Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
169 - Der Weltenwanderer

169 - Der Weltenwanderer

Titel: 169 - Der Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
dann deutete sie auf ihn. »Sigwaan?«
    Er fühlte sich maßlos erschöpft. »Matt…«, murmelte er mit schwerer Zunge. »Matt Drax.«
    »Maddrax…«, wiederholte die Frau.
    »Aruula«, flüsterte er. Er streckte die Arme nach ihr aus.
    Seine Hände griffen in Wasser…
    Auf einmal spannten sich Schwimmhäute zwischen seinen Fingern, und er schwamm über einer Kuppelstadt. Oder nein – es war die Baustelle für eine Kuppelstadt, über der er schwebte.
    Die kuppelförmigen Erhebungen waren glatt und türkisfarben und teilweise unvollendet. Öffnungen gähnten in den gewölbten Mauern. Wassertiere mit Stoßzähnen, die an Orkas erinnerten, schleppten Lastencontainer in die Baustelle.
    Zahllose Hydree öffneten Rohrschleusen und gossen eine teilweise gelbliche, teilweise türkisfarbene Gallertmasse in kuppelförmige Verschalungen aus Fischgräten.
    Was ist das?, wollte Drax fragen, doch seine Lippen gehorchten ihm nicht, und er erinnerte sich, dass er in einem fremden Körper hauste, in einem fremden Hirn. Es blieb beim bloßen Gedanken: Was ist das?
    »So ungefähr könnte der Prototyp der neuen Stadt aussehen«, sagte eine Stimme. Drax erkannte Gilam'eshs Stimme und begriff zugleich, dass der Meister des Tunnelfeldes nicht mit ihm, sondern mit einem Hydree aus dem Volk der Ditrydree sprach, der neben ihm über die Baustelle schwamm. Es war Ramyd'sam.
    »Werden wir denn über genug bionetischen Baustoff verfügen?«, fragte der zweifelnd.
    »Es wird seine Zeit brauchen, bis euch genügend Material zur Verfügung steht«, erwiderte Gilam'esh. »Doch wir geben euch ausreichend Korallenbaum-DNS mit, und die Quallen und Tej'oriks produzieren rasch. Bevor in drei Umläufen die erste Evakuierungswelle anläuft, habt ihr die Stadt errichtet. Mit der neuen Methode werdet ihr schneller arbeiten als bisher.«
    Matthew verstand nur vage, worum es ging. Die beiden Ditrydree tauchten in die unvollendete Stadt hinein, durch Kuppelsäle, Spiralgänge, Ringröhren, Portale und Schleusen.
    Irgendwann verschwammen die Formen in einem türkisfarbenen Nebel, Gilam'esh schlug die Augen auf, und Matt begriff endlich: Sie lagen in der weichen Gewebskammer eines Traumkraken.
    Was war das für eine Stadt?, dachte Matt Drax.
    »Wir haben im Traum einen neuen Stadttyp entworfen«, sagte Gilam'esh. Hatte er vergessen, dass Ramyd'sam in der Liegekuhle neben ihm lag? »Mit Hilfe des Traumkraken werden Ramyd'sams Pionierschwärme versuchen, den Stadtentwurf direkt auf den Meeresgrund des Asylplaneten zu projizieren…« Er unterbrach sich, denn neben ihm keuchte Ramyd'sam. Seine Kiemenklappen bebten.
    »Mit wem… mit wem sprichst du…?«, stammelte er.
    »Was ist mit dir?« Gilam'esh richtete sich auf und streifte das Geflecht von grün leuchtenden Tentakeln ab, das seinen Körper einhüllte. Er tastete nach Ramyd'sams Kiemenschlagader. Dessen Herz schlug ungewöhnlich schnell, die sonst silberfarbene Färbung seines Scheitelkamms hatte einen Blaustich.
    »Das Atmen… es fällt mir so schwer…« Auf mentalem Weg rief Gilam'esh zwei Ditrydree seiner Eskorte, die außerhalb des Traumkraken in seinem Reitfisch warteten. Gemeinsam trugen sie den Kranken durch die fleischigen Röhren und schleimigen Höhlen des Traumkraken nach draußen und betteten ihn in die Cockpittasche des Thurainas.
    Ramyd'sam sah schlecht aus, und Gilam'esh machte sich ernsthafte Sorgen. Um seinen Assistenten und um den Zeitplan für das Projekt Tunnelfeld, denn morgen wollte er mit Ramyd'sam zur Anlage aufbrechen und schon in zehn Lichtern sollten die Pioniere durch den Raumzeittunnel gehen.
    Sie kehrten zurück nach Tarb'lhasot, brachten Ramyd'sam in Gilam'eshs Privatkuppel und ließen nach einem Meister der Heilung rufen. Der runzelte besorgt die Stirnschuppen, als er durch die Luke in die Wohnkuppel tauchte und die bläuliche Färbung von Ramyd'sams Scheitelkamm sah.
    »Sauerstoffmangel«, sagte er nur. »Seit dreißig Lichtern nehmen die Fälle drastisch zu…«
    ***
    Jetzt.
    Matt Drax empfing die mentale Botschaft genau so deutlich wie sein Wirt Gilam'esh.
    Wir haben den ozeanischen Koordinatenpunkt im Visierkreuz des Teleskops.
    Danke, dachte Gilam'esh. Er konzentrierte sich auf Wanil'ama. Sie wartete in der Schaltzentrale auf seine Anweisungen. Ich bitte um die letzte Überprüfung des Tunnelfeldes.
    Der Raumzeittunnel war aktiviert geblieben, seit die Forscher um Gilam'esh, Leg'wanot und Wanil'ama die Fische und die Wulrochs in die Zukunft des dritten Planeten

Weitere Kostenlose Bücher