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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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übernehmen die Iren diese Kinder in gutem Glauben, nicht weil sie Sklaven benötigen, sondern weil sie denken, sie würden damit den dear-fudir helfen freizukommen, denn das Wort fudir bedeutet, wie ich gelernt habe, nichts weiter als Überrest oder jemand, der überflüssig ist. Du kannst mir glauben, lieber Freund, es ist den Hibernianern völlig unverständlich, dass ein Mensch Eigentum eines anderen ist, so wie man ein Stück Stoff oder ein Schwert besitzt.«
Bruder Budnouen verzog das Gesicht und tat die Erklärung mit einem Achselzucken ab. » De gustibus non est disputandum. Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Der christliche Glaube duldet die überkommene Sitte der Sklaverei. Entlaufene Sklaven werden verurteilt und dürfen nicht am Abendmahl teilnehmen. Das steht sogar in der Bibel. Heißt es nicht bei Petrus: ›Ihr Sklaven seid untertan mit aller Furcht euren Herren, nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch den launischen‹? Demnach ist es Ketzerei zu behaupten, es sei nicht rechtens, Sklaven zu halten.«
»Hat Paulus von Tarsus den Korinthern nicht geschrieben: ›Kannst du frei werden, so tue es … macht euch nicht zu Sklaven von Menschen‹?«, hielt ihm Fidelma ärgerlich vor.
Bruder Budnouen fand Gefallen an dem Wortgefecht. »Im Brief des Apostels Paulus an Titus heißt es aber, wie wir in der Heiligen Schrift lesen: ›Die Sklaven sollen ihren Herren in allem gehorchen und ihnen gefällig sein. Sie sollen ihnen nicht widersprechen und nichts stehlen, sondern sich als treu und zuverlässig erweisen. Mit allem, was sie tun, sollen sie der Botschaft Gottes, unseres Heilands, Ehre machen.‹ Mich dünkt, du predigst Rebellion, Schwester. Wir sind doch hier, um den Glauben zu verbreiten, nicht aber um dazu aufzurufen, die Herrschaft von Königen und Kaisern zu stürzen.« »Ich bin nicht hier, um mich auf eine Debatte über Moralfragen einzulassen«, fertigte sie ihn ab.
»Quando hic sum, non ieiuno Sabbato – quando Romae sum, ieiuno Sabbato« , zitierte Eadulf warnend, der sah, wie streitlustig sie war.
Fidelma zog verärgert einen Flunsch. Eadulf hatte ein Leitwort des heiligen Ambrosius benutzt: »Wenn ich hier bin, faste ich nicht am Sabbat. Wenn ich in Rom bin, faste ich am Sabbat.« Es war eine Ermahnung, sich nach den örtlichen Gepflogenheiten zu richten und nicht zu versuchen, seine eigenen Ansichten durchzusetzen.
Der Sklavenmarkt und der Anblick von Kindern, die verkauft wurden, bewirkten einen faden Geschmack in ihrem Mund. Sie verließen den Platz, und Fidelma gab sich Mühe, nicht länger zu den bedauernswerten kleinen Geschöpfen zu schauen. Die Bauten und die Dünste der Stadt sowie der von allen Seiten heranbrandende Lärm bedrückten sie, während sich der Frachtwagen einen Weg durch den Wirrwarr bahnte. »Sei unbesorgt«, munterte Bruder Budnouen sie auf, als ob er ihre Gedanken lesen könnte. »Hier ist das Geschäftsviertel. Sobald wir da durch sind, geraten wir auf ruhigere Straßen, und die führen hinauf in die geistlichen Gefilde.« Und so war es. Sie fuhren weiter in südlicher Richtung, und gar bald erhoben sich vor ihnen die stattlichen Bauten der Abtei. Sogar die Gerüche wurden weniger lästig, und die Häuser ähnelten mehr den geräumigen Villen, die Fidelma von Rom her kannte. Die Welt hier unterschied sich gänzlich von den niedrigen Behausungen um das Stadttor.
»Geht es an allen Zugängen zur Stadt derart lärmend zu?«, fragte Eadulf.
»Was willst du machen? Gerade an den Stadttoren wird Handel getrieben. Und wo Handel und Wandel gedeihen, da ist es eben laut, und viel Unrat bleibt liegen.«
Sie gelangten auf einen mit Steinplatten ausgelegten Platz, über den nur wenige Leute gingen. An seiner einen Seite strebten die Bauwerke der Abtei himmelwärts. Aus der Nähe betrachtet empfand Fidelma sie als hässlich und furchteinflößend. Die hohen Mauern schienen die anderen Gebäude am Platz einzuschüchtern, ja sogar die Menschen, die in ihrem Schatten dahineilten.
»Also das ist die Abtei von Autun, und damit sind wir am Ziel unserer Reise«, verkündete ihnen der Gallier, lenkte sein Fahrzeug zu einer niedrigen Durchfahrt und brachte sein Maultiergespann zum Stehen. »Hier lade ich meine Sachen ab. Das ist der Zugang zu den Vorratshäusern. Wenn ihr da drüben in das Gebäude geht« – er wies mit der Hand in die erwähnte Richtung –, »gelangt ihr zur Kanzlei des Verwalters der Abtei. Dort wird man euch sagen, wohin ihr weiter

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