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1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

Titel: 1693 - Letzte Zuflucht: Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Restmüdigkeit vertrieb.
    Die beiden Erwachsenen aßen schweigend. Nur hin und wieder warfen sie dem Jungen einen Blick zu.
    »Wenn ich nur wüsste, was mit ihm los ist«, flüsterte Gordon Green. »Normal ist er nicht. Und Sie haben ihn ja auch nicht an einem normalen Ort gefunden.«
    »Das stimmt.«
    »Und was Sie gestern kurz angedeutet haben, ist wirklich nicht gelogen?«
    »Genau. Da waren Gestalten auf dem Bahnsteig. Sie standen im Nebel, und ich wundere mich noch jetzt darüber, dass es mir gelungen ist, die Flucht zu ergreifen.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Warum legt man ein Kind dorthin? Was will man damit erreichen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber wenn ich recht darüber nachdenke, kam mir die Szene vor, als sollte das Baby geopfert werden.«
    »Und wie?«, flüsterte der Pfarrer.
    »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Es ist alles so seltsam. Nichts läuft mehr normal, finde ich. Hier ist eine Macht am Werk, die Ihr Feind sein müsste.«
    »Das ist der Teufel. Oder die Hölle.«
    »Genau. Was spricht dagegen?«
    Green senkte den Blick. »Nichts, eigentlich gar nichts. Ich habe auch so gedacht, und ich bin mir sicher, dass das Böse zugeschlagen hat. Die Hölle hat ihre Helfer überall. Es ist auch nicht so, dass Lucas das einzige Kind ist, das entführt wurde. Da gibt es leider noch einige andere. Man entführte sie und brachte sie wieder zurück zu ihren Eltern. Deshalb wurde auch nichts an die große Glocke gehängt. Auch ich als Pfarrer bin mit meinem Latein am Ende. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.«
    »Aber ich!«, erklärte Wiebke.
    »Und wie?«
    »Sie kennen doch die Familie Corner.«
    »Ja, schon.«
    »Dann sollten wir unseren Plan ändern. Ich war schon einmal mit dem kleinen Lucas bei ihnen, da haben sie sich geweigert, ihn mir abzunehmen, und haben behauptet, dass es nicht ihr Kind sei. Aber wenn Sie bei ihnen anrufen, können sie ihr Kind nicht verleugnen. Mutter und Vater – oder wenigstens einer von ihnen – könnten ihren Sohn hier abholen. Das würde auch weniger auffallen.«
    Der Geistliche brauchte eine gewisse Zeit, um über den Vorschlag nachzudenken. Sein Nicken bedeutete Zustimmung, und er fand sich bereit, alles in die Wege zu leiten.
    »Ich werde bei den Corners anrufen. Sie können hier vorbeikommen und ihren kleinen Sohn in Empfang nehmen.«
    »Und ich halte mich aus der Geschichte raus.«
    Der Geistliche runzelte die Stirn. »Wie sollte das gehen?«
    »Sagen Sie einfach, dass man den Kleinen in der Kirche abgelegt hat. Das müssten die Eltern akzeptieren.«
    Gordon Green lächelte. »Das ist eine gute Idee. Ich denke, dass ich sie umsetzen werde.«
    »Bitte, tun Sie das.«
    Der Pfarrer stand auf und verließ den kleinen Wohnraum. In seinem Arbeitszimmer wollte er telefonieren.
    Wiebke Hiller war ein Stein vom Herzen gefallen. Sie trank ihre Tasse leer, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Ihren Vorschlag fand sie sehr gut. Sie glaubte auch, dass sie spätestens am nächsten Tag den Ort verlassen konnte.
    Sie hörte, dass der Pfarrer telefonierte, verstand aber nicht, was er sagte. Das Gespräch war recht schnell beendet und Green tauchte wieder auf der Türschwelle auf.
    »Und?«
    »Wir haben Glück.« Green rieb seine Hände. »Der Kleine wird abgeholt.«
    »Super.« Wiebke lachte herzlich. »Und wann?«
    »So schnell wie möglich.«
    Bisher hatten nur die beiden gesprochen. Aber jetzt meldete sich noch eine andere Person, als hätte sie nur darauf gewartet, etwas sagen zu können.
    Lucas meldete sich.
    Er schrie!
    Das geschah übergangslos. Der Pfarrer und auch Wiebke Hiller erschraken. Beide liefen auf die Liege zu, wo der kleine Mann seinen Platz gefunden hatte.
    Er lag auf dem Rücken.
    Er hielt den Mund auf.
    Und er schrie weiter. Ein wütendes und aggressives Schreien, als steckte in ihm etwas, was unbedingt seinen Weg ins Freie nehmen musste. Dieses Schreien war nicht normal.
    Das Gesicht lief wieder bläulich an. Seltsamerweise hatten weder Wiebke noch der Pfarrer Angst um den Jungen. Er schlug auch um sich, er trampelte, und von seinen Lippen sprühte Speichel.
    »Mein Gott«, flüsterte der Pfarrer. »Dieses Kind scheint tatsächlich besessen zu sein.«
    Wiebke sagte nichts dazu. Sie nickte nur. Und das war in ihren Augen Antwort genug …
    ***
    Es war gut, dass wir den alten Benson mit dabei hatten, denn er kannte sich in Melrose gut aus. Und so ließen wir uns von ihm zum Haus der Familie Corner dirigieren.
    Wie fast alle Bauten hier war auch

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