1694 - NATHAN stirbt
sie ausgefallen sein, denn zahlreiche Container türmten sich vor der Transmitteranlage auf und bildeten ein chaotisches Durcheinander, das dadurch vergrößert wurde, daß einige von ihnen aufgebrochen waren, so daß sich die darin gestapelten Waren auf andere Container ergossen hatten.
Ellen Sallek hatte genug gesehen. Sie flüchtete etwa zweihundert Meter weiter und blieb erst dann wieder stehen.
Sie blickte sich nach Jon-Jon Burckley um, entdeckte ihn aber nicht. Sie begriff. Ellen sah, daß der Transmitter seine Arbeit einstellte, und als sie zum Himmel hinaufblickte, zählte sie drei Monde, die sich schwach auf dem lindgrünen Untergrund abzeichneten. „Totale Pleite", stellte sie erstaunlich gelassen fest.
Ellen wunderte sich über sich selbst. Sie war sich dessen bewußt, daß sie schwach und nervlich leicht zu erschüttern war. Doch obwohl sie wußte, daß sie ihren Zielort nicht erreicht hatte, sondern auf einem fernen, unbekannten Planeten gelandet war, blieb sie ruhig. Sie wußte, daß NATHAN versagt hatte, und ihr war klar, daß sie nun nichts mehr daran ändern konnte.
Sie konnte mühelos und ohne Hilfsgeräte atmen. Also war sie auf einem Sauerstoffplaneten gelandet. Güter wurden angeliefert, also war der Planet auch besiedelt. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand kommt und dir hilft", redete sie sich Mut zu. „Und irgendwann wird NATHAN seine Arbeit schon wiederaufnehmen. Wie immer."
NATHAN hatte es schon immer gegeben, solange sie zurückdenken konnte. NATHAN hatte bisher auch ihr Leben geregelt. Es war unvorstellbar für sie, daß NATHAN dauerhaft ausfallen könnte. Ebensogut hätte sie sich einreden können, daß die Sonne nie wieder aufgehen würde. Sie hätte es ebenfalls nicht geglaubt. NATHAN hatte sie ihr ganzes Leben hindurch begleitet, und NATHAN würde noch sein, wenn sie schon längst nicht mehr lebte.
Ellen setzte sich auf eine Metallkiste. „Ich würde ganz gern wissen, wo Jon-Jon jetzt ist", sagte sie. „Eigentlich würde ich es ihm ja gönnen, daß er in der Wüste gelandet ist."
Zwischen den Containern tauchten zwei Männer auf. Ellen Sallek war sicher, daß es Terraner waren. „Hast du dieses Chaos angerichtet, Mädchen?" fragte einer von ihnen.
Plötzlich war es mit der Ruhe vorbei. Ellen Sallek spürte die Erleichterung körperlich. Mit einem Mal war sie nicht mehr auf sich allein angewiesen. Sie brauchte nicht mehr stark zu sein.
Sie ließ ihren Tränen freien Lauf, und die beiden Männer waren sehr verwundert, daß sie dabei lachte und ihnen um den Hals fiel.
*
Vergeblich versuchte Mandy Kunnar erneut, Verbindung mit Perry Rhodan zu bekommen.
Nachdem sie und ihre Sekretäre eine Reihe von Anläufen unternommen hatten, gaben sie entnervt auf. „NATHAN hat sich total abgeriegelt", stellte sie betroffen fest.
Das Licht flackerte, und während sie noch erschrocken zu den Leuchtelementen an der Decke hinaufblickte, erlosch es ganz. Unmittelbar darauf fielen die Monitoren ihrer Inter- und Telekoms aus.
Mandy Kunnar saß wie gelähmt hinter ihrem Arbeitstisch. Sie hatte noch nie erlebt, daß die Beleuchtung ausfiel. Ein derartiges Versagen der Technik paßte nicht zu der Perfektion, mit der ihre Welt funktionierte. Nicht einmal während der Zeit der Toten Zone war so etwas geschehen. Da sie sich einen solchen Ausfall noch nicht einmal hatte vorstellen können, verstrichen lange Sekunden, bis ihr in aller Deutlichkeit klar wurde, daß die Technik den Gehorsam verweigerte.
Irgendwo im Verwaltungsbereich des Mondes übernahm eine kleine Syntronik die technische Überwachung, und ein Notstromaggregat sprang an, doch danach wurde es nicht so hell wie gewohnt.
Die Monitoren erhellten sich, und auf einigen Kontrollschirmen zeichneten sich die technischen Prozesse ab, die in den Dienstleistungsbetrieben der Koordinatorin abliefen.
Mandy Kunnar blickte erschrocken auf die Schirme, stellte fest, daß die Steuerungen in keinem einzigen Bereich den Soll-Vorgaben entsprachen, und dann begriff sie allmählich, daß auf dem Mond das Chaos ausgebrochen war.
Die Koordinatorin versuchte, eine Verbindung zu ihren Sekretären zu bekommen, die in benachbarten Räumen arbeiteten. Es gelang ihr nicht. Verärgert und beunruhigt sprang sie auf, um in den Nebenraum zu gehen. Sie lief gegen die Tür, weil diese sich nicht automatisch öffnete.
Verwirrt und von Schmerzen gepeinigt griff sich die Frau an die Stirn. Die Haut war unter dem Aufprall aufgeplatzt, und
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