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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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tot.«
Schwester Valretrade schwieg erschrocken einen Moment und fuhr dann fort: »Die Frau habe ich nicht erkannt. Wahrscheinlich war es Radegund. Sie ist Beretrudes Nichte und die einzige Verheiratete in der Gemeinschaft, die sich überallhin frei bewegen kann.«
An der Tür wurden die Riegel zurückgeschoben. Alle Blicke gingen dorthin. Ein stämmiger Krieger kam herein und blieb auf den Stufen stehen. Er schaute sich um, ein hämisches Grinsen zog über sein bärtiges Gesicht. Und schon donnerte er los, erst in der Landessprache, dann in schlechtem Latein.
»Das ist eure letzte Nacht hier. Noch vor Tagesanbruch werdet ihr nach Süden geschafft.«
Die Frauen erhoben Protest.
»Ruhe!«, brüllte der Krieger.
»Wohin bringt man uns?«, wagte sich eine vor, »und warum?«
»Zum Sklavenmarkt, das habt ihr euch selbst zuzuschreiben mit euren unchristlichen Heiraten und Liebesverhältnissen.«
Einige Frauen schrien vor Entsetzen auf.
»Nach welchem Gesetz sind unsere Ehen unchristlich? Was
gibt euch das Recht, uns gefangen zu halten?«, klagte eine andere.
»Das ist jetzt das Gesetz«, meinte er und schlug auf sein
Schwert. »Schickt euch drein und rüstet euch für die Reise. Ihr
werdet in gute Hände kommen.«
Hinter ihm tauchte eine andere Gestalt auf. Ein schlanker,
gutgekleideter Mann, glatt rasiert und von dunkler Hautfarbe.
Eindringlich betrachte er die Schar, die ihm anheimgefallen
war. Fidelma genügte ein flüchtiger Blick, um sich rasch die
Kapuze übers Haar zu ziehen. Sie konnte nur hoffen, der
Mann würde im Dunkel des Kellergewölbes nicht merken,
wer sie war. Sie selbst hatte ihn sofort als Verbas von Peqini
erkannt, den Sklavenhalter, mit dem sie in Tara aneinandergeraten war. Inbrünstig flehte sie, dass er sie nicht wahrgenommen hatte.
»Bis auf weiteres ist der Kaufherr hier euer neuer Meister«,
bedeutete ihnen der Krieger. »Seid folgsam, und man wird
euch gut behandeln. Wenn ihr aufsässig seid, setzt es Strafen.« Eine der älteren Frauen war einen Schritt auf ihn zugegangen. »Schäm dich! Und Schande über deine Herrin Beretrude!
Wir kennen dich, Krieger, wir wissen, wem du dienst. Wir sind
frei geborene Frauen dieser Stadt und unterstehen keinem
Dienstherrn. Wir sind freiwillig dem Ruf des Glaubens gefolgt und haben gemeinsam mit unseren Männern gelobt,
gute Werke im Sinne Christi zu verrichten. Was gibt euch das
Recht, uns so schändlich zu behandeln … ?«
Ihre Worte endeten in einem Aufschrei. Der Söldner war
die wenigen Stufen hinuntergesprungen und schlug ihr mit der Hand ins Gesicht, dass sie zu Boden stürzte. Drohendes Murren kam aus der Menge, und schon zog er sein Schwert.
»Zurück, ihr Huren!«, schnauzte er. »Ihr habt die Wahl, ob ihr lebend oder tot hier herauskommen wollt. Nur das sage ich noch: Ihr habt euch mit Geistlichen und Mönchen in unzüchtige Verhältnisse eingelassen. In vielen Ländern haben Konzilien befunden, dass ihr damit gegen den Glauben verstoßt. Deshalb sind alle Frauen der Geistlichkeit zusammenzutreiben und als Sklaven zu verkaufen zum höheren Wohle des Christentums. Das ist euer Los. Schickt euch darein.«
Verbas von Peqini drehte sich um und ging, während der Kriegsknecht rückwärts und noch immer mit entblößtem Schwert die Stufen emporstieg. Dann schlug die Tür zu und wurde verriegelt.
Die Frauen und die Kinder brachen in Tränen aus, jammerten und schluchzten.
»Warum wolltest du dich vor dem Händler verbergen?«, fragte Valretrade.
»Verbas von Peqini? Dem bin ich vor ein paar Monaten in meiner Heimat begegnet. Ich war ihm in einem Streitfall überlegen, habe einen seiner Sklaven befreien können und ihn selbst danach ohne Entschädigung aus unserem Königreich getrieben. Der wäre entzückt, mich hier zu entdecken, denn das Letzte, das er mir nachrief, war ein Racheschwur. Wenn der mich erkennt, wäre es ihm ein Vergnügen, seinen Schwur zu erfüllen.«
»Dann wird er bestimmt morgen Rache üben können. Sobald wir das düstere Kellerloch verlassen, kannst du dich nicht mehr verstecken, mit deinem roten Haar schon gar nicht.«
Fidelma presste die Lippen zusammen. »Dann darf ich eben morgen nicht mehr hier sein.«
»Von hier fliehen?« Valretrade lachte unfroh auf. »Meinst du, ich habe nicht die ganze Woche nach einem Fluchtweg gesucht?«
»Was, wenn sie euch morgens zum Waschen führen? Gibt es da Möglichkeiten auszubrechen?«
Niedergeschlagen schüttelte Valretrade den Kopf. »In der Ecke da drüben steht ein Eimer, den müssen wir

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