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1689 - Engel der Ruinen

1689 - Engel der Ruinen

Titel: 1689 - Engel der Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sariel, dass du dich gegen deinesgleichen stellen willst? Du siehst die Enden des Kreuzes. Du siehst, dass die Buchstaben darauf leuchten. Das M für Michael, das G für Gabriel, das R für Raphael und das U für Uriel. Sie sind meine Beschützer. Sie haben dich akzeptiert, aber sie werden dich jetzt nicht mehr akzeptieren, da du dich der anderen Seite zugewandt hast. Schon immer hat das Licht gegen die Dunkelheit gekämpft, und der Kampf, der früher Welt und Himmel erschüttert hat, wird im Kleinen fortgesetzt werden. Das war so, das habe ich erlebt, das wird so bleiben …«
    Ich fühlte mich stark. Das Kreuz machte mir Mut. Ich wusste, dass mich die vier wunderbaren Wesen nicht im Stich lassen würden, denn das hatten sie schon früher nicht getan.
    Auch wenn Sariel mir gesagt hatte, dass er in uralter Zeit mal zu dieser Seite gehört hatte, das zählte nicht mehr, denn jetzt stand er auf der Seite der Hölle, und es sah auch nicht danach aus, als wollte er sie wechseln.
    Je näher ich an ihn heran kam, umso genauer sah ich ihn. Besonders das Gesicht, das ebenfalls dunkel war und glänzte. Ich sah darin sogar Bewegungen, als hätte es sich aus kleinen, dunklen und glänzenden Würmern geformt.
    Mir wehte ein Knurren entgegen.
    Es war der Laut eines Tieres. Er hörte sich böse und gefährlich an, und ich spürte den bösen Hauch, der mir entgegenwehte. Ja, er wischte über mein Gesicht hinweg, und ich hatte das Gefühl, von kaltem Ruß berührt zu werden.
    Das war der Gruß der Hölle …
    Und ich vertraute weiterhin auf mein Kreuz, auch wenn es noch nicht reagierte.
    Aber seine Nähe gefiel Sariel nicht. Er zog sich zurück. Die Entfernung zwischen uns nahm zu. Ich hörte ihn keuchen. Ich sah seinen Körper zucken, ich vernahm seine urigen Laute und hatte plötzlich den Eindruck, einen großen Vogel vor mir zu sehen, einen Flugdrachen oder was immer es auch sein mochte.
    Aber es waren nur die heftigen Bewegungen der Schwingen, als er vom Boden abhob.
    Ich war trotz seiner Flucht zurück weit genug an ihn herangekommen – und ich musste mein Kreuz nicht erst aktivieren. Es reagierte von ganz allein, weil es zu nahe an das Urböse herangekommen war.
    Vier Strahlen glitten auf das Wesen zu.
    Vier Lichter sorgten dafür, dass die Gestalt wie auf eine Leinwand projiziert wurde. Zu sehen war keine menschliche Gestalt mehr, sondern ein schwarzes, glänzendes, klumpiges Etwas, das gegen die Ecke stieß, wobei ich nicht mal ein Knurren hörte, bevor es vor meinen Augen regelrecht verpuffte.
    Das Gebilde wurde in zahlreiche Teile zerrissen, die wie die Teile eines Puzzles in alle Richtungen flogen und sich dabei auflösten.
    Es gab Sariel nicht mehr.
    Dafür gab es das Licht, denn es wurde schlagartig wieder hell. Und das Gefühl, alles überstanden zu haben, kehrte zu mir zurück, was mir ungemein gut tat …
    ***
    Ich war trotzdem froh, dass es die Wand gab, gegen die ich mich lehnen konnte. Noch mehr froh war ich darüber, im Besitz eines Kreuzes zu sein, das so wunderbar und fantastisch reagiert hatte. Gut gegen Böse. Die ewige Schlacht, die seit Beginn der Zeiten geführt wurde, würde wohl niemals enden.
    Mir schräg gegenüber an der Wand lehnte Josip Milic. Purdy hatte ihn dorthin gedrückt. Mit seinen gefesselten Händen machte er nicht den Eindruck eines Menschen, der über einen Fluchtversuch nachdachte. Ich war sicher, dass er wieder vor Gericht gestellt und abgeurteilt werden würde.
    Einen Beschützer würde er dann nicht mehr haben. Dass Sariel vernichtet war, glaubte ich nicht. Vielleicht ein Teil von ihm, das Böse, jedenfalls waren ihm seine Grenzen aufgezeigt worden, und das machte mich sehr zufrieden.
    Purdy Prentiss kam auf mich zu, nachdem sie tief durchgeatmet hatte. Sie streckte ihre Arme aus.
    »Danke, John!«
    Wir umarmten uns.
    »Nein, Purdy, du musst nicht mir danken, sondern meinem Kreuz. Es hat uns gerettet.«
    »Und sein Erschaffer.«
    »Ja, der Prophet namens Hesekiel.«
    Sie lachte und flüsterte die nächste Frage in mein rechtes Ohr. »Ob er wohl damals gewusst hat, was sein Werk leisten würde?«
    »Keine Ahnung.«
    Purdy lächelte mich an. »Bist du deswegen sauer darüber?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Man muss ja nicht alles wissen – oder?«
    »Genau, John, muss man nicht …«
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Nr. 1685 »Angriff der Racheengel«

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