1699 - Wolfshatz
gegenseitig, und Maxine hatte so manch verletztes Tier behandelt, das Hatcher ihr gebracht hatte.
Das Verhältnis zwischen den beiden war gut, und sie wusste auch, dass Tim nicht anrief, um ihr nur einen netten Abend zu wünschen. In der Regel hatte er Gründe, und sie war gespannt, was er an diesem späten Abend von ihr wollte.
Zuerst mal aßen sie ihre Teller leer. Der Wein war auch gut, keiner fühlte sich übersättigt, und Maxine meinte, dass sie an diesem Abend wohl nicht alt werden würde.
»Das glaube ich dir. Soll ich Tim Hatcher dann abwimmeln, wenn er anruft?«
»Nein, nein, auf keinen Fall. Ich werde …«
Und dann unterbrach die Melodie des Telefons ihren Satz. Sie wusste sofort, dass es Hatcher war, hob ab und kam gar nicht dazu, sich zu melden, denn der Anrufer war schneller.
»Tim Hatcher hier.«
»Hallo, Tim. Ich habe schon gehört, dass du mich sprechen wolltest. Um was geht es denn?«
»Bist du zu Hause und bleibst du dort auch?«
Maxine krauste verwundert die Stirn. »Ja, ich bin und bleibe auch in meinem Haus.«
»Das ist gut. Dann komme ich zu dir.«
Die Tierärztin verdrehte die Augen. Eigentlich war sie zu müde und wollte Tim vorschlagen, bis zum anderen Tag zu warten, dann aber siegte ihr Pflichtgefühl und sie stimmte zu.
»Okay, wann kannst du bei mir sein?«
»In spätestens zehn Minuten. Ich kann dir sagen, dass du es nicht bereuen wirst.«
»Ich bin gespannt.«
»Das darfst du auch sein.«
Das Gespräch war beendet. Maxine Wells hielt das Telefon in der Hand und schaute ihre Ziehtochter an. Carlotta hatte mitgehört und hob die Schultern.
»Was meinst du?«
»Nun ja, Max, ich habe das Gefühl, dass Tim nicht nur kommt, um dir persönlich eine ruhige Nacht zu wünschen.«
»Den Verdacht habe ich auch.«
»Glaubst du, dass etwas passiert ist?«
»Ausschließen würde ich es nicht.«
»Dann warten wir mal ab.«
»Du sagst es.«
Das Vogelmädchen schlug noch vor, sich zurückzuziehen, was Maxime gut fand. So konnte Hatcher ungehemmt sprechen.
Durch das Küchenfenster sahen die beiden den hellen Lichtteppich, der das Haus erfasste.
Carlotta stand auf. »Er kommt«, sagte sie und huschte aus dem Raum.
Auch Maxine stand auf. Nur ging sie nicht in ein anderes Zimmer wie Carlotta, sondern auf die Haustür zu. Sie war sehr gespannt, was der Ranger von ihr wollte …
***
Schon beim ersten Blick erkannte sie, dass ihren Besucher Sorgen quälten. Das sah sie seinem Gesicht an, das alles andere als entspannt wirkte. Er war nicht wirklich fröhlich, denn sein Lächeln empfand sie als leicht gequält. Auch seine Blicke flackerten.
Bevor er das Haus betrat, drehte er sich noch mal um, als hielte er Ausschau nach Verfolgern.
Es war niemand zu sehen, denn auch Maxine, die an ihm vorbeiblickte, sah nichts.
»Dann komm mal rein.«
»Danke.«
Sie gingen in die Küche, und dort atmete Tim Hatcher erst mal einige Male durch. Er war ein recht großer Mann mit breiten Schultern. Auf seinem Kopf wuchs das Haar recht dicht, und es reichte zudem bis über die Ohren.
»Setz dich.«
Hatcher zog seine Jacke aus. Ein Glas Wasser trank er gern. Er ließ auch zu, dass Maxine es mit Wein mischte und so eine Schorle entstand.
Sie trank den Wein pur, und als Tim sein Glas absetzte, hörte er gleich darauf ihre Frage.
»So, nun erzähl mal. Was ist los mit dir? Du siehst nicht eben fröhlich aus.«
»Da hast du recht.«
»Und was war los?«
»Sie sind da! Ich habe sie nicht nur gehört, sondern auch gesehen.«
Maxine schüttelte den Kopf. »Wen meinst du?«
Hatcher senkte seine Stimme, als er fragte: »Haben wir uns nicht mal über Werwölfe unterhalten?«
Maxine musste schlucken. Sie sagte nichts und dachte nur daran, mit welchen Gedanken sie aus dem Fenster geschaut hatte. Da stand der volle Mond am Himmel und da hatte sie automatisch an die Werwölfe gedacht. Und jetzt saß Tim Hatcher vor ihr, der alles andere als ein Spinner war, und redete über diese pervertierten Wesen.
»Sag was, Max!«
»Das ist schwer.«
»Ich weiß. Werwölfe sind nicht so leicht zu fassen und zu begreifen.«
»Das ist richtig.« Sie musste sich konzentrieren und malte mit der Fingerkuppe Kreise auf den Tisch. »Bist du denn sicher, sie gesehen zu haben?«
»Das bin ich. Ich kann dir sogar einen Beweis liefern.« Hatcher griff in die Tasche seiner Lederweste und holte den Rekorder hervor. »Ich spiele es dir jetzt vor.«
»Ich bin gespannt.«
Es dauerte nicht lange, da lief das Band, und aus
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