1697 - Aibons Echsenfalle
Luftgeist Ariel aus dem anderen Teil Aibons befreit hatte.
Uns?
Da fielen mir sofort zwei Namen ein. Zuerst natürlich Suko und sofort danach Guywano. Ich hatte noch gesehen, dass beide in die Luft geschleudert worden waren. Mehr war mir nicht bekannt, ich konnte nur hoffen, dass auch Suko es geschafft hatte.
Es fiel mir nicht leicht, mich zu erheben. Es tat mir einfach zu gut, auf dem weichen Boden zu liegen und mich auszuruhen. Aber in dieser Lage würde ich nie erkennen können, was mit Suko geschehen war. Ich stützte mich auf den Ellbogen ab und arbeitete mich so hoch, um einen besseren Überblick zu haben.
Die Blätter der Bäume filterten einen Großteil des Lichts, sodass auf dem Moos ein heller Flickenteppich lag. Das war zwar gut und schön, gefiel mir auch, aber Suko sah ich leider nicht.
Bis ich dann seine Stimme hörte, und was er sagte, das war wieder mal typisch für ihn.
»Du hast dir ja mit dem Erwachen ganz schön Zeit gelassen. Kann ich sogar verstehen. Hier sieht es anders aus als bei Guywano.«
Zuerst lachte ich. Das musste einfach sein, weil sich die Erleichterung damit freie Bahn verschaffte. Dann bewegte ich meinen Kopf nach rechts und sah ihn zwischen zwei Bäumen stehen. Er hatte die Arme lässig vor der Brust verschränkt und sein Mund zeigte ein Lachen.
Ich streckte ihm meine Arme entgegen. »Willst du mir nicht aufhelfen?«
Er verdrehte die Augen, kam aber näher. »Faul bist du auch noch.«
»Ich will nur nicht auf einen Windstoß warten, der mich wieder auf die Beine bringt.«
»So kann man es auch sagen und seine Trägheit dahinter verstecken.« Er bekam meine Hände zu fassen und zog mich mit einem Ruck hoch. Ich musste einen schwachen Schwindel ausgleichen, dann sprach ich das aus, was mir auf dem Herzen lag.
»Wo steckt Guywano?«
Suko hob die Schultern. »Auch wenn es abgedroschen klingt, frag mich was Leichteres.«
»Du weißt es nicht?«
»Genau.«
»An was kannst du dich denn erinnern?«
Suko winkte ab. »Wahrscheinlich an nicht mehr als du …«
»Moment mal«, unterbrach ich ihn. »Ich habe gesehen, dass du dich noch an ihn festgeklammert hast, als dich eine Windbö packte, die euch zusammen in die Luft schleuderte.«
»Das stimmt auch. Leider hat es mich danach erwischt. Ich hatte plötzlich einen Blackout und merkte noch, dass ich weich fiel. Ich war sofort wieder da, aber von Guywano habe ich nichts mehr gesehen.«
Meine Stimme klang enttäuscht, als ich sagte: »Dann ist ihm wohl die Flucht gelungen.«
Suko musste lachen. »Glaubst du wirklich, dass unser Retter das zugelassen hätte?«
»Nein, nicht wirklich.«
»Eben. Ich gehe davon aus, dass der Rote Ryan ihn sich geholt hat.«
»Das wäre zu wünschen, denn jetzt hat er die Chance, endgültig mit ihm abzurechnen und Aibon wieder zu dem zu machen, was es einmal gewesen ist.«
»Das denke ich auch.«
Wir konnten denken, was wir wollten, die Wahrheit würden wir nicht herausfinden. Da konnte uns nur der Rote Ryan helfen. Aber er war nicht in unserer Nähe, was auch verständlich war, denn da gab es jemanden, um den er sich kümmern musste.
Suko drehte sich auf der Stelle und schaute sich um. »Sollen wir auf Wanderschaft gehen und uns im wahren Paradies der Druiden ein wenig umschauen?«
Ich nickte und sagte: »Hier zu warten ist auch nicht das Wahre, und hier werden uns keine Echsenwesen begegnen.«
»Das denke ich auch.«
Wir wollten gehen, aber wir blieben stehen, ohne uns abgesprochen zu haben, denn zugleich war etwas an unsere Ohren gedrungen, das ein Lächeln auf unsere Lippen zauberte.
Ein leises Singen erfüllte die Luft. Es war überall, und als wir uns umdrehten, sahen wir die kleinen, libellenartigen Wesen, die aus dem Wald gekommen waren und über die Lichtung flogen. Wesen, die so zart waren. Schlanke Körper, mädchenhafte Gesichter und Münder, aus denen der Gesang drang.
Ich kannte sie. Sie waren auch Bewohner dieses Landes. Sie waren auch in der normalen Welt bekannt. Da hatte man sie Elfen genannt und sie in das Reich der Fabel verbannt.
Hier durften wir wieder mal erleben, dass es sie in Wirklichkeit gab. Ihr leiser Gesang tat unseren Seelen gut.
Ich glaubte daran, dass sie nicht grundlos bei uns erschienen waren. Es konnte durchaus sein, dass sie eine Botschaft für uns hatten, und ich wartete darauf, dass sie Kontakt mit uns aufnehmen würden.
Wir erlagen einem Irrtum. Nicht sie hatten eine Botschaft für uns, die Botschaft selbst trat auf. Dabei verließ sie eine
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