17 - Das Konzil der Verdammten
schon erwähnt. Bruder Sigeric drängte mich, mir etwas überzuwerfen und in Bischof Ordgars Zimmer mitzugehen. Er sagte, ein grässliches Unglück wäre geschehen.«
»Hat er näher beschrieben, um was für eine Art Unglück es sich handelte oder wie er davon erfahren hatte?«
»Zu dem Zeitpunkt nicht, erst später sagte er …«
Fidelma unterbrach ihn mit einem Handzeichen. »Bruder Sigeric kann uns das selbst sagen, wenn wir nachher mit ihm sprechen. Bleiben wir vorerst dabei, wie im Einzelnen du dich verhalten hast.«
Bischof Leodegar zögerte einen Moment und fuhr dann fort: »Ich folgte Bruder Sigerics Aufforderung und ging mit ihm. Er war ziemlich erregt, so dass ich ihn nicht mit weiteren Fragen plagte. Ich betrat Ordgars Zimmer …«
»Brannte dort Licht?«, warf Fidelma rasch ein.
Bischof Leodegar nickte. »Ja, eine Kerze brannte.«
»Du konntest alles deutlich erkennen?«
»Ich nahm die Umrisse von zwei Körpern wahr und Bischof Ordgar, der stöhnend auf seinem Bett lag.«
»Sagte er etwas, als du das Zimmer betratest?«
»Er schien von Schmerzen geplagt und murmelte etwas. Er war eindeutig nicht ganz da.«
»Und den Leichnam, hast du den gesehen?«
»Ich bemerkte sofort Abt Cadfan, der neben dem Bett auf der Erde lag. Es war hell genug, um Blut an seinem Hinterkopf zu sehen.«
»Kerzenlicht, und du konntest Blut erkennen?«, fragte Eadulf nach.
Bruder Leodegar runzelte die Stirn. »Ja. …« Er merkte, worauf Eadulf hinauswollte. »Nun ja, ich sah etwas Dunkles, Klebriges – und es stellte sich natürlich als Blut heraus.«
Eadulf lächelte. »War er bei Bewusstsein?«
»Nein. Und er kam auch erst wieder zu sich, als man ihn in sein Zimmer zurückgetragen hatte.« Der Bischof hielt inne, begriff aber, dass man mehr von ihm erwartete. »Ich wollte mich zu ihm hinunterbücken, da sah ich den Toten, Abt Dabhóc. Ich rief Bruder Sigeric zu, meinen Verwalter zu wecken, und trug ihm auch auf, Bruder Gebicca, unseren Arzt zu holen. Dann ging ich hinüber zu Bischof Ordgar und wollte sehen, ob ich etwas für ihn tun konnte, aber er war wie im Rausch, murmelte nur unsinniges Zeug.«
»Roch er nach Wein oder Bier?«, fragte Fidelma.
»Er verströmte einen Geruch von abgestandenem Wein«, bestätigte der Bischof.
»Und dann?«
»Dann kam Bruder Gebicca und ziemlich bald darauf Bruder Chilperic. Als Gebicca erklärte, Abt Dabhóc wäre tot, mit einem Schlag von hinten sei ihm der Schädel eingeschlagen worden, wusste ich, dass ich Abt Ségdae als den Ranghöchsten aus eurem Land in Kenntnis setzen musste. Ich schickte Bruder Sigeric los, ihn zu wecken.«
»Und die ganze Zeit lag Cadfan bewusstlos da, während Ordgar in einem Rauschzustand verblieb?«, vergewisserte sich Fidelma.
»Wir haben uns durchaus um Cadfan gekümmert«, erwiderte Bischof Leodegar. »Bruder Gebicca hat ihn untersucht, und dann wurde entschieden, ihn in sein Zimmer zurückzuschaffen, wo er etwa einen Tag brauchte, bis er sich wieder vollends erholt hatte. Auch Ordgar haben wir in einen nahe gelegenen Raum gebracht. Als er schließlich so weit war, dass ich ihm Fragen stellen konnte, sagte er, er hätte wie gewohnt vorm Schlafengehen Wein getrunken und könnte sich an nichts weiter erinnern, als dass ihm beim Aufwachen schlecht und schwindelig war. Er hätte Menschen um sich herum in seinem Zimmer wahrgenommen, aber was geschah, konnte er nicht sagen. Zunächst nahm er an, schlechten Wein getrunken zu haben, der ihm nicht bekommen wäre, aber als ich ihm erzählte, was geschehen war, glaubte er, Cadfan hätte versucht, ihn zu vergiften.«
»Und welche Meinung hat Ordgar zu dem Mord? Was denkt er, warum hat Cadfan Dabhóc ermordet?«, fragte Eadulf.
»Ordgar ist davon überzeugt, Dabhóc ist dazugekommen, als Cadfan versuchte ihn umzubringen, und musste dafür selbst mit dem Leben büßen.«
»Und Cadfans Wunde? Wie hat er die erklärt?«
»Ordgar meint, entweder hat sie ihm Dabhóc beigebracht, bevor er von Cadfan ermordet wurde, oder Cadfan hat sie sich selbst zugefügt.«
»Eine selbst zugefügte Verletzung, die ihn einen ganzen Tag bewusstlos sein lässt?« Das mochte Eadulf nicht glauben. »Das ist beim besten Willen kein selbstzugefügter Hieb; wenn er aber von einer anderen Person stammt, hat er die schwerlich noch ermorden können, ehe er in Ohnmacht fiel.« Dass Eadulf seine Überlegungen so offen darlegte, hielt Fidelma nicht für richtig und ließ ihn das auch merken.
»Wir werden dem genauer nachgehen, wenn wir Ordgar und Cadfan
Weitere Kostenlose Bücher