1692 - Das Denkmal
die Frau hier haben zwar in dem Haus gelebt, aber sie hielten sich zurück. Es gab keinen Kontakt mit anderen Bewohnern. Zumindest keinen engen. Und so haben wir nichts herausfinden können.« Tanner blickte böse und deutete auf die Frau auf dem Bett. »Sie wird euch vielleicht mehr sagen können.«
»Dazu muss sie erst mal wach sein«, meinte Suko. »Kennst du denn ihren Namen?«
»Ja, sie heißt Prissy Higgins.«
»Danke.«
Irgendjemand schien mit uns ein Einsehen zu haben, denn Mrs Higgins bewegte sich auf dem Bett. Wir hörten sogar ein leises Stöhnen. Dann fuhr sie mit der rechten Handfläche durch ihr Gesicht und öffnete danach die Augen.
Suko und ich zogen uns zurück, damit sie keinen Schreck bekam, wenn sie plötzlich zwei fremde Personen in ihrem Schlafzimmer sah. Tanner kannte sie ja inzwischen.
Er sprach sie auch an. Wir waren überrascht, wie sehr er seine Stimme dabei senkte, und er hatte auch Glück, denn Prissy Higgins erkannte ihn.
»Sie?«
»Ja.«
Sie schnappte nach Luft. »Dann – dann – ist das doch alles wahr, was ich erlebt habe?«
»Ja, das ist es.«
»Und Earl ist tot?«
»Ich kann Ihnen leider nichts anderes sagen.«
Es war ein erneuter Schock für Prissy Higgins. Sie stöhnte auf, schlug die Hände vor ihr Gesicht und fing an zu weinen. Es war besser, wenn wir sie mit Tanner allein ließen.
»Gib uns Bescheid, wenn es ihr besser geht«, flüsterte ich ihm zu.
»Mach ich.«
Suko und ich blieben im Flur und warteten.
»Und, John? Was sagt dein Bauchgefühl in diesem Fall?«
»Noch nichts.«
»Aber meins.«
Ich schaute überrascht. »Und was?«
Suko runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht genau. Ich bin mir nicht sicher. Ich muss nachdenken. Es kann sein, dass es mir wieder einfällt.«
Die Sätze gefielen mir nicht. »Und was könnte dir wieder einfallen?«
»Dass dieser Fall nicht mal so neu für uns ist. Aber darüber muss ich mir noch meine Gedanken machen …«
***
Shao hörte die Türglocke, sah auf die Uhr und lächelte, denn Ada Wells war wieder mal superpünktlich. Die Zugehfrau hatte keinen Schlüssel zu Johns Wohnung, den holte sie jedes Mal bei Shao ab, wenn sie in die Wohnung wollte.
»Da bin ich!«
Shao musste lachen. Sie mochte Ada Wells, denn sie war eine Frau mitten aus dem Leben. Nicht gerade die Dünnste, und ihr Spruch lautete: rund und gesund.
Ein freundliches Gesicht, hellwache Augen und Haare, die lockig wuchsen und blondiert waren, wobei einige graue Strähnen nicht störten.
Shao hielt den Schlüssel bereits in der Hand. »Und wenn Sie fertig sind, Ada, kommen Sie noch auf eine Tasse Tee zu mir.«
»Das mache ich doch gern.«
»Gut. Bis gleich.«
Die Tür wurde geschlossen, und Ada Wells rollte das Unterteil des Staubsaugers auf die Nebentür zu. Sie machte bei John Sinclair gern sauber. Das war eine Wohnung, in der es kaum Schmutz gab. Verständlich, denn er lebte allein. Und so war sie immer recht schnell fertig.
Sie schloss auf und zog den Sauger über die Schwelle. Sie ging nach einer bestimmten Methode vor. Zwar roch es nicht in der Wohnung, aber Ada Wells war eine Frau, die frische Luft liebte, was ihrem Mann öfter auf den Wecker ging. Aber sie hasste verbrauchte Luft und öffnete einige Fenster.
Hier war die Luft zwar nicht verbraucht, das Lüften tat trotzdem gut, und dann fing sie an zu saugen. Sie würde sich danach noch im Bad nützlich machen und dann einen Blick auf die Fenster werfen, ob sie es nötig hatten, geputzt zu werden.
Erst mal musste sie saugen. Wie immer war es recht sauber. Aber sie tat ihre Pflicht, und so verging rund eine halbe Stunde, bis sie mit den Räumen fertig war.
Danach nahm sie sich das Bad vor.
Es war zwar am Morgen geduscht worden, aber die Dusche selbst war nicht schmutzig. Sie ließ trotzdem die Brause laufen und wischte danach die Duschtasse trocken.
Dabei summte sie eine Melodie aus einem Musical vor sich hin, das sie vor Kurzem mit ihrem Mann gesehen hatte. Der allerdings war einige Male während der Vorstellung eingeschlafen. Dabei war er Rentner und brauchte nicht mehr in den Job.
Auch im Bad ließ sie frische Luft einströmen und schloss das Fenster erst, als sie mit einem letzten Rundblick festgestellt hatte, dass alles sauber war.
Bevor sie ging, schaute sie noch in jedem Raum nach, ob sie nicht was übersehen hatte. Erst dann schloss sie wieder die Fenster und freute sich auf eine Tasse Tee bei Shao.
Das letzte Fenster schloss sie im Wohnraum. Es war Zeit, zu gehen. Sie
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