1689 - Rendezvous auf Phegasta
Weise die übrigen Spindelwesen gefunden werden konnten. Das erste Wort war gelogen, das zweite entsprach jedoch der Wahrheit. „Wir gehen inzwischen auf Ende Juli zu, und ich bin schon lange von aktuellen Informationen abgeschnitten. Sieben ist vermutlich nach seinem Kontakt mit Sechs an einen anderen Ort gebracht worden, und wo die anderen sind, kann ich euch ebensowenig sagen.
Die Daten, die ihr bisher aufgerufen habt, sind Geheiminformationen, die inzwischen überholt sein dürften."
„Das wissen wir", sagte Sechs, „deshalb fragten wir dich ja auch, wie wir vorgehen sollen, um neuere Informationen zu erhalten."
Bull hob die Schultern. „Ich habe keine Zugangsberechtigung zum Datensystem der Arkoniden."
„Er könnte aber eine Anfrage nach Terra versuchen", erklang Trajus' Stimme hinter ihm.
Bull seufzte innerlich, denn darüber hatte er schon nachgedacht. Aber ein von ihm abgesetzter Funkruf wurde sicher über verschiedene Relaisstationen geleitet, um nicht verfolgt werden zu können, so daß er keine Möglichkeit hatte, ein Notsignal abzusetzen. „Und wie stellst du dir das vor?"
„Als ganz normalen Abruf eines Zugangsberechtigten", sagte der Arkonide. „Fünf und Sechs zuliebe könntest du das doch tun."
„Ich werde es versuchen."
Wie erwartet, zeigte eine allgemeine Anfrage wenig Erfolg. Drei, Vier und Sieben waren von den Terranern an irgendwelche geheimen Orte gebracht worden, über die es keinerlei Hinweise gab; bei Eins und Zwei mußte davon ausgegangen werden, daß sie sich nach wie vor noch auf Titan befanden und damit ebenso unerreichbar waren.
Nach diesem unbefriedigten Ergebnis verließen die beiden Spindelwesen die Steuerzentrale, um in ihren eigenen Räumen miteinander zu kommunizieren.
Bull fühlte sich für einen Moment gelöst, fast heiter. Die FAMUG war also trotz ihres weitverzweigten Spionagenetzes noch nicht sehr viel weitergekommen. Damit arbeitete die Zeit für ihn. Möglicherweise wurde er schnell gefunden, bevor die Organisation einen weiteren Plan einleiten konnte.
Der Arkonide schien seine Gedanken zu lesen, denn er warf ihm einen zornigen Blick zu.
Dann ging er aus der Zentrale.
*
Bull entschloß sich, zum ausgiebigen Nachdenken und Entspannen einen Ausflug zu unternehmen, und bat den Arkoniden, der ihn derzeit bewachte, einen Gleiter zu holen. Nach kurzer Rücksprache erklärte der Wächter sich dazu bereit.
Schon kurz darauf flog der Gleiter langsam in niedriger Höhe über Phegasta dahin, bis zu einer nahe gelegenen Felsformation. Dort wollte Bull aussteigen, um ein wenig spazierenzugehen und seine Nervosität abzubauen.
Je länger er sich hier aufhielt, desto unruhiger wurde er. Die beiden Spindelwesen bauten zusehends ihre Fähigkeiten aus, sie waren möglicherweise bald nicht mehr unter Kontrolle zu halten.
Reginald Bull kletterte die Felsen hinauf, bis er ein Plateau erreichte, das in eine Tafelbergebene überging. Der Wächter war im Gleiter geblieben, der nach einer Weile aufstieg und dann eine beobachtende Warteposition bezog.
Die Schwerkraft war etwas geringer als auf der Erde und die kühle Luft um einiges dünner, aber gut atembar, solange man sich nicht sehr schnell bewegte.
Langsam kletterte der Terraner den Felsgrat entlang und sah über das Land. Ein erstaunlicher Planet, der trotz seiner Düsternis und Kargheit irgendwie anziehend wirkte.
Vielleicht war es das Düstere, Starre und trotzdem Lebendige, was ihn faszinierte. Farben gab es hier außer Gelb- und Brauntönen so gut wie keine. Das stetige Dämmerlicht verbreitete eine seltsam melancholische, schläfrige Stimmung, erweckte jedoch keine echte Trauer oder Depression.
Bull fühlte sich an eine längst vergangene Zeit auf Terra erinnert, als säße er an einem Herbstabend am behaglichen offenen Kamin in einem kleinen englischen Landhaus und beobachtete draußen den aufkommenden, feuchtklammen Nebel über den Mooren.
Auf Phegasta gab es zwar keine Moore, doch das Gefühl war ganz ähnlich. Der Planet vermittelte den Eindruck, als bereite er sich allmählich auf ein würdevolles Sterben vor; er brachte noch alle Dinge in Ordnung und legte sich dann zur Ruhe. Hier gab es keine Hektik, kein geschäftiges Treiben und ständiges Jagen nach irgendwelchen Zielen. Selbst die Tiere bewegten sich langsam und träge; die jagenden Raubtiere legten nur dann -und nur sehr kurz - an Geschwindigkeit zu, bis sie ihr Opfer erwischt hatten.
Bull konnte ein Rudel der hyänenartigen Jäger in der
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