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1692 - Das Denkmal

1692 - Das Denkmal

Titel: 1692 - Das Denkmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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leisen Stimme, damit ich nichts höre. Zufällig habe ich hin und wieder was mitbekommen.«
    Tanner war bisher ruhig gewesen. Jetzt fragte er: »Wissen Sie denn, zu wem er gebetet hat? Zu Gott oder zu …«
    »Nein, nicht zu Gott.«
    »Sondern?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn zwar beten hören, aber den genauen Text nicht verstanden. Nur waren es keine normalen Gebete. Das habe ich schon herausgefunden.«
    Tanner räusperte sich und fragte: »Sagen Sie, Mrs Higgins, hat Ihr Cousin hier ein eigenes Zimmer gehabt?«
    Sie lachte. Und sie lachte schon unnatürlich. »Nein, das hatte er nicht. Das war unmöglich. Schauen Sie sich die Bude hier mal an. Die Küche ist primitiv. Sie befindet sich im Wohnraum. Dann gibt es noch das Schlafzimmer und ein Bad, in dem man sich kaum bewegen kann. Ein eigenes Zimmer war nicht drin.«
    »Und Persönliches gab es nichts?«, fragte ich.
    Sie überlegte kurz. »Doch, das schon.«
    »Aha. Und wo?«
    Sie deutete stumm auf die andere Betthälfte. »Daneben – die Kommode mit den drei Schubladen. Dort finden Sie ein paar Sachen. Mich haben sie nie interessiert. Ich weiß nicht mal, was er dort aufbewahrt hat.«
    »Danke.«
    Suko war bereits auf dem Weg. Er musste um das Fußende herumgehen und stand Sekunden später vor der kleinen Kommode, deren oberste Schublade er öffnete. Dort lag ein Portemonnaie, aus dem Suko einige Geldscheine hervorzog, die er dann wieder in die Lade legte. Die zweite Schublade war bis auf einen Schal, den er hervorzog, leer.
    »Kennen Sie den, Miss Higgins?«
    »Ja, das Ding hat er sich beim Beten immer umgelegt.«
    Suko legte den Schal auf das Bett. Er bestand aus einem glänzenden Material und war mit Goldfäden durchwebt. Irgendwelche Motive entdeckten wir nicht.
    Suko öffnete die letzte Lade. Dort wurde er ebenfalls fündig. Er holte ein Buch hervor, das vom Format her größer war als ein normales. Auch das legte er auf das Bett, sodass jeder von uns den Titel lesen konnte.
    Ich sprach ihn aus. »Engel – Boten des Göttlichen und der Hölle …«
    Suko nickte. »Hört sich interessant an.« Er fragte gleich weiter. »Hat Ihr Cousin zu den Engeln gebetet, Miss Higgins?«
    Sie sagte erst mal nichts. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. »Das weiß ich nicht. Möglich ist es. Er hat mit mir nicht über das Thema gesprochen. Hier hatte jeder sein Privatleben, in das sich keiner einmischte.«
    »Aber Sie haben mit diesem Engelglauben nichts zu tun – oder?«
    »Nein, Sir. Damit habe ich nichts am Hut. Und das will ich auch nicht. Ich halte mich lieber an die Realitäten. An das, was ich sehe. Und bisher habe ich noch keinen Engel zu Gesicht bekommen. Mein Cousin scheint das anders gesehen zu haben.«
    »Scheint so«, sagte ich und fügte eine Frage hinzu. »Können wir das Buch mitnehmen?«
    »Natürlich.« Sie hob die Schultern. »Wenn es Ihnen weiterhilft. Ich habe nichts dagegen. Ich möchte nur wissen, wer meinen Cousin getötet hat, das ist alles. Das war ja kein normaler Tod. Er hat ja grauenvoll ausgesehen. So stirbt man doch nicht – oder?«
    Ich gab ihr recht. »So nicht.«
    Prissy Higgins drehte den Kopf. Sie wandte sich an den Chiefinspektor. »Werden Sie die Leiche denn mitnehmen?«
    Tanner nickte. »Ja, wenn das nicht schon geschehen ist. Sie müssen sich keine Sorgen machen.«
    Sie senkte den Kopf und schlug die Hände vor ihr Gesicht.
    Trost konnten wir ihr nicht geben, und so gingen Suko und ich zur Tür und traten in den Flur. Tanner folgte uns. Ich sagte: »Du brauchst uns nicht mehr – oder?«
    »Nein.«
    »Gut.«
    »Und was ist euer Fazit? Ich meine, so ganz erfolglos ist die Befragung nicht gewesen.«
    »Das sehe ich auch so.«
    Er deutete auf das Buch in meiner Hand. »Glaubst du denn, dass es euch weiterbringt?«
    »Es ist zumindest ein Ansatz. Und mit Engeln haben wir nicht zum ersten Mal zu tun.«
    »Ja, das weiß ich.« Er winkte ab. »Es ist aber nicht mein Metier. Ich halte mich lieber an Menschen, die leider nicht so engelhaft sind. Aber das ist mein Job.«
    »Nicht alle Engel sind gut«, sagte ich. »Auch da gibt es Unterschiede.«
    »Ich weiß.«
    Er brauchte uns nicht mehr, aber er wusste, dass wir uns um den Fall kümmern würden.
    Wir verließen das Haus. Es hatte aufgehört zu regnen. Sogar ein Sonnenstrahl blitzte am Himmel. Wir gingen auf den Dienstrover zu. Die Gruppe der neugierigen Nachbarn war kleiner geworden. Ich wunderte mich wenig später, dass Suko neben der Fahrerseite stehen blieb und so aussah,

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