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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Buchstaben zu formen. Ich konnte mich überzeugen, dass die Schriftzeichen in ihrem Brief nicht ihrer Schreibweise entsprechen.« Er hielt ein, weil ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf schoss. »Gibt es in diesem Gebäude einen Raum, wo man sie vor den Augen der Schwesternschaft verborgen halten könnte?«
»Du meist wie eine Gefangene?«, hauchte Schwester Inginde.
»Wie eine Gefangene«, bekräftigte Eadulf.
Die junge Nonne schüttelte den Kopf. »Hier gibt es kein Gelass, in dem man jemanden verstecken könnte. Ich kenne hier jeden Winkel. Nein, du musst dich damit abfinden, die arme Valretrade hat die Abtei verlassen – und wer weiß, wo man sie hingebracht hat.«
»Auch andere Frauen und Kinder aus dieser Gemeinschaft sollen vor kurzem verschwunden sein.«
»Ja, das stimmt. Uns hat man erklärt, sie hätten nicht länger nach den von der abbatissa aufgestellten Regeln leben wollen.«
»Wurde in dem Zusammenhang vielleicht die Villa der Gräfin Beretrude erwähnt?«
Das Mädchen erschrak. »Gräfin Beretrude? Was soll die damit zu tun haben?«
»Könnten die Verschwundenen von hier nach dort geschafft worden sein?«
Forschend schaute ihn Schwester Inginde an. »Weißt du, dass Schwester Radegund eine Verwandte von …«, begann sie.
Man hörte, wie eine Tür aufging.
»Gräme dich nicht. Nicht mehr lange, und wir haben die Lösung, das verspreche ich.« In seinem Eifer, dem beunruhigten hübschen Mädchen etwas Gutes zu tun, wagte sich Eadulf leichtfertigerweise weit vor. »Wir vermuten, die Lösung des Geheimnisses liegt in Beretrudes Villa. Glaub mir, alles wird sich bald aufklären.«
Ohne eine Antwort zog sich das Mädchen in den Schatten der Nische zurück, während Eadulf dem Ausgang zustrebte.
»Du lässt dir ja reichlich Zeit beim Gehen«, vernahm er Schwester Radegunds Stimme verdächtig nah hinter sich.
»Ich muss wohl einen falschen Gang erwischt haben.« Eadulf wandte sich um und gab sich reumütig.
»Dann werde ich dir zeigen, wo es langgeht.« Schwester Radegund rauschte mit festem Schritt an ihm vorbei, und er folgte ihr.
»Ich habe mich gewundert, dass du und Äbtissin Audofleda gestern nicht auf dem Empfang von Gräfin Beretrude wart«, versuchte er mit ihr ins Gespräch zu kommen.
»Der Empfang war nur für die zum Konzil Entsandten und ihre Berater«, fertigte sie ihn kurz ab.
Eadulf wurde noch etwas kühner und brachte ins Spiel, was Bruder Budnouen ihm erzählt hatte: »Könnte es sein, dass Gräfin Beretrude die Äbtissin nicht eingeladen hat, weil ihr deren früheres Leben in Divio missfällt?«
Schwester Radegund blieb stehen. Sie war puterrot geworden. »Meine … Gräfin Beretrude ist …« Sie geriet ins Stocken.
»Wolltest du sagen … ist ›meine Mutter‹? Du siehst ihr sehr ähnlich.« Er war überzeugt, es könnte ihm nicht weiter schaden, diese Vermutung zu äußern.
Rasch hatte sich Schwester Radegund gefasst. »Gräfin Beretrude ist meine Tante. Und dessen schäme ich mich nicht. Du hast bereits eine Menge in Erfahrung gebracht.«
»Aber es reicht noch nicht.«
Er bekam keine Antwort. Sie hatte sich schon wieder umgedreht. An der Haupttür angelangt, schob sie die Riegelbolzen zurück. Eadulf hätte gern weiter mit ihr geredet, doch sie hob die Hand und zeigte auf die geöffnete Pforte.
Mit den Worten »Vade in pace« wies sie ihn aus dem Haus.
Eadulf blieb keine andere Wahl, als zu gehen.
    Bei seiner Rückkehr fand er Fidelma schlummernd vor. An der Tür saß ein kräftig gebauter junger Klosterbruder aus Imleach, den Abt Ségdae dort als Leibwächter postiert hatte. Eadulf flüsterte ein paar Worte mit ihm, entschied sich aber, Fidelma schlafen zu lassen. Schlaf war stets ein guter Heiler. Er würde einstweilen Bruder Sigeric in der Bibliothek aufsuchen.
    Bruder Sigeric war nicht im scriptorium , doch traf er dort den Verwalter, Bruder Chilperic, an, der sich auf einer Tontafel mit Zahlenkolonnen beschäftigte. Mit einem gequälten Lächeln schaute der Mönch auf.
    »Die Abrechnung der Ausgaben und Einnahmen«, sagte er und legte den Stilus beiseite. »Diese Aufgabe ist mir zuwider. Man kommt sich vor wie ein Händler, wenn man zusammenzählt, was die Abtei kostet. Der Bischof nimmt es sehr genau damit, wir dürfen nicht in Schulden geraten.« Er machte eine Pause. »Kann ich dir behilflich sein, Bruder?«
    Eadulf wollte schon mit »Nein« antworten, als ihm einfiel: »Kennst du Bruder Andica?«
»Natürlich«, hieß es sofort. »Weshalb fragst du?«
»Ich bin ihm vor

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