merkwürdig. Deshalb kann ich diesen Sariel auch nicht richtig einschätzen.«
    »Gut. Wir werden sehen und …«
    Ein Schrei riss ihr die nächsten Worte von den Lippen. Milic hatte ihn ausgestoßen, und es war mehr ein Jubelruf gewesen. Dazu hatte er auch allen Grund.
    Sein Beschützer war da, und er schwebte dicht hinter dem Fenster in der Luft …
    ***
    Es war wie im Gerichtssaal. Auch dort hatte er sich zuerst hinter der Scheibe gezeigt, und jetzt sahen wir ihn wieder in dieser völlig starren Haltung.
    Er hatte sich nicht verändert. Nach wie vor sahen wir eine recht schmale, bläulich und weiß schimmernde Gestalt, die ihre Schwingen angelegt hatte, wobei die abgerundeten Spitzen über die Schultern ragten.
    Er sagte nichts, er tat nichts. Er stand nur da.
    Milic sprang sogar auf und wollte zu ihm laufen. Nur Pech, dass Purdy Prentiss in seiner Nähe stand. Sie gab ihm einen Stoß, sodass er zurück auf seinen Stuhl fiel.
    »Das wird dir noch leid tun!«, zischte er.
    »Ja. Aber erst im nächsten Leben.«
    Da sich der Engel weiterhin hinter der Scheibe aufhielt, nahm ich die Gelegenheit wahr und ging auf das Fenster zu. Purdy riet mir noch, vorsichtig zu sein, was ich mit einem kurzen Nicken zur Kenntnis nahm. Zwei Schritte später hatte ich mein Ziel erreicht.
    Wir schauten uns an. Nur das Glas der Scheibe trennte uns. Ich war davon überzeugt, dass Sariel hindurchgreifen konnte, um nach mir zu fassen. Umgekehrt war es mir nicht möglich, aber der Beschützer bewegte sich nicht.
    Wir maßen uns mit Blicken. Ich sah ihn nun aus allernächster Nähe, und man hätte nicht sagen können, ob es sich bei ihm um einen Mann oder eine Frau handelte. Sein langes Haar ließ mich eher an eine Frau denken. Zu beiden Seiten des Kopfes hing es glatt nach unten. Alles an ihm war unbeweglich, selbst der Blick seiner Augen. Es gab nichts, was man darin lesen konnte.
    Es gab keine Ähnlichkeit zwischen ihm und dieser blondhaarigen Barbelo, die zu Liliths Geschöpfen gehört hatte.
    Ich ließ meine Hand in die rechte Jackentasche gleiten. Dort befand sich mein Kreuz. Mit den Fingern fuhr ich über das Metall, ohne Wärme oder gar Hitze zu spüren. Es blieb normal, was mich schon durcheinander brachte.
    Ich

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