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169 - Die Drachenmenschen

169 - Die Drachenmenschen

Titel: 169 - Die Drachenmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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verließ den Geländewagen, schwebte über die Sandbank und den Fluß hinweg und drang erst weit entfernt in den Urwald ein. Das erste' Erlebnis dieser Art hatte sie noch in Panik gestürzt und einen nur langsam abklingenden Schockzustand verursacht. Inzwischen wußte Feodora, daß sie die seltsame Reise, bei der nur ein dünnes Band Geist und Körper zu verbinden schien, jederzeit unterbrechen und zurückkehren konnte. Die anfängliche Furcht vor dem Unbegreiflichen war zwar bis heute nicht überwunden, doch kam sie während ihrer „out of the body strips" damit inzwischen besser zurecht.
    Materie bedeutete kein Hindernis für sie. Feodora wünschte sich, dem roten Flackern nahe zu sein, und übergangslos schwebte sie vor einem hoch auflodernden Feuer. Schattenhaft sah sie halbnackte Gestalten mit monströsen Tierschädeln ekstatisch tanzen. Sie bewegten sich im Rhythmus dumpfer, hallender Trommelklänge.
    Feodora glaubte die Nähe ihres Bruders zu spüren, doch schon im nächsten Moment stoben die Flammen fauchend und prasselnd auf, zeichnete das Feuer die Umrisse einer wahren Schreckensgestalt nach… Mit unwiderstehlicher Gewalt wurde Feodora in die Glut gerissen. Die Hölle konnte kaum schlimmer sein als das Gefühl, in Sekundenschnelle die letzte Bindung zum eigenen Körper zu verlieren.
    Der Trommelklang wurde hektischer. Verzweifelt kämpfte die Frau dagegen an, zugleich wissend, daß sie es nicht schaffen würde. Ein riesiges, furchterregendes Geschöpf entstand vor ihr aus dem Nichts heraus - ein Drachen mit weit ausgebreiteten Schwingen und gierig vorgereckten Klauen… Feodora schrie und schlug wie besessen um sich. Von einem Moment zum anderen drangen erregte Stimmen an ihr Ohr, griffen kräftige Fäuste nach ihren Armen und hielten sie unnachgiebig fest.
    Sie keuchte und würgte, bekam kaum mehr Luft. Erst einige kräftige Schläge ins Gesicht brachten sie wieder halbwegs zur Besinnung.
    „Was ist mit ihr geschehen?" vernahm sie wie aus weiter Ferne Dorian Hunters Stimme. In dem Augenblick begriff sie, daß ihr Geist in den Körper zurückgekehrt war.

    „Rian! Sieh!"
    Eine grell bemalte, verzerrte Fratze starrte durch die Seitenscheibe ins Innere des Geländewagens. Während Dorian sich noch um Feodora bemühte, stieß Coco bereits die Hecktür auf und sprang hinaus. Der Bannspruch, den sie der lauernden Gestalt entgegenschleuderte, zeigte keine Wirkung. Im Gegenteil. Ein kraftvoll geworfener Speer verfehlte die Hexe nur knapp. Krachend schrammte die Waffe über das Stahlblech der Karosserie.
    Ein Handscheinwerfer flammte auf. Vom Laderaum aus ließ Dorian den Lichtkegel wandern. Sekundenlang erfaßte die Helligkeit eine sehnige Gestalt, die kaum größer als einssechzig war. Dem Aussehen nach ein Indianer.
    Der Mann schrie etwas in einer unverständlichen Sprache. Übergangslos erlosch der Scheinwerfer. Im schwachen Sternenschein und vor dem glitzernden Hintergrund des Flusses sahen Coco und Dorian den Indianer fliehen. Bis die Lampe wieder funktionierte, waren sie auf der Sandbank so allein wie zuvor. Feodora richtete sich soeben stöhnend auf.
    Dorian nahm den Speer, den Coco ihm reichte. Er erkannte sofort, daß die Spitze vergiftet war. „Hast du uns etwas zu sagen?" wollte er von Feodora wissen. Als sie stumm den Kopf schüttelte, zerbrach er den Speer wütend über dem Knie und warf die Teile in den Sand.
    „Deine Hysterie war also bloßer Zufall?"
    Die Mulattin nickte stumm.
    „Du hast nicht erneut versucht, Lucio aufzuspüren?"
    Feodora wälzte sich herum und vergrub den Kopf zwischen den Armen. Ihr Körper wurde von einem heftigen Schluchzen geschüttelt.
    „Zumindest hatten wir Glück, daß wir durch sie aufschreckten", wandte Dorian sich an Coco. „Wir müssen vorsichtiger sein."
    „Gib mir die Lampe!" Sie leuchtete den Sand ab, bis sie die Abdrücke nackter Füße fand. „Wäre der Dämon auf uns aufmerksam geworden, hätten wir einen schwereren Stand gehabt. Das da war ein einfacher Indianer - einer, der nur auf unsere Ausrüstung scharf war, oder auf unsere Köpfe."
    Ein Blick auf die Armbanduhr verriet Dorian, daß es erst kurz vor Mitternacht war. Er griff nach dem Gewehr und lud es durch. „Ich übernehme die erste Wache", sagte er bestimmt. „Später wecke ich dich."
    Ruhig wurde es nie. Vom Fluß drang monotones Plätschern herüber, und hin und wieder sprang ein größerer Fisch aus dem Wasser. Möglich, daß auch ein Kaiman auf nächtliche Jagd ging. Die Stimmen des

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