1692 - Das Denkmal
ändern wird, Sir.«
Glenda informierte ihren Chef darüber, was sie gelesen hatte. Sir James war es gewohnt, zuzuhören, was er auch in diesem Fall tat. Er unterbrach sie nicht. Auch die Augen hinter den Brillengläsern blieben bewegungslos, bis Glenda den letzten Satz beendet hatte, nickte und sich dann aufrecht hinsetzte, wobei sie die Arme unter der Brust verschränkte.
»Und das haben Sie alles herausgefunden?«
»Ja, Sir.«
»Wissen John und Suko darüber Bescheid?«
»Nein.«
»Aber sie beschäftigen sich mit dem Fall, davon gehe ich mal aus.«
»Das tun sie, Sir, seit dieser Earl Simmons gefunden würde.«
Der Superintendent streckte Glenda eine Hand entgegen. »Bitte, klären Sie mich auch da auf.«
»Gerne, denn beides gehört zusammen.«
Erneut war Sir James nur der Zuhörer, und als Glenda ihren Bericht beendet hatte, nickte er. »Da passt einiges zusammen, denke ich.«
»Das sehe ich auch so, Sir.«
»Aber John und Suko sind über diese Einzelheiten nicht informiert, frage ich noch mal.«
»So ist es.«
»Und sie befinden sich in John Sinclairs Wohnung. Kann ich davon ausgehen?«
»Das können Sie, Sir.«
Der Superintendent rückte seine Brille zurecht. »Wäre es nicht besser, wenn Sie John Sinclair anrufen und ihn über Ihr Wissen informieren?«
»Das hatte ich vor, Sir. Aber zuerst musste ich Sie einweihen.«
»Was gut war.« Er rückte seine Brille zurecht. »Wir haben es hier also mit einem uralten Phänomen zu tun. Engel gegen Engel. Der große Kampf ist nicht vorbei, und ich möchte nicht, dass John und Suko zwischen die Fronten geraten.«
»Das wird auch kaum der Fall sein, denke ich«, erwiderte Glenda. »Aber sie sollten bald erfahren, mit wem sie es zu tun haben. Dieser Malloch ist ein Malach, aber ein Abtrünniger, der trotzdem eine Gefahr darstellt, obwohl er zu einer recht niederen Kaste gehört, wie ich gelesen habe. Aber ich weiß auch, Sir, dass die andere Seite scharf auf gefallene Engel ist. Oder auf konvertierte.«
»Und was schließen Sie daraus?«
Glenda lächelte leicht kantig. »Nun ja, ich bin in dem Sinne keine Fachfrau, aber ich kann mir vorstellen, dass die Dunkle Seite einem Konvertierten mehr Macht verleiht. Mehr, als er zuvor gehabt hat. Das ist eben die Gefahr.«
»Da könnten Sie richtig liegen.« Sir James deutete auf das Telefon. »Versuchen Sie, John und Suko zu erreichen. Ich bleibe hier und höre Ihnen zu.«
»Gut, Sir.« Glenda griff zum Telefon. Sehr wohl war ihr dabei ganz und gar nicht …
***
Das blaue Licht blieb im Flur. Wir alle hatten es gesehen, auch Ada Wells, und Shao tat das einzig Richtige in dieser Situation. Sie fragte erst nicht, sie packte die Frau an den Schultern und zog sie in die Höhe.
Mrs Wells wehrte sich nicht, als sie durch den Wohnraum ins Schlafzimmer geschoben wurde, wo sie in einer relativen Sicherheit war.
Wir hörten noch, dass Shao mit leiser Stimme auf sie einsprach und dann die Tür schloss. Ob sie wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte, bekamen Suko und ich nicht mit, weil wir uns auf das blaue Licht konzentrierten.
Es hatte sich nicht verändert und es war auch nicht gewandert. Den Grund kannten wir nicht. Möglichweise musste sich Malloch erst sammeln und sich dabei eine Strategie für seinen Angriff ausdenken. Dass er nichts tun und sich nur zeigen würde, daran glaubten wir beide nicht. Er war nicht erschienen, nur um uns einen Schrecken einzujagen.
Und er bewegte sich.
Die Säule umgab ihn wie ein Feuer. Er kam auf die Tür zu, er präsentierte sich uns von vorn, und wir sahen bereits mit einem Blick, dass er sich nicht verändert hatte. Da strömten die Erinnerungen auf uns ein, denn so hatte er auch vor zehn Jahren ausgesehen. Das Licht schaffte es nicht, seine eigentliche Farbe zu verdecken.
Ich konzentrierte mich auf seine Augen. Zum letzten Mal hatte ich sie gesehen, als kein Ausdruck oder Leben mehr in ihnen steckte. Da hatte die Versteinerung sie erwischt.
Jetzt war er erlöst worden, und wir konnten davon ausgehen, dass er seine alte Kraft zurückerhalten hatte. Möglichweise war er sogar noch stärker geworden, wenn eine Gestalt wie Matthias mitmischte und ihm das Grauen der Hölle eingeimpft hatte.
Ich warf einen kurzen Blick auf mein Kreuz. Es gab keine Wärme ab, es huschte auch kein helles Licht darüber hinweg, und an den Enden, wo die vier Erzengel ihre Zeichen hinterlassen hatten, tat sich auch nichts.
Es verstrichen nur wenige Sekunden, da hatte Malloch sein erstes Ziel
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