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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Auftrag, Stoff zu kaufen«, stellte Fidelma enttäuscht fest. »Ich habe wohl zu Unrecht Verdacht geschöpft.« Dann wurde sie von Gesprächsfetzen auf der Straße abgelenkt, und gleich darauf klapperten Holzschuhsohlen. Fidelma wagte einen Blick um die Hausecke.
»Radegund ist schon wieder los. Die hat noch mehr zu erledigen in der Stadt. Wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren.«
Mit leicht gesenktem Kopf hastete Schwester Radegund mit
der gleichen Geschwindigkeit wie zuvor weiter. Fidelma und
Eadulf hielten sich in gemessenem Abstand, liefen aber nach
wie vor nicht Gefahr, dass die Frau sich nach ihnen umdrehte.
Hinter der nächsten Ecke verschwand sie, und als sie ihr folgten, stellten sie fest, dass der große Fahrweg in einen geräumigen Platz einmündete. Auch in seiner Mitte sprudelte und
plätscherte ein Zierbrunnen. Hunde taten sich an dem Wasser gütlich.
Im Schutz eines Hauses blieben Fidelma und Eadulf stehen,
während Schwester Radegund quer über den mit Steinen gepflasterten Platz geeilt war und einem Gebäude am hinteren
Ende zustrebte, das von einer hohen Mauer umgeben war. Am
Eingangstor stand ein Riese von Mann, ein Krieger, bewaffnet
mit Schwert und Speer. Er trug einen Brustharnisch, aber keine
Kopfbedeckung, so dass seine Haarpracht voll zur Wirkung
kam – ein blondes, fast weißes Lockengewirr, das in einen zerzausten Bart überging, der ihm bis zur Brust reichte. Freundlich nickte er Schwester Radegund wie einer guten Bekannten
zu, drehte sich, ohne ein Wort zu sagen, um und klopfte mit
der freien Hand ans Tor. Sie hörten es deutlich dreimal lang,
zweimal kurz pochen, woraufhin sich das Tor öffnete und
Schwester Radegund hineinschlüpfte. Unmittelbar danach
schloss sich das Tor wieder.
Hinter ihnen vernahmen sie das Rattern von Rädern. Ein
Mann kam die Straße entlang und schob einen Handkarren,
der mit Eisenwaren beladen war. Er war ein stämmiger Bursche und, seiner Kleidung nach zu urteilen, irgendein Händler. Unschlüssig standen sie an der Ecke, wussten nicht recht,
wohin sie ihre Schritte lenken sollten.
»Habt ihr euch verlaufen?«, redete der Mann sie freundlich in der Sprache der hiesigen Gegend an, die Eadulf an sein Angelsächsisch erinnerte. Er glaubte, den Sinn der Worte zu verstehen, und antwortete in seiner Muttersprache. Zu seiner großen Überraschung ging der Mann darauf ein.
»Ich habe einige Zeit mit Landsleuten von dir verbracht. Mein Vater war Kapitän. Aber nun zu euch – habt ihr euch verlaufen?«
»Wir sind uns nicht ganz sicher, wo wir hier sind. Wie heißt dieser Platz?«
»Benignus-Platz.«
»Benignus?«, wiederholte Eadulf und glaubte, sich verhört zu haben. »Du meinst ›Platz der Benignität‹, der Milde Gottes?«
Der Handelsmann stellte seinen Karren ab und rieb sich die Hände, um die Durchblutung wieder in Schwung zu bringen.
»Nein, guter Freund. Der Platz ist nach Benignus benannt. Ihr seid hier offensichtlich fremd. Benignus war ein Märtyrer, er wurde heilig gesprochen. Er wurde in dieser Stadt geboren und ging dann in die alte Stadt Divio, um dort den Neuen Glauben zu predigen. Das war vor vielen Jahrhunderten. Und weil es heißt, er hätte an dieser Stelle gewohnt, trägt der Platz seinen Namen.«
»Frag ihn, wem das große Haus da gehört, das von dem Krieger bewacht wird«, raunte Fidelma Eadulf zu.
»Wem gehört das prachtvolle Haus dort?«, wandte sich Eadulf an den Mann. »Und weshalb wird es so streng bewacht?«
»Es gehört Gräfin Beretrude, der Mutter unseres Gaugrafen. Sie ist eine Wohltäterin der Stadt und gilt als die mächtigste Fürstin weit und breit.«
Noch während der Händler sprach, bemerkte Fidelma einen Mann, der aus dem Tor kam. Er war in frommer Tracht gekleidet, grüßte den Wachhabenden vertraulich winkend und kam quer über den Platz direkt auf sie zu. Sie hatte Eadulf warnen wollen, aber es war schon zu spät. Er hatte sie bereits gesehen.
»Schwester Fidelma! Bruder Eadulf!«, rief er. »Was macht ihr denn hier?« Mit einem strahlenden Lächeln blieb Bruder Budnouen vor ihnen stehen.
»Wir haben uns in der Richtung geirrt, und der Mann hier versucht gerade, uns den Weg zu weisen«, erklärte Eadulf, ehe es zu weiteren Fragen kam.
»Da habt ihr euch aber ganz schön verlaufen, wenn ihr ausgerechnet in dieser Gegend landet«, war Bruder Budnouens Reaktion.
Der Händler tippte mit der Hand an die Stirn und verabschiedete sich. »Schön, dass ihr auf euren Freund gestoßen seid, da findet ihr ja jetzt unbeschadet

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