Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
169 - Der Weltenwanderer

169 - Der Weltenwanderer

Titel: 169 - Der Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
gelang es ihm, seinen Sturz durch bloße Willenskraft abzubremsen. Er wollte nach den energetischen Schattenfeldern suchen, die er bei seiner ersten mentalen Weltenwanderung entdeckt hatte. Doch fand er diesmal keine Spur mehr von ihnen: kein Schatten eines Körpers oder eines Kombacters. Nur den energetischen Abdruck des Containers entdeckte er in den Farbspiralen der Tunnelfeldwand. Seltsam.
    Er würde dieses Phänomen mit Leg'wanot und Wanil'ama erörtern müssen.
    Er konzentrierte seinen Geist auf das Ende des Tunnelfelds – und fand sich fast im selben Moment über dem ausgedehnten Meer und dem Küstenstreifen mit der Landzunge wieder, wo er seine Gefährtin und Mosh'oyot und die anderen hatte abstürzen sehen. Sie hatten das Tunnelfeld auf die gespeicherten Daten eingestellt und dabei die Rotation von Ork'huz – oder der
    »Erde«, wie der Maddrax-Geist seinen Heimatplaneten nannte – berücksichtigt.
    Erregung ergriff Gilam'eshs Geist, und so tief wie möglich sank er auf die Dunstschwaden über dem Meer hinab. Ein ungastlicher Ort, das stellte er nun schon zum zweiten Mal fest.
    Es war Hochlicht und die viel zu große Sonne bestrahlte Küste, Landzunge und Brandung mit grellem Schein. Unweit der Landzunge schwamm der Container auf den Wogen.
    Sechs- oder siebenhundert Längen entfernt lag das ausgebleichte Skelett eines monströsen Tieres im Sand. Auf den zweiten Blick erkannte Gilam'esh die schreckliche Echse, die bei seinem ersten Besuch dort unten noch ihr Unwesen getrieben hatte. Wer hatte sie getötet?
    Der Sand rund um das Skelett war vollkommen glatt und ohne jede Spur. Dabei hätten sich doch Kampfspuren in der direkten Umgebung finden müssen. Nichts dergleichen.
    Gilam'esh zog den einzig möglichen Schluss aus seinen Beobachtungen: Seit das Tier gestorben war, mussten etliche Gezeiten über die Landzunge gegangen sein. Es war also schon länger tot. Zwanzig bis dreißig Lichter mindestens, schätzte er.
    Demnach war die Justierung des Tunnelfeldes nicht exakt möglich. Manil'bud war ihm endgültig entglitten…
    ***
    Während der nächsten beiden Umläufe entwickelten die Forscher um Gilam'esh, Leg'wanot und Wanil'ama ein Skalierungssystem für die Justierung des Tunnelfeldes. Sie legten jene Zeitprogrammierung als Nullpunkt fest, die Wanil'ama während der Besetzung der Schaltzentrale durch Ramyd'sam und seine Eskorte im Laufe des Kampfes zufällig gespeichert hatte. Die Skelettierung der Echse und der Wechsel von Ebbe und Flut an der Landzunge lieferten fürs Erste Anhaltspunkte genug, um die kleinste Einheit der Zeitskala auf einen Zehntel Umlauf festzulegen; also auf etwa zweieinhalb irdische Monate. Um diese Festlegung sichern zu können, musste Gilam'esh vier weitere Geistreisen durch den Raumzeittunnel unternehmen.
    Zwei Umläufe später justierten die Forscher das Tunnelfeld um etwa hunderttausend Jahre weiter in die Zukunft, ließen die örtliche Komponente aber auf den bekannten Punkt gerichtet.
    Gilam'esh reiste mental zum anvisierten Ort und Zeitpunkt und musste feststellen, dass es dort keine Küste mehr gab. Er fand nur Wüste ohne nennenswerte Vegetation vor.
    Der Maddrax-Geist lieferte die Erklärung: Die Landmassen der Ur-Erde waren in Bewegung und drifteten voneinander weg.
    Nach dem Prinzip Versuch und Irrtum richteten die Forscher das Tunnelfeld solange auf beliebige Punkte des dritten Planeten, bis Gilam'esh auf seinen Testreisen endlich eine Wasserfläche unter dem Ausgang des Raumzeittunnels fand.
    Offenbar hatte man sich in eine Zeit vorangetastet, die von einer Klimakatastrophe geprägt war: Es herrschten unerträgliche Temperaturen und eine große Dürre. Diese mörderische Epoche in der Geschichte Ork'huz' schied als Asyl für die Hydree aus, da waren die Forscher sich einig; für die Arbeit an der Steuerung der Tunnelfeldanlage eignete sie sich dennoch. Man schickte Farblösungen und Rotgrundalgen durch den Raumzeittunnel. Gilam'esh beobachtete in weiteren Geistreisen den Verdünnungseffekt und die Algenblüte und lieferte auf diese Weise wertvolle Hinweise, die es erlaubten, die Justierung zu verfeinern. Schließlich gelang es den Forschern mit dieser Methode, die Justierungsunschärfe des Feldes auf drei bis sieben Lichter zu reduzieren. Bis auf weniger als eine Woche genau konnten sie also einen Zeitpunkt in der Zukunft bestimmen.
    Einmal nahm Leg'wanot Gilam'esh beiseite. »Hast du den Eindruck, dass sich deine Fähigkeit zur Weltenwanderung in letzter Zeit

Weitere Kostenlose Bücher