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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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feminarum zu gelangen, die Schlafkammer von Schwester Inginde zu finden und sie zu befragen. Und auch der Rückweg will bedacht sein«, zählte Bruder Sigeric auf.
»Und alles, ohne von jemandem beobachtet zu werden«, brummelte Eadulf.
»Du zeigst mir den Weg ins domus feminarum und gibst mir deinen Lageplan, mit dem ich Schwester Inginde finden kann, alles Übrige übernehme ich«, erklärte Fidelma voller Selbstvertrauen.
»Bestens. Wenn die Mitternachtsglocke geläutet hat und die letzten Gebete gesprochen wurden, werde ich hier in der Bibliothek auf dich warten«, sagte Bruder Sigeric. »Das ist die Zeit, wenn sich die Brüder zum Schlafen niederlegen. Sicherheitshalber lassen wir dann noch eine halbe Stunde verstreichen, ehe wir in die Gewölbe hinabsteigen.«
Fidelma und Eadulf verließen den jungen Schreiber, der nun ganz erregt war, und gingen zurück ins Gästequartier. Kaum hatten sie ihr Gemach erreicht, hörten sie von ferne das Läuten einer Glocke.
»Schon Zeit für das Abendbad, und das wieder nur mit kaltem Wasser.« Fidelma seufzte. »Ich werde mich an diese fremdländischen Bräuche nie gewöhnen können, bei denen das Wasser für ein Bad am Abend nicht einmal angewärmt wird. Die Leute hier nehmen kaum ein Bad, waschen sich nur morgens mit kaltem Wasser und schwimmen vielleicht ab und an im Fluss. Die benutzen nicht einmal Seife. Wie können Menschen so leben, Eadulf?«
Ihr Gefährte mühte sich, keine Miene zu verziehen. Er war in den von ihr beklagten Verhältnissen aufgewachsen, und auch heute noch fand er die Badegewohnheiten der Leute in den fünf Königreichen von Éireann maßlos übertrieben. Die wuschen sich jeden Morgen nach dem Aufstehen Hände und Gesicht, und abends, vor der Abendmahlzeit, nahmen sie ein Vollbad in heißem Wasser. Tag für Tag. Eadulf schauderte es. In seinen Jugendjahren war er einmal in der Woche in den Fluss gesprungen, der in der Nähe vorbeifloss, und das war sein Vollbad gewesen. Das tägliche Reinigungsritual von Fidelmas Leuten verwunderte ihn jedes Mal aufs Neue. Er hatte sich an Seife gewöhnen müssen, sleic war das Wort dafür, an Leinenhandtücher und an süß duftende Kräuter und Öle, die zum Bad gehörten.
Nachdem beide den Toilettengepflogenheiten Genüge getan hatten, zogen sie frische Kleidung an und gingen hinunter zu ihrer Verabredung mit Nuntius Peregrinus. Der Gesandte des Bischofs von Rom erwartete sie im calefactorium . Er erhob sich, um sie zu begrüßen. Bis dahin hatte
er sich mit seinem allgegenwärtigen custos unterhalten, dem
Leibwächter aus dem Lateran-Palast, der sich jetzt diskret in
eine Ecke des Raums zurückzog.
»Wie ich höre, gibt es eine weitere schlechte Nachricht«,
bemerkte der Nuntius düster, während sie sich setzten. »Du meinst die über Bruder Gillucán?«
»Ja, über den jungen irischen Klosterbruder. Er war Kämmerer von Abt Dabhóc. Eine traurige Geschichte.« »Nicht nur traurig, auch undurchschaubar«, äußerte sich
Fidelma leise.
Der Gesandte hob die Augenbrauen. »Wieso?« »Der Tod hat zunächst den Abt und dann seinen Kämmerer ereilt, zwar unter anderen Umständen, aber doch kurz
nacheinander. Hängt das eine mit dem anderen zusammen?« »Der junge Bruder wurde von Räubern angefallen, nachdem er die Abtei verlassen hatte. Das ist etwas völlig anderes
als die Ermordung des Abts. Es ist einfach eine betrübliche
Tatsache, dass es in unserer Welt Räuber gibt, die Fremden
auflauern und sie überfallen, um ihnen die Wertsachen zu rauben, die sie bei ihnen vermuten. Nicht einmal die Mönche
bleiben von solch üblem Gesindel verschont.«
»Merkwürdig ist immerhin, dass ihn niemand gesehen hat,
als er die Abtei verließ – nicht einmal die ständigen Wachen
am Stadttor haben bemerkt, wie er durch das Tor gegangen
ist«, überlegte Fidelma laut.
»Und was konnte ein junger Mönch schon bei sich haben?
Soweit mir bekannt ist, besaß er keinerlei irdische Reichtü
mer, wie sie jemand von Rang und Ansehen bei sich haben könnte, jemand wie du etwa«, stichelte Eadulf mit sanftem Spott.
Doch der Nuntius war nicht zum Spaßen aufgelegt. »Heutzutage wird man schon wegen eines Paares guter Ledersandalen überfallen.« Er zögerte und fragte Fidelma: »Du denkst doch nicht ernstlich, dass da ein Zusammenhang besteht zwischen dem Tod dieses jungen Mannes und der Ermordung des Abts?«
»Ich ziehe erst dann meine Schlussfolgerungen, wenn ich im Besitz aller Fakten bin«, antwortete sie ihm.
»Hast du Bruder Gillucán

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