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1689 - Engel der Ruinen

1689 - Engel der Ruinen

Titel: 1689 - Engel der Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verdammt.«
    »Aber Sie wissen Bescheid?«
    »Ja.«
    »Und warum können Sie es uns nicht sagen?«
    Er schloss für einen Moment die Augen wie jemand, der das Elend nicht mehr sehen wollte.
    »Haben Sie Angst?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Vor Milic?«
    »Auch.«
    »Und wovor noch?«
    »Er hat einen mächtigen Helfer. Wenn ich jetzt nicht mehr an seiner Seite stehe, dann bin ich so etwas wie ein Verräter. Und die werden eliminiert.«
    »Nicht, wenn wir dabei sind«, sagte ich.
    Er lachte schrill auf. »Was reden Sie denn da? Wissen Sie denn, womit Sie sich anlegen würden? Das ist keiner, der Spaß versteht. Das ist kein Mensch. Er ist uns allen über. Und wir Menschen müssen tun, was er verlangt. Ich will nicht sterben. Ich will nicht umgebracht werden. Hätte ich vorher gewusst, wie diese Verteidigung ablaufen würde, ich hätte sie nicht übernommen.«
    »Die Reue kommt zu spät«, erklärte ich. »Sie sind angerufen worden, und Sie wissen, wo sich Milic aufhält.«
    »Das gebe ich zu!«
    »Und wo?«
    Der Anwalt war zäh oder die Angst um sein Leben war so groß, denn er schüttelte den Kopf.
    Purdy ließ den Versuchsballon platzen. »Hält er sich etwa in Ihrem Büro auf?«
    Jason Miller gab keine Antwort. Er presste die Lippen zusammen, und sein Gesicht wurde noch bleicher.
    Da wussten wir Bescheid, wo wir hin mussten!
    ***
    »Also doch«, sagte ich, »in Ihrem Büro.«
    Miller nickte.
    »Und was tut er dort?«
    »Er wartet.«
    »Auf was oder wen?«
    »Auf mich. Er hat mich weggeschickt, weil ich ihm etwas besorgen soll. Ein mobiles Telefon und eine Waffe, eine Pistole.«
    »Und deshalb waren Sie auf dem Weg?«
    »Ja«, gab er leise zu.
    Purdy und ich schauten uns an. Wir brauchten nicht groß zu reden, wir verstanden uns auch ohne Worte und nickten uns zu.
    Dann wandte ich mich an den Anwalt. »Sie können sich entscheiden, ob Sie mit hoch zu Ihrem Büro fahren wollen oder lieber hier unten auf uns warten.«
    »Und was passiert, wenn wir oben sind?«
    »Das werden wir sehen. Wir müssen Ihren Klienten verhaften. Bewaffnet ist er wohl nicht, sonst hätte er Sie nicht geschickt, um ihm eine Pistole zu besorgen.«
    »Das stimmt wohl.«
    Purdy und ich standen auf. Auch Miller erhob sich, wenn auch langsamer. Er hatte sich entschieden und erklärte uns, dass er mit nach oben fahren wollte.
    »Das ist vernünftig«, sagte ich und ging als Erster auf die Fahrstuhltür zu …
    ***
    Josip Milic kaute, obwohl sich in seinem Mund keine Nahrung befand. Es war eine Angewohnheit von ihm, die immer dann auftrat, wenn er nervös war. Er ging von einem Zimmer ins andere. Dabei dachte er an das kurze Telefongespräch, das er mit dem Anwalt geführt hatte. Es gefiel ihm nicht, und je länger er darüber nachdachte, umso weniger gefiel es ihm.
    Warum hatte der Typ das Gespräch so schnell abgebrochen? Konnte er nicht mehr reden? Wollte er nicht mehr reden? Oder war er nicht allein gewesen? Hatte jemand versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen?
    Es gab mehrere Möglichkeiten. Milic hätte es mit einem erneuten Anruf versuchen können, das traute er sich nicht mehr. Er dachte bereits darüber nach, ob er nicht verschwinden sollte, um sich ein anderes Versteck zu suchen.
    Das wäre eine Möglichkeit gewesen. Er wusste auch, dass man nach ihm fahnden würde, und sich jetzt in der Helligkeit ins Freie zu wagen war viel zu riskant.
    Eine Entscheidung musste her, und die traf er in den folgenden Sekunden.
    Ich werde bleiben! Zumindest so lange, bis es dämmrig wird. Bis dahin, so hoffte er, würde Miller wieder zurück in seinem Büro sein. Wenn nicht, dann musste etwas anderes passieren, über das er sich jetzt noch keine Gedanken machte.
    Er hatte in der Untersuchungshaft gesessen und keine Chance für eine Flucht gehabt. Hier hätte er sie, und doch traute er sich nicht, das Büro zu verlassen.
    Und noch etwas kam hinzu. Ohne eine Waffe fühlte er sich nackt. Nicht, dass er ein Waffennarr gewesen wäre, der zu jeder Zeit geschossen hätte, aber eine Pistole oder ein Revolver gab ihm eine gewisse Sicherheit, die er jetzt vermisste.
    Sicherheit?
    Bei dem Gedanken an diesen Begriff begann er zu stocken. Beinahe hätte er gelacht, doch hier war ihm nicht zum Lachen zumute. Wenn Sicherheit mit im Spiel war, dann hätte er jetzt auf eine bestimmte Person setzen müssen.
    Aber Sariel war nicht da!
    Milic trat an eines der Fenster im Büro und starrte hinaus.
    »Wo bist du?«, flüsterte er vor sich hin. »Verdammt noch mal, kannst du keine

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