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169 - Der Weltenwanderer

169 - Der Weltenwanderer

Titel: 169 - Der Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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geschah, um eine selbst erfüllende Prophezeiung? War denn nicht schon längst alles geschehen – wie sonst könnte er hier auf dem Mars der Vergangenheit sein? Oder war die Zeit ein Kreislauf, der nie endete, sondern immer wieder in den Anfang mündete?
    Spekulationen halfen Matt nicht weiter, und dieses kosmische Rätsel war einfach zu gewaltig, um es mit dem menschlichen Verstand zu entschlüsseln. Er entschied, Gilam'esh tun zu lassen, was immer er wollte, und seine Entscheidungen in dieser Hinsicht nicht zu beeinflussen.
    Und tatsächlich ließ der Hydree schließlich auch den Archivraum unter der Grotte des Strahls installieren, der Matt damals – Milliarden Jahren später – hierher gebracht hatte.
    Tatsächlich handelte es sich lediglich um eine weitere Einrichtung, die den Nachfahren der Hydree die Geschichte der Ahnen näher bringen sollte, diesmal auf visuelle und akustische Weise. Um den Raum mit Energie zu versorgen, ließ Gilam'esh eine Verbindung zur Tunnelfeldanlage legen, die ja von der nie endenden Kraft aus dem Inneren des Rotgrunds gespeist wurde. Solange der Verteilerkristall aktiv war, würde das Archiv seine Informationen auf Abruf preisgeben.
    Matt war überrascht. Er hatte ein zweites Tunnelfeld erwartet, eine Möglichkeit zur Zeitreise, zumindest auf mentaler Ebene. Aber er schwieg und bohrte nicht nach. Es hatte funktioniert, also würde es wieder funktionieren. Hoffte er zumindest… und fürchtete es zugleich.
    Acht Umläufe nach Gilam'eshs erster mentalen Tunnelfeldwanderung traf sich sein Forschungsteam mit den Obersten der Ditrydree in der Hochgebirgsstation, um die nächsten Schritte des Projekts zu beschließen. Die entscheidende Testphase stand bevor: Die ersten Freiwilligen sollten das Tunnelfeld betreten und den Überlebenskampf in der fernen Zukunft des dritten Planeten antreten.
    ***
    Gilam'esh hatte seinen Sessel von der Instrumentenkonsole weggedreht und betrachtete den Stern, der inmitten des Sichtfeldes im Kuppelzenit strahlte.
    Die Erde,
    raunte der Maddrax-Geist in seinem Bewusstsein.
    Auf diesem Planeten wird dein Volk überleben und sich vermehren…
    »Ich hoffe es«, murmelte Gilam'esh. »Ich vertraue dir und hoffe es…« Niemand nahm Anstoß an seinem scheinbaren Monolog. Längst hatte sich sein Umfeld daran gewöhnt, dass der Erste Hochrat der Ditrydree zu Selbstgesprächen neigte.
    Nach und nach bückten sich die zur Ratsversammlung geladenen Ikairydree und Ditrydree durch die Luke, betraten die Zentrale der Station, grüßten und nahmen auf einem freien Sessel an der ringförmigen Instrumentenkonsole Platz.
    »Rotgrunds Wärme und das Lachen seiner Schöpfer sei mit euch«, grüßten die meisten, und Gilam'esh erwiderte die Grüße eher mechanisch: »Mögen die Schöpfer das Glück an deiner Seite festhalten.«
    Sein gesamtes Forschungsteam fand sich an diesem denkwürdigen Tag in der Hochgebirgsstation ein, angeführt von den Ikairydree Leg'wanot und Wanil'ama. Auch Ramyd'sam war geladen, und natürlich die Elite der Ditrydree: der Hochrat Ardi'bud von Tarb'lhasot, Gilam'eshs Erzeuger Barton'esh, der neue Hochrat der Hauptstadt Carol'mag, der Große Ulik'suta und viele Räte und Meister aller Künste aus den wichtigsten Städten der Ditrydree. Die Forschungsstation bot kaum Platz für alle.
    Gilam'esh eröffnete als Erster Hochrat die Versammlung.
    »Verehrte Ikairydree, verehrte Meister und Räte der Ditrydree, wir sind heute hier zusammengekommen, um uns ein Bild von der katastrophalen Lage auf Rotgrund zu verschaffen, und um eine entscheidende Weichenstellung für die Rettung unserer beider Völker vorzunehmen.« Mit einer Kopfbewegung deutete er hinauf zum Kuppelzenit, wo im Sichtfeld des Hauptteleskops Ork'huz leuchtete. »Der dritte Planet unseres Sonnensystems. Vor einer Milliarde Jahre, nach dem Zusammenstoß mit einem Riesenkometen, war er nichts weiter als ein glühender Klumpen, über den giftige Gase krochen. Auch jetzt noch, zu unserer Zeit, ist er viel zu heiß, als dass ein Hydree ihn betreten könnte, und seine Atmosphäre würde jeden Wulrochbullen schon nach kürzester Zeit vergiften. Doch dank des Tunnelfeldes, dessen Idee und Prototyp uns die Brüder vom Volk der Ikairydree geschenkt haben, konnten wir uns einen Weg in die Zukunft von Ork'huz bahnen – und haben einen fruchtbaren, lebensfreundlichen Meeresplaneten entdeckt, auf dem unsere Völker gedeihen können. Schon seit über einem Umlauf tummeln sich eine Wulrochherde und ein großer

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