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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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meisten Burgunden tunlichst meiden sollte, und in Gegenwart von Gräfin Beretrude schon sowieso.«
»Wieso das?«
»Die Gräfin behauptet, Benignus zu ihren Vorfahren zählen zu dürfen, auch wenn das schon vierhundert Jahre oder so zurückliegt. Die meisten Burgunden haben ihn zu einem Patron ihres Volkes erkoren, ihrem Erlöser, der sie eines Tages von der Herrschaft der Franken befreien werde.«
»Und den Platz hier hinter uns haben sie dann nach ihm benannt, wurden wir vorhin gerade belehrt.«
»Den Benignus-Platz?« Bruder Budnouen schüttelte den Kopf. »Das hat Gräfin Beretrude veranlasst, und so lange ist das noch gar nicht her. Ob der Platz nun so oder so heißt, ist letztlich auch egal, wenn ihr mich fragt.«
»Wieso gibt es in der Abtei nirgends ein Denkmal oder einen Gedenkstein für Benignus?«, überlegte Fidelma. »Ich habe jedenfalls nichts dergleichen gesehen.«
»Die Abtei untersteht Franken«, meinte Eadulf. »Selbst wenn sich seine letzte Ruhestätte tatsächlich dort befindet, sie würden ihn als eine Berühmtheit, die die Burgunden verehren, unbeachtet lassen.«
»Bischof Leodegar ist ein gestrenger Meister«, stimmte ihm Budnouen zu. »Nie und nimmer würde er gelten lassen, dass ein Burgunde in irgendeiner Hinsicht von Einfluss war. Ich bin froh, nicht zu seiner Gemeinschaft zu gehören.«
»Zu welcher Gemeinschaft gehörst du dann? Zur Abtei in Nebirnum?«, vermutete Fidelma.
»Nein, das auch nicht. Ich bin an keine Bruderschaft gebunden. Die frommen Häuser der Gallier sind fast durchweg in
denen der Burgunden und Franken aufgegangen; uns hat man
in den Westen getrieben. Ich verdiene mein täglich Brot, indem ich Waren der Kaufleute am Fluss bei Nebirnum nach
Autun befördere, wie ihr ja auf unserer Fahrt hierher gesehen
habt; manchmal hat es mich auch schon bis nach Divio verschlagen.«
»Kennst du die Äbtissin Audofleda?«
Er schaute sie an. »Bist du der Äbtissin begegnet? Ach ja,
wird sich gar nicht haben vermeiden lassen.« Da ihm bekannt
war, dass Männer und Frauen im Kloster getrennt lebten, ging
er davon aus, dass Fidelma im Frauenhaus untergebracht war.
»Ja, ich habe auch mit ihr geschäftlich zu tun.«
»Begeistert klingt das nicht gerade.«
»Begeistert, wovon? Etwa von ihr? Ich muss gestehen, ich
mag sie nicht. Sie ist typisch für diese Sorte Menschen – hochnäsig und in der Art, wie sie ihre Frömmigkeit zur Schau stellt,
nicht zu ertragen, dabei ist das Ganze nur Heuchelei.« »Was willst du damit sagen?«, drängte ihn Eadulf. Bruder Budnouen schwieg eine Weile, ehe er sich zu einer
Antwort bequemte. »Vielleicht erklärt es das besser: Ich kenne
Audofledas Vergangenheit.«
»Du kannst nicht mit dem Ende der Geschichte aufhören
und uns ihren Anfang vorenthalten«, ermunterte ihn Fidelma,
neugierig geworden.
Vorsichtig blickte er in die Runde, als müsse er sichergehen, dass sie niemand belauschte. »Ich habe erwähnt, dass
mein Geschäft mich bisweilen ins ferne Divio brachte.« »Von wo auch Äbtissin Audofleda kommt«, ergänzte Fidelma, die nicht vergessen hatte, was die abatissa ihnen mitgeteilt hatte.
»Nur dass sie dort nie Äbtissin war.«
»Sprich weiter.«
»Um bei der Wahrheit zu bleiben, Audofleda war eine Straßendirne. Noch bis vor ein paar Jahren war sie in bestimmten Vierteln von Divio allseits bekannt.«
Die Auskunft überraschte Fidelma. Schockiert war sie nicht. »Verdammen darf man sie deshalb nicht; eher ist sie zu bemitleiden, dass sie keinen anderen Weg zu einem erfüllten Leben sah als den, ihren Körper an Männer zu verkaufen.« Unwillkürlich musste Fidelma an ihre Freundin Della in Cashel denken, die auch einst eine Dirne gewesen war und der sie aus dem Elend geholfen hatte.
»Im Prinzip hast du Recht«, pflichtete ihr Bruder Budnouen bei. »Nur glaube ich nicht, dass sie mit ihrem Schicksal haderte. Man sagt ihr nach, dass sie sich aus freien Stücken zu diesem Leben entschloss, weil sie die Männer hasste. Als ich dann von ihrer plötzlichen Hinwendung zum religiösen Leben hörte – und es war ja weniger eine Bekehrung ihrerseits als mehr Leodegars Zutun, der sie zur abbatissa des domus feminarum ernannte – kam ich ins Grübeln.«
»Und was hast du herausgefunden?«
Bruder Budnouen zuckte mit den Achseln. »Ich glaube nicht an eine so rasche Wandlung. Wenn ich eine Tochter hätte, die erklärte, sie hätte sich für das Leben in einer frommen Gemeinschaft entschieden und wolle dem in Audofledas domus feminarum nachgehen, ich würde sie

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