1692 - Das Denkmal
denn?«, wollte ich wissen.
»Earl Simmons.«
Mir sagte der Name nichts. Als ich Suko anschaute, schüttelte er den Kopf.
Tanner hatte uns beobachtet und meinte: »Sorry, auch ich kenne ihn nicht. Wir haben schon die Computer laufen lassen. Er ist nicht registriert. Keine Vorstrafen.«
»Können wir näher rangehen?«, erkundigte sich Suko.
»Ja, zur Not.«
Die Antwort war aus Tanners Sicht verständlich. Er wollte nicht, dass irgendwelche Spuren verwischt wurden. Wir bemühten uns, vorsichtig zu sein, aber es war für uns beide wichtig, dass wir ihn uns aus der Nähe anschauten, denn es war uns bereits aus einer gewissen Entfernung etwas an ihm aufgefallen.
Das hatte mit seinem Körper zu tun, von dem der größte Teil schon sichtbar war. Uns ging es um die Haut, denn sie hatte sich verändert. Von den Füßen bis zum Kopf hin zeigte sie eine bläuliche Farbe und war an einigen Stellen sogar leicht aufgebläht. Das hatte nichts mit den Vorgängen der Verwesung zu tun, denn so lange war Earl Simmons noch nicht tot.
Die Augen des Mannes standen weit offen. Wir schauten hinein. Darin war nicht mehr zu lesen, was er in den letzten Sekunden seines Lebens durchgemacht hatte.
Tanner ließ uns in Ruhe. Aber nicht lange, denn er fragte: »Na, was sagt ihr dazu?«
»Hast du uns wegen der Veränderung an der Haut geholt?«, wollte Suko wissen.
»Genau. Sie bereitet mir Probleme. Einer unserer Spezialisten war der Meinung, dass sie verbrannt ist. Nur nicht von einem normalen Feuer. Dann hätte sie anders ausgesehen.«
»Und was meint er?«
»Er steht vor einem Rätsel, Suko. Ebenso wie wir alle. Deshalb habe ich mir gedacht, dass es ein Fall für euch sein könnte, und wenn er tatsächlich verbrannt wurde, dann von keinem normalen Feuer, möchte ich mal sagen.«
»Von welchem dann?«
Tanner musste lachen. »Frag mich nicht, Suko. Das ist ab jetzt euer Problem.«
Noch stand es nicht fest. Aber auch ich musste zugeben, dass dieser Mensch auf eine besondere Weise getötet worden war. Wer genau dahintersteckte und ob es wirklich ein Feuer gewesen war, das stand noch in den Sternen.
»Habt ihr eine Idee?«
»Noch nicht«, gab ich zu.
Tanner ließ nicht locker. »Aber es könnte in euer Fach fallen. Oder wollt ihr kneifen?«
»Unsinn. Wir müssen nur mehr über ihn wissen.« Ich drehte mich um. »Wie weit seid ihr mit den Untersuchungen?«
»Noch nicht sehr weit, John. Wir werden den Toten mitnehmen und ihn von unseren Pathologen untersuchen lassen.« Er lächelte plötzlich verschmitzt. »Es sei denn, Scotland Yard nimmt uns diese Aufgabe ab. Das wäre natürlich fantastisch.«
»Du willst dich doch nicht vor einer Arbeit drücken?«, fragte ich grinsend.
»Auch, ich habe noch genug Fälle am Hals. Mein Gefühl sagt mir, dass dieser Tote ein Fall für euch ist. Er ist in der Nacht gestorben, das steht fest. Niemand hat etwas gesehen. Wir haben ja schon Menschen hier im Haus befragt. Außerdem war das Schloss zur Wohnungstür nicht zerstört. Simmons muss den Mann gekannt haben, sonst hätte er ihn nicht eingelassen.«
»Ja, darauf deutet es hin. Dann wäre es wichtig, wenn wir eine Aussage seiner Partnerin oder Freundin bekommen.«
»Versucht es.«
»Okay.«
Wir verließen das Mordzimmer. Die Türen zu den weiteren Zimmern waren nicht geschlossen. Eine führte uns in das Schlafzimmer. Auch dieses war klein. Durch das gekippte Fenster drang feuchte Luft. Sie hatte einen Film auf den schmalen Schrank gelegt.
Die Frau lag auf dem Bett. Sie war allein, denn der Arzt war bereits gegangen.
Wir schauten auf hellrot gefärbte Haare. Die Frau trug noch die Uniform eines privaten Wachdienstes. Vom Alter her schätzte ich sie auf vierzig Jahre. Sie lag auf dem Bett und hielt die Augen geschlossen. Sie schlief.
Im Moment konnten wir mit ihr nichts anfangen. Ich wollte von Tanner wissen, wie lange ihr Zustand wohl andauern würde.
»Das ist schwer zu sagen. Da musst du den Doc fragen. Der ist zu einem anderen Einsatzort gerufen worden. Heute geht es wirklich drunter und drüber.«
»Und wenn sie erwacht, wird sie allein sein – oder?«
Tanner nickte. »Das könnte hinkommen. Es sei denn, ihr bleibt bei ihr.«
Es war eine Möglichkeit, mehr über den Toten herauszufinden. Wir hätten auch die Bewohner im Haus noch mal fragen können, und ich sprach Tanner darauf an.
»Ihr könnt es versuchen. Meine Männer sind bereits herumgegangen und haben nichts erreicht.«
»Was macht dich denn so sicher?«
»Simmons und
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