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1689 - Rendezvous auf Phegasta

Titel: 1689 - Rendezvous auf Phegasta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ebene erkennen: Es waren sechs erwachsene, gesunde Tiere, die sich vorsichtig an eine Herde der Rinderartigen heranpirschten. Als nur noch zwanzig Meter Abstand zwischen ihnen lagen, schwärmten die Jäger zu einem Halbkreis aus. Die äußeren Tiere krochen fast flach auf dem Boden dahin, während die beiden mittleren sich ganz offen mit gefletschtem Gebiß zeigten.
    Die vordersten Pflanzenfresser hatten diese Räuber inzwischen bemerkt, und sofort kam Unruhe in der Herde auf. Es waren zwanzig Huftiere, gehörnte Kolosse aus Fleisch und Muskeln, die durchaus wehrhaft waren, sowohl an Zahl wie auch an Masse den Räubern überlegen.
    Aber sie konnten nur zwei Räuber sehen, die anderen waren verborgen. Sie konnten wittern, daß es viel mehr Räuber waren als die wenigen im Sichtbereich, und das machte sie äußerst nervös. Sie wußten nicht, wie groß die Gefahr tatsächlich war, ob sie bleiben oder sich verteidigen konnten oder ob eine Flucht besser war. Einen Augenblick schwankten sie hin und her, versuchten einen Verteidigungsring zu bilden, der sich rasch wieder löste; unsicher hielten sie Ausschau nach den unsichtbaren Jägern.
    Die Unruhe setzte sich fort und steigerte sich schließlich zur Panik. Einer der Hyänenartigen blieb stehen und stieß einen hohen, pfeifenden Laut aus. Die Herde drehte daraufhin ab und ergriff in vollem Galopp die Flucht.
    Die verborgenen Räuber waren bereits so nahe, daß sie mühelos aufholten, das schwächste Tier der Herde absonderten und in eine andere Richtung hetzten. Die beiden Anführer rannten in vollem Lauf hinterher, und kurz darauf fiel das Huftier unter dem Ansturm der sechs Leiber.
    Ab diesem Moment war die Panik schlagartig vorbei; die Herde kam etwa zweihundert Meter entfernt zum Stehen, die Tiere äugten kurz neugierig herüber und grasten dann weiter. Die Hyänenartigen saßen hechelnd da, erholten sich einige Minuten von der schnellen Jagd und begannen dann gemeinsam, ohne Streit um die Rangordnung, zu fressen.
    Bull wandte den Blick von den Tieren zum Himmel. Große, bizarre schwarze Schatten schwebten in großer Höhe am düstergrauen Himmel dahin und verdunkelten ab und zu die weit entfernte, bleiche Sonne.
    Diese Flugwesen waren keine Gefahr für die Landtiere, sie waren ausschließlich auf die Jagd am Meer spezialisiert; nur dort hatten sie nach dem Zustoßen wieder genug Auftrieb, um die schweren Körper in die Luft zu erheben.
    Von der äußersten westlichen Plattform aus konnte Bull einen Streifen Meer erkennen. Das Meer war vielleicht das faszinierendste Objekt des Planeten: Das Wasser selbst wirkte schwarz und tot, und doch gab es hier millionenfaches Leben in jeder Größe, vom mikroskopisch kleinen Krill bis zum Vierzig-Meter-Giganten.
    Und die meisten Wesen zeigten, daß sie da waren. Sie hatten Antennen, Laternen, Positionslichter, leuchtende Flossen oder leuchtende Augen. Es gab kaum eine Stelle im Wasser, an der es nicht blinkte oder funkelte, in vielen verschiedenen Farbtönen.
    Diese Lichter erloschen nur dann, wenn der riesige Schatten eines Flugwesens darauf fiel; doch nur selten ging der Angriff fehl. Die Tiere kreisten sehr lange im Gleitflug, immer tiefer und tiefer, bis sie plötzlich den langen Hals bogen und mit der langen und spitzen, mit Hunderten winziger messerscharfer Zähne bewaffneten Schnauze zustießen. Die äußeren Spitzen der Hautschwingen peitschten ein-, zweimal das Wasser, bis sie wieder genügend Auftrieb hatten und rasch an Höhe gewannen. Noch bevor die richtige Gleithöhe wieder erreicht war, war die zappelnde und sich windende Beute bereits verschluckt und in den Kröpf gewandert.
    Phegasta, die Düsterwelt.
    Eine Welt voll melancholischer, rauher Schönheit. Bestimmt keine Welt, um hier zu leben, aber eine Welt für Augenblicke der Ruhe und Selbstbesinnung.
    Das wollte Reginald Bull ausnutzen, wenigstens für eine kurze Zeit. Er drängte für einige Minuten die Sorgen zurück, um abzuschalten und sich zu regenerieren. Schon früher hatte sich dieses Verhalten als sehr wertvoll erwiesen, da ihm danach oft rettende Einfalle gekommen waren, ein zuvor als unlösbar erschienenes Problem zu beseitigen.
    Das einzige, was er in diesem Augenblick bedauerte, war das Alleinsein. Gerade jetzt, gerade hier wäre er gern mit Joara zusammengewesen. Sie hätten sich die Welt angeschaut und sich über ihre Eindrücke unterhalten. Er liebte diese Gespräche, die sich um nichts weiter drehten als um Menschlichkeit, und sich dabei

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