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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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war.
»Selbstverständlich muss man sich davor hüten, sein Wissen nur aus einer Quelle zu beziehen«, sagte sie kalt und giftig. »Pomponius Mela hatte auch nicht gerade eine hohe Meinung von deinem Volk und hielt es für unkultiviert und bar aller Tugenden, auch ginge ihm jeder Sinn für Treue und Pflichterfüllung ab.«
»Ich muss dich abermals beglückwünschen, wie gut du die lateinisch schreibenden Autoren kennst und auch die Griechen, die dem alten Römischen Reich dienten«, betonte Fidelma in aller Freundlichkeit. »Schade ist nur, dass keiner von ihnen, die zu ihrer Zeit, und das ist ja nun schon lange her, Autoren waren, die etwas galten, Hibernia aus eigener Anschauung gekannt hat. Sonst wäre ihnen aufgegangen, dass es nichts bringt, sich auf das Gerede anderer zu verlassen. Nur gut, Beretrude, dass heutzutage kluge und gebildete Menschen sich nicht verleiten lassen, nur vom Hörensagen her Urteile zu fällen.«
Gräfin Beretrude stieg Zornesröte in die Wangen, da es ihr nicht gelang, ihre Macht über Fidelma auszuspielen. Sie öffnete den Mund, zögerte und rang sich dann doch zu einer weiteren Bemerkung durch.
»Wie ich von Bischof Leodegar höre, kennst du dich in der Rechtsprechung aus.«
»In der Rechtsprechung meines Landes«, präzisierte Fidelma. »Merkwürdig. Er sagt, die Gesandten aus Hibernia hätten verlangt, du solltest entscheiden, wer der beiden fremdländischen Geistlichen den hibernischen Gesandten getötet hätte.« Fidelma sah dem Bischof in die Augen und erklärte: »Bischof Leodegar hat mich beauftragt, in dem Mord an Abt Dabhóc von Ard Macha zu ermitteln. In meiner Eigenschaft als Anwältin bei den Gerichten unseres Landes obliegen mir oft solche Aufgaben.«
»Was du nicht sagst«, höhnte Beretrude. »Nach meiner Auffassung sollten Frauen von dergleichen die Finger lassen.« »Unerfreulich ist ein solcher Auftrag allemal, schließlich ist Mord eine unnatürliche Angelegenheit«, äußerte Fidelma ruhig. »Ist aber ein Mord geschehen, muss es jemand auf sich nehmen, den Täter ausfindig zu machen, egal ob Mann oder Frau.« Eadulf hatte den Eindruck, Fidelma hätte den Satz bewusst zweideutig formuliert, so dass offenblieb, ob sie mit Mann oder Frau den Täter oder den für die Untersuchung Verantwortlichen meinte.
Die Gräfin wollte sich noch nicht zufriedengeben, doch Bischof Leodegar, dem bei dem Schlagabtausch der beiden Frauen nicht wohl zumute war, nahm sie am Arm und führte sie fort zu anderen Gästen.
»Beliebt hast du dich bei Beretrude nicht gemacht«, stellte Eadulf fest, als auch sie sich langsam weiterbewegten. Erst jetzt bemerkte er, wie wütend Fidelma war. Ihre Augen funkelten wie Eiskristall.
»Fürwahr, Eadulf, es gibt Momente, da könnte ich gewalttätig werden. Das eben war so einer.«
»Ich fand, du bist mit ihren Beleidigungen gut umgegangen.«
»Mit Streitlust und Dummheit kann man sich kaum abfinden, schon gar nicht, wenn die betreffende Person beides für Tugenden hält.«
Sie schaute sich um. In den Grüppchen nippte man am Wein und unterhielt sich. Aber es fiel auf, dass jedes Land für sich blieb; nur ihre eigenen Landsleute schienen etwas lockerer im Umgang mit den anderen und mischten sich unter die Britannier, Gallier und Armoricaner. Sie unterhielten sich lebhaft und mit lauter Stimme. Die Gesandten aus den fränkischen und angelsächsischen Königreichen gaben sich zurückhaltender.
Gräfin Beretrude zog gemeinsam mit Bischof Leodegar, der ihr unermüdlich die Gäste vorstellte, von Gruppe zu Gruppe.
»Da alle mit sich beschäftigt sind, sollten wir ein bisschen das Gelände auskundschaften«, schlug Fidelma vor. »Wenn es stimmt, dass einige der Frauen aus dem domus feminarum hier gelandet sind, müssen wir herausfinden, weshalb. Gräfin Beretrude danach zu fragen, hat vorläufig keinen Zweck. Ich gehe dort drüben durch die Gartenanlagen seitlich an der Villa vorbei nach hinten« – sie zeigte auf die westliche Seite –, »und du nimmst dir die andere Seite vor. Wenn uns einer der Wachposten anhält, erklären wir, wir suchten ein … ein …«
»Ein necessarium «, ergänzte Eadulf trocken.
»Genau.«
Langsam lenkte sie ihre Schritte in den Teil des Gartens, der sich auf der Westseite der Villa erstreckte. Unauffällig und doch wachsam schaute ihr Eadulf nach, um sicherzugehen, dass niemandem aufgefallen war, dass sie sich entfernte, und schlenderte dann selbst auf die andere, im Schatten liegende Seite des Gebäudes zu. Auch er war auf der

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