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169 - Der Weltenwanderer

169 - Der Weltenwanderer

Titel: 169 - Der Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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tiefer als sechshundert Längen tauchen können.
    »Wir sind im Nordmeer, wie sollten uns hier denn Barbaren angreifen…?« Ardi'bud beobachtete das Ortungsfeld. Die vom Wärmetaster erfasste Formation der Großfische näherte sich rasch.
    »Irgendwie müssen sie herausgefunden haben, dass wir auf dieser Route unterwegs sind«, sagte Barton'esh. Der Thuraina tauchte in einem Winkel von etwa sechzig Grad nach unten.
    Der Tiefenmesser stand bei dreihundertdreißig Längen.
    »Patrydree!«, flüsterte die Ritualmeisterin. »Tatsächlich! Eine ganze Rotte auf Pelzwulrochs!«
    Wulrochs waren keine Fische, sondern Säugetiere und Lungenatmer. Die Barbaren der Westmeere zähmten die mit vier bis sechs Längen kleinste Wulrochart seit über fünfhundert Umläufen und benutzten sie vor allem als Reittiere für ihre Harpunenschützen und Speerwerfer. Pelzwulrochs mussten alle zwei bis drei Stunden auftauchen, um Luft zu holen.
    »So ist es!« Barton'esh hatte längst nach zwei hornartigen Auswüchsen in der Armaturenmembran gegriffen – Zieloptik und Auslöser des Großkombacters. Zehn Prozent aller Transportfische der Ditrydree waren mittlerweile mit der von Gilam'esh entwickelten Waffe ausgerüstet. »Harpunenschützen der Westbarbaren!« Er spähte nach dem Tiefenmesser: dreihundertneunzig Längen. »Solange wir nicht die Sechshundert-Längen-Marke hinter uns haben, sind wir nicht sicher.« Hinter den Kuppelmembranen ihrer Cockpithauttaschen konnten die Ditrydree einen höheren Wasserdruck ertragen als die schutzlos auf ihren Wulrochs reitenden Patrydree.
    Carol'mags Thuraina war schon auf über vierhundert Tiefenlängen getaucht. Eine Rotte Angreifer umzingelte ihn.
    Im Licht der Weißkorallenringe entlang der Kiemenwülste ihres Reitfischs sahen die drei Ditrydree aus Tarb'lhasot nun auch in ihrer direkten Umgebung zwanzig bis dreißig Angreifer. Die ersten Pfeile durchbohrten die Kuppelmembran.
    Barton'esh hockte auf dem äußersten Rand seiner Quallenkuhle, beugte sich über die Armaturenmembran und hielt die beiden gekrümmten Hebel umklammert. Der Tiefenmesser überschritt eben die Vierhundert-Längen-Marke.
    Sie tauchten immer noch viel zu hoch.
    Wieder schossen Pfeilbolzen durch die Membran. Der alte Hochrat bäumte sich plötzlich auf, seufzte und fiel schlaff zur Seite. Zwei Pfeilbolzen steckten in seiner Brust. Die Ritualmeisterin schrie auf, ihr Scheitelkamm verfärbte sich orange, sie fasste nach einem Pfeil in ihrem Hals und riss ihn heraus. Ein Blutstrom ergoss sich über die Armaturenmembran.
    Barton'esh berührte ein Tastfeld am unteren Rand der Armaturenmembran: Die Weißkorallenscheinwerfer erloschen.
    Jetzt bot der Thuraina wenigstens kein sichtbares Ziel mehr.
    Barton'esh spähte in die Visieroptik und drückte auf den Auslöser. Ein grelles Strahlennetz schoss durch die Wasserfinsternis, erfasste sieben oder acht Pelzwulrochs, von denen die meisten zerplatzten. Doch die anderen Angreifer dachten nicht daran, die Flucht zu ergreifen. Von allen Seiten bedrängten sie den Transportfisch, und es wurden immer mehr.
    Zwei Patrydree stießen sich von ihren Wulrochs ab, tauchten zum Thuraina und klammerten sich an dessen Brustflossen fest…
    ***
    Wasser strömte durch eine pulsierende Röhre. Es war warm, und es schwemmte seinen Körper zuerst durch eine Verengung und dann sehr sanft durch eine Öffnung in einen weiten Raum.
    Zunächst schien alles grün, dann türkisfarben, dann blau und grau, und schließlich schälten sich erkennbare Formen aus den Farben.
    Er blickte auf ein Lenkrad – das eines Ford Mustang! Er blickte durch die Windschutzscheibe: Er fuhr an vertrauten Häusern vorbei, an vertrauten Hecken, an Zäunen vertrauter Vorgärten. Und da – sein Elternhaus…!
    Plötzlich wurde alles weiß – Schnee und Eis, wohin er blickte. Er sah Armaturen, ein Staurohr, die Tragfläche eines Jets, und er sah eine Frau über einen steilen Eishang zu ihm heraufklettern. Sie war groß und schlank, fast dürr, hatte weißblondes Haar und trug einen rötlichen Anzug mit Karomustern, der eng an ihrem Körper anlag.
    »Chandra«, hörte er sich selbst stöhnen.
    Die Frau stieg durch Eis und Schnee und kam rasch näher.
    Jetzt war sie auf einmal nackt bis auf einen Lendenschurz, und ihr Haar schimmerte blauschwarz. Dunkelblaue und -grüne Streifen schmückten ihren herrlichen Körper. Jetzt stand sie neben seinem offenen Cockpit.
    Mit der Faust klopfte sie sich gegen ihr Brustbein.
    »Aruula«, sagte sie, und

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