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169 - Der Weltenwanderer

169 - Der Weltenwanderer

Titel: 169 - Der Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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im Sand und sah auf ihr taubes linkes Bein hinab: An einigen Stellen des Unterschenkels platzte die grau verfärbte Schuppenhaut auf, so geschwollen war er. Manil'bud deutete aufs offene Meer hinaus. Nirgendwo war auch nur eine Spur bläulichen Geflimmers zu sehen. »Man kann das Tunnelfeld nur in eine Richtung durchschreiten, verstehst du, Hochrat? Was geschehen ist, kannst du nicht ungeschehen machen. Darum höre auf zu jammern. Es ist die Zeit zu kämpfen.«
    »Ja, ja…« Mosh'oyot schluchzte, keuchte und röchelte. »Ja, du hast Recht…«
    Manil'bud blickte zu der Bestie. Knapp zwanzig Längen entfernt lag das Tier in einem flachen Sandkrater, den es in seinen Zuckungen gescharrt hatte. Eine Dunstwolke schwebte über ihm. Seine riesige raue Zunge hing zwischen den spitzen und langen Zähnen heraus. Das Biest lag auf der Seite und seine Flanke hob und senkte sich im Rhythmus seiner Atemzüge. Nicht lange, und es würde sein Bewusstsein wiedererlangen.
    Sie wandte sich wieder an den Hochrat. »Wir sind beide verletzt, trotzdem müssen wir das Tier töten, bevor es uns tötet. Und wir müssen essen und trinken, um wieder zu Kräften zu kommen…« Sie brach zusammen. Auf den Ellbogen und dem rechten Knie kroch sie auf die Bestie zu. Mosh'oyot robbte keuchend hinter ihr her.
    Der gewaltige Tierkörper war kühl. Manil'bud lehnte sich gegen seine Schulter neben dem Hals. Sie stellte den Schneidemodus des Kombacters ein. Mosh'oyot sah sie verständnislos an.
    Mit der Energieklinge durchtrennte Manil'bud den Schuppenpanzer auf dem Hals der Bestie, danach die Unterhaut und die Muskelstränge, bis sie endlich auf die Halsschlagader stieß. Blutfontänen pulsierten, als sie sie aufschnitt. »Trink«, forderte sie Mosh'oyot auf.
    Dessen Unterkiefer bebte. »Ich soll… was?«
    Manil'bud beugte sich in die Fontäne, öffnete den Mund und trank. Das Blut war kühler als das Wasser und die Luft. Es erfrischte sie. Als sie sich satt getrunken hatte, rollte sie sich zur Seite und wischte sich das Blut mit dem Unterarm ab.
    »Jetzt du.«
    »Es ist… es riecht ekelhaft…« Mosh'oyot machte ein angewidertes Gesicht.
    »Es enthält viel Eiweiß und wird unsere Tandrumdrüsen stimulieren…« Sie spürte schon jetzt Hitze vom Kopf aus durch ihren Körper pulsieren.
    »Das wird uns zu gewalttätigen Tieren machen…«, flüsterte der andere.
    Manil'bud zog die Stirnschuppen hoch. »Müssen wir das nicht auch werden, um hier überleben zu können?« Etwas wie Hoffnung und das Gefühl eigener Stärke wuchs in der Hydree.
    Hochkonzentrierte Eiweißaufnahme regte eine Drüse an der Schädelbasis der Hydree an. Manche Mediziner der Ditrydree hielten sie für den Sitz der Angriffslust im Besonderen und des Bösen im Allgemeinen.
    »Ich kann nicht«, stöhnte Mosh'oyot.
    »Du musst. Trink das Blut, iss vom rohen Fleisch! Nur so überlebst du!« Mit der Strahlenklinge schnitt Manil'bud sich ein Stück Muskelfleisch aus dem Hals der Bestie. Sie biss hinein, kaute und schluckte. »Ohne ein gewisses Maß an Aggression werden wir hier nicht einmal ein Licht alt.« Sie reichte Mosh'oyot das Fleisch: Endlich aß auch er und trank auch vom Blut.
    Später schleppten sie sich über die von Spuren aufgewühlte Landzunge zum Meeresufer. Manil'bud wollte weg von dem Kadaver. Sie ging davon aus, dass bald eine Menge Räuber auftauchen würden, um ihm das Fleisch von den Knochen zu reißen.
    Sie wälzten sich in die Brandung, tauchten in die Dunstschleier ein und schwammen in Strandnähe dem untergehenden Licht entgegen. Vielleicht würden das Wasser und die Luft dort kälter und sauerstoffreicher sein. Bald verschwammen ihre schuppigen Gestalten endgültig mit den Dunstbänken über dem wogenden Meer…
    ***
    Der Container maß zwei auf drei Längen und enthielt alles, was eine kleine Expedition benötigte, um zwei Wochen unter extremen Bedingungen zu überleben. Er rauschte an Gilam'esh vorbei und verschwand in den Tiefen der rotierenden Farbspiralen.
    Der Meister des Tunnelfeldes hatte den Maddrax-Geist dieses Mal in seinem Körper zurückgelassen. Sie hatten die geistige »Ankoppelung« gar nicht erst versucht. Das Risiko erschien beiden zu unkalkulierbar.
    Auch ließ Gilam'esh sich diesmal mehr Zeit mit seiner geistigen Reise durch den Raumzeittunnel. Er wollte ausprobieren, inwieweit er den Tunnelfelddurchgang unabhängig von der Justierung steuern konnte. Musste er notwendig bis zum Ende reisen, oder konnte er vorher
    »anhalten«?
    Tatsächlich

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