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1698 - Die Schule der Theans

Titel: 1698 - Die Schule der Theans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war insgesamt dreimal möglich. Ein geflüchteter Schüler aber mußte erneut von vorn anfangen. Sechs und Sieben empfingen diese Regeln, während sie das wuchtige Eingangsportal ins Labyrinth durchschritten. In den Ausbildungsbunkern gab es keine Möglichkeit, dem Netz zu entkommen. Man konnte sich vor den eindringenden Gedanken anderer schützen, nicht aber vor dem Informationsfluß des Netzes selbst. Das Gehirn wurde ständig beschossen, mit Belehrungen über die Damurial-Geschichte und die Aufgaben der Theans, mit den Regeln für eine bevorstehende Prüfung oder Auseinandersetzung, mit Ermahnungen und Warnungen vor Verstößen gegen den Quidor. Diese Informationen wurden völlig passiv vermittelt, es wurden keine Antworten und auch keine Fragen erwartet. Hatte ein Schüler eine Frage, mußte er sich vorher gut überlegen, ob sie auch wichtig genug war, um die Taininrin anzurufen. Die Spielleiter entschieden über die Bedeutsamkeit einer Frage und bestraften einen allzu neugierigen Schüler sehr hart.
    Thean-Anwärter hatten keine Fragen zu stellen, sie bekamen alles, was sie wissen mußten, vermittelt.
    Sechs und Sieben ließen den Informationsfluß an sich vorbeilaufen, sie interessierten sich nicht dafür, da es ihrer Ansicht nach nur leere Dogmen und auf historischer Basis angelegte wertlose Gleichnisse waren. Und die Regeln eines Spiels bestimmten ausschließlich sie selbst. Wie Fremdkörper drangen sie in den Organismus des Quidor-Netzes ein. Nicht einmal Moiras Motive, weswegen sie dieses „verlogene" Spiel sabotieren wollte, waren für sie von Bedeutung. Sie hielten sich an den Plan der Söldnerin, weil er am besten geeignet schien, um zum Erfolg zu kommen.
    Alles andere war unwichtig. Sechs und Sieben wanderten einige Zeit unbehelligt durch das Labyrinth. Sie kümmerten sich dabei kaum um die Suche nach dem „richtigen" Weg, sondern folgten ganz willkürlich den Gängen, wie sie sich ihnen gerade darboten. Der nächstliegende Gang war stets derjenige, dem sie folgten. Trotz der manchmal beängstigend schmal werdenden Pfade stießen sie nicht ein einziges Mal an ein Alarmsystem, und es schien auch kein gegnerischer Schüler ihre Anwesenheit bemerkt zu haben.
    Die Spindelwesen kommunizierten nicht miteinander, sondern gingen schweigend, unbeteiligt wirkend, durch die Gänge des metallenen Labyrinths. Sie schienen einfach darauf zu warten, daß sich etwas ereignete, um darauf zu reagieren; von sich aus wollten sie die Initiative wohl nicht ergreifen. Und dies schien ein Spielleiter zu bemerken. Irgendein zusätzliches Überwachungssystem mußte es geben, das selbst diese beiden von einer Leere umgebenen Wesen sichtbar machte. Vielleicht war es ein ganz primitives Kamerasystem, das möglicherweise für den Fall gedacht war, wenn das Netz einmal versagen sollte - was jedoch kaum möglich war. Aber der Erbauer der Schule, Quidor oder wer auch immer, hatte trotzdem Vorsorge getroffen und selbst das Unwahrscheinliche einkalkuliert. Der Spielleiter bemerkte die beiden vielleicht zufällig auf einem Bildschirm und beobachtete sie einige Zeit, nachdem er feststellen mußte, daß er ihre Gedanken nicht einmal annähernd erfassen konnte. Er kam durch das Netz nicht einmal in ihre Nähe. Der einzige Beweis ihres Anschlusses ans Netz war die Empfangsquittierung der Informationssendungen durch den Callon, aber diese beiden Wesen sandten ansonsten nichts aus.
    Als wären sie nicht da! Doch es waren nicht nur leere Callons, die sich durch die Gänge bewegten, es waren eindeutig organische Lebewesen. Und sie mußten ein Gehirn besitzen, da sie ihre Bewegungen bewußt steuerten. Der Spielleiter versuchte seine Kollegen auf dieses unerklärliche Phänomen aufmerksam zu machen, doch waren sie alle sehr beschäftigt und reagierten nicht auf seinen Ruf. Er konnte nicht wissen, daß sie alle zur selben Zeit dasselbe Phänomen entdeckt hatten und versuchten, es zu analysieren. Sie kommunizierten hektisch mit dem Leitsystem des Netzes und fanden nur heraus, daß es vierzehn ungewöhnliche Wesen waren, die plötzlich von irgendwoher aufgetaucht waren und nun wie unbeteiligt durch die Schule gingen. Sie befanden sich in allen Schulungsbunkern, manche allein, andere zu zweit oder zu dritt, aber sie kommunizierten nicht miteinander. Nicht die kleinen Teams untereinander, nicht die gesamte verstreute Gruppe. Es war völlig unerklärlich, woher sie kamen und was sie hier wollten. Bisher hatten sie nichts getan, sie gingen nur still und

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