Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
169 - Der Weltenwanderer

169 - Der Weltenwanderer

Titel: 169 - Der Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
geschickt hatten. Über einen halben Umlauf lang war Ork'huz vom Licht – der Maddrax-Geist nannte es »Sonne« – verdeckt gewesen.
    Jetzt leuchtete der Planet am Nachthimmel über dem Rotgrund, und der flexible Zeitstrahl fand wieder sein Ziel. Sie hatten nur noch warten müssen, bis durch die Eigenrotation der Erde jene Koordinaten in Reichweite kamen, an denen sie die Tiere und deren Nahrung ausgesetzt hatten.
    Endlich war es so weit.
    Tunnelfeld überprüft, meldete sich Wanil'ama in Gilam'eshs Gedanken. Die Einstellungen sind unverändert, die Kontrollinstrumente zeigen keine Auffälligkeiten, der Justierungskristall und die Fusionsmodulationsplattform arbeiten einwandfrei.
    Natürlich erfassten weder das Teleskop noch die Ortungsanlage in der Hochgebirgsstation auch nur eine Spur von Wasser an dem Koordinatenschnittpunkt, auf den das Tunnelfeld jetzt gerichtet war. In der Epoche der Hydree-Kultur gab es dort weiter nichts als einen brodelnden Magma-Ozean zu beobachten. In etwas weniger als 3,5 Milliarden Erdjahren jedoch würde sich an dieser Stelle ein Meer ausdehnen, das man zu Maddrax' Zeiten den »Atlantischen Ozean« genannt hatte – oder, je nach zeitlicher Perspektive, noch nennen würde.
    Danke, dachte Gilam'esh. Er wandte sich an den Ditrydree, den er am Licht zuvor zum Ork'huz-Meister und Ersten Schwarmmeister ernannt hatte: an Ramyd'sam. Der Meister der Heilung hatte ihn ein paar Stunden lang konzentrierten Sauerstoff einatmen lassen. Er war schon am übernächsten Tag wieder reisefähig gewesen. Das Projekt Tunnelfeld hatte nur eine Rotation Zeit verloren.
    »Es ist so weit«, sagte Gilam'esh. Er überreichte dem Ersten Schwarmmeister der Pioniere einen tragbaren Container und einen Spezialkombacter. Der Container enthielt Leuchtstoffmunition in verschiedenen Farben. Rot zum Beispiel bedeutete: Wir können jetzt schon absehen, dass ein Leben in diesem Meer unmöglich sein wird. Blau bedeutete: Es ist alles gut gegangen, und es gibt keine Hinweise auf eine ernsthafte Bedrohung. Gelb bedeutete: Schickt uns Verstärkung und Waffen. Uns so weiter… Mit dem Spezialkombacter konnte die Signalmunition verschossen werden.
    Ramyd'sam schnallte sich den Container auf den Rücken und nahm den Kombacter entgegen. Durch Gilam'eshs Augen konnte Matthew Drax sehen, wie seine Lippen bebten und seine Kiemenklappen vor Erregung zitterten. Die Basis seines Scheitelkamms strahlte in einem hellen, pulsierenden Blau und die Kammspitzen leuchteten wie glühendes Silber.
    »Die Geduld der Schöpfer erhalte dich, Ramyd'sam«, sagte Gilam'esh, »und binde das Glück an deine Seite.«
    Ramyd'sam war zu aufgeregt, um den Gruß erwidern zu können. Er nickte nur kurz und murmelte etwas Unverständliches.
    Hundertvierzig Thurainas kreisten auf Höhe der zweiten Galerieebene entlang der Balustrade um die Haupthöhle der Tunnelfeldanlage. In ihren Cockpithauttaschen saßen insgesamt achthundertvierzig Ditrydree, die sich freiwillig für die Reise durch Zeit und Raum gemeldet hatten. Die Hälfte von ihnen waren Mütter im gebärfähigen Alter.
    Gilam'esh legte den Kopf in den Nacken und rief laut:
    »Rotgrunds Wärme und das Lachen seiner Schöpfer sei mit euch, ihr mutigen Ditrydree! Ihr seid die Ersten, die ihren Heimatplaneten verlassen! Ihr habt euch freiwillig gemeldet, um den neuen Lebensraum der Hydree zu testen! Eure Namen werden für immer in der Büchern der Chronik stehen! Möge die Geduld der Schöpfer euch Kraft verleihen!«
    Über achthundert Stimmen erwiderten den Segensgruß des Ersten Hochrats: »Rotgrunds Wärme und das Lachen seiner Schöpfer sei mit dir, Gilam'esh, Weltenwanderer und Meister des Tunnelfelds!«
    Ramyd'sam stieß sich ab und tauchte zu den Fischen hinauf.
    Ein Thuraina scherte aus der Ringformation aus und schwamm auf ihn zu. Die Kuppelmembran über der Cockpithauttasche öffnete sich und der Erste Schwarmmeister stieg in seinen Transportfisch.
    Gilam'esh schwamm zum Zentrum der Haupthöhle. Über dreihundert Materialcontainer und hundertfünfzig mit zerbrechlichem oder empfindlichem Gerät gefüllte Quallen ruhten dort etwa sechzig Längen vom Tunnelfeld entfernt auf dem Meeresgrund. Und mitten unter den Frachtgütern pulsierte ein riesiges Tentakelwesen: ein Traumkrake. Er sollte Entspannung und Glücksgefühle in den harten Alltag bringen, der den Pionieren bevorstand. Zugleich hatten die Forscher um Gilam'esh und Leg'wanot ihn zu einem wichtigen Instrument optimiert, mit dessen Hilfe die

Weitere Kostenlose Bücher