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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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steht einer ehrbaren Frau, die dem Glauben dient, schlecht an. Selbst in Rom misshandelt man Bedienstete nicht in dieser Art und Weise. Hieß es nicht, Gräfin Beretrude sei für ihre Herzensgüte bekannt?«
Eadulf wusste, dass das Halten von Sklaven bei den meisten Völkern, mit denen er in Berührung gekommen war, nichts Ungewöhnliches war, doch Zeit und Ort verboten ein Streitgespräch zu diesem Thema.
»Uns ist zu wenig über Gräfin Beretrude bekannt. Kann sein, sie ist weder großherzig noch besonders fromm. Was wir jedenfalls nicht tun dürfen, ist, andere mit unseren Maßstäben zu messen.«
Fidelma hatte schon eine Antwort auf der Zunge, als ein lauter Trompetenstoß die Luft durchschnitt. Alle Köpfe fuhren herum.
Aus der Villa traten etliche Personen und blieben auf den Stufen der Veranda stehen, von wo man den Garten mit den dort versammelten Gästen überblicken konnte.
Der Trompeter setzte sein Instrument ab. Auf den unteren Stufen hatten zwei Krieger in voller Rüstung Stellung bezogen. Zwei andere, festlich gekleidete und jugendlich wirkende Männer machten Bischof Leodegar Platz, der eine hochgewachsene Dame in mittleren Jahren neben sich hatte. Oben an der Treppe verharrte das Paar kurz, und der Trompeter rief: »Gesandte, begrüßen wir Gräfin Beretrude!«
Hoheitsvoll trat die Frau einen Schritt nach vorn und schaute auf die unten versammelte Menge. Man klatschte höflich. Fidelma fasste sofort eine Abneigung gegen sie. Vielleicht lag es an der übertrieben dick aufgetragenen Schminke auf dem blassen Gesicht, dem unnatürlichen Rot der Lippen, den roten Flecken auf den bleichen Wangen, den schwarzen Linien, die die Augen betonen sollten, oder an den Augen selbst – kalt, von einem hellen Blau und gleichsam ohne Pupillen. Das gelockte Haar war schwarz, aber auch das Schwarz wirkte nicht echt. Gräfin Beretrudes Gesicht war hager, und die lange Nase unterstrich die Herablassung, mit der sie ihre Gäste betrachtete.
Jetzt trat auch Bischof Leodegar einen Schritt nach vorn, stand so auf der gleichen Höhe mit ihr und bot ihr kurz über Taillenhöhe die linke Hand. Beretrude reichte ihm die rechte und ließ es sich gefallen, die Stufen hinabgeführt zu werden. In dieser Pose stolzierten sie zwischen den Gästen durch den Garten, wobei ihr Leodegar nacheinander die Gesandten vorstellte.
»Sie sieht zu dir herüber«, flüsterte Eadulf.
Auch Fidelma hatte bemerkt, dass die Gräfin wiederholt in ihre Richtung geschaut hatte und dann Leodegar etwas zumurmelte, der sie daraufhin zu ihnen herübergeleitete.
»Das ist Fidelma von Hibernia, Schwester eines Königs dort«, erklärte er ihr. »Königreich Mu-ohn oder so ähnlich.«
Die Aussprache des Namens kam der richtigen einigermaßen nahe.
Gräfin Beretrude musterte Fidelma angelegentlich von Kopf bis Fuß, als hätte sie es mit einem noch nie gesehenen exotischen Wesen zu tun.
»Die Schwester des Königs von … Ich vermag eure fremdländischen Namen nicht auszusprechen. Aber Hibernia, davon habe ich gehört. Soll am Ende der Welt liegen und von Wilden bewohnt sein, die wegen der Kälte dort ein erbärmliches Dasein fristen.«
Eadulf presste die Lippen zusammen und befürchtete einen Wutausbruch von Fidelma. Doch sie antwortete beherrscht und mit steinerner Miene: »Weder von Wilden noch von einem erbärmlichen Dasein kann die Rede sein, Gräfin.«
»Ach was, nach dem, was ich gehört habe, sind die Menschen in Hibernia Kannibalen und obendrein Vielfraße. Die halten es sogar für ehrenhaft, ihre toten Väter zu verspeisen und mit ihren Müttern und Schwestern Geschlechtsverkehr zu haben!«
Eadulf stöhnte entsetzt auf ob einer solchen Verunglimpfung, aber Fidelma war nicht zu erschüttern.
»Beretrude«, fing sie an und vermied in der Anrede die Höflichkeitsform, »dass du Strabo lesen kannst, ehrt dich. Ich hätte nicht gedacht, dass Frauen in eurem Kulturkreis Griechisch können, aber dein Grad der Sprachbeherrschung scheint ausgezeichnet zu sein. Meiner, fürchte ich, kann es mit deinem nicht aufnehmen, doch ich erinnere mich sehr gut, dass Strabo ausdrücklich darauf verwiesen hat, dass er zu solchen Feststellungen kommt, ohne jemals in meinem Land gewesen zu sein und dass es ihm an zuverlässigen Zeugen mangelte. Er gab zu, seine Bemerkungen einzig und allein von Gerüchten über Kannibalismus bei den Skythen herzuleiten.«
Gräfin Beretrude kniff erbost die Augen zusammen, als sie begriff, dass Fidelma nicht so leicht zu beleidigen

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