17 - Das Konzil der Verdammten
auf Eadulfs Schulter, dankte Bruder Gebicca, und sie machten sich langsam auf den Weg zum Hauptgebäude der Abtei. Ein paar Gäste grüßten sie und erkundigten sich nach Fidelmas Befinden. Auch Abt Ségdae lief ihnen über den Weg und war ungemein erleichtert, sie in einem weitaus besseren Zustand als am Abend zuvor zu sehen. Als sie mit einiger Mühe ihr Zimmer erreicht hatten, fiel sie erschöpft von der Anstrengung auf das Bett.
Eadulf holte ihr Wasser, und sie trank es dankbar.
»Ich fürchte, der Arzt hat recht«, gab sie zu und reichte Eadulf den Becher zurück. »Ich brauche mehr Ruhe, als ich gedacht habe. Das Stückchen Weg hat mich vollkommmen ermüdet.« Sie bemerkte einen Korb mit Obst und einen anderen mit verschiedenen Heilkräutern. »Zumindest scheint man in der Abtei um meine Gesundheit besorgt.«
Eadulf warf einen Blick auf die Körbe.
»Die hat Bischof Leodegar gebracht. Sie kommen offensichtlich von der Gräfin, sie schickt dir Obst, Heilkräuter und alle guten Wünsche für eine rasche Genesung.«
Fidelma runzelte die Stirn. »Gräfin Beretrude?« Sie musste an den Vorabend denken, als Beretrude ihr im Garten zuredete, sich die Sträucher genauer anzusehen … was war es … Oleander?
Eadulf bemerkte ihre skeptische Miene. »Ist was?«
»Mir ging nur durch den Kopf, ob Beretrude gewusst hat, dass unter den Büschen eine Giftschlange war.«
»Woher soll sie das gewusst haben?«, fragte er verwundert.
»Kurz bevor du kamst, hat sie mich ausdrücklich ermuntert, näher heranzugehen.«
»Deshalb muss sie aber doch nicht gewusst haben, dass dort eine Giftschlange war.«
»Um das Strauchwerk verlief eine kleine Holzumzäunung, gerade so hoch, dass eine Schlange nicht hätte darübergelangen können. Vielleicht war sie dort mit Bedacht ausgesetzt?«
Eadulf hatte seine Zweifel. »Du willst doch damit nicht behaupten, sie hätte versucht, dich zu töten! Der Biss einer Viper muss nicht unbedingt zum Tod führen. Selbst Bruder Gebicca hat ihn mit einem Bienenstich verglichen, der nur Kindern und Menschen mit schwacher Konstitution ernsthaft gefährlich werden kann.«
»Das entkräftet nicht meinen Verdacht«, entgegnete Fidelma verärgert. »Vielleicht wollte sie auch nur verhindern, dass ich meine Nachforschungen weiterbetreibe.«
Plötzlich fiel ihm wieder ein, was er ihr hatte erzählen wollen, als sie die Schlange sie biss.
»Ich glaube, wir hatten nicht unrecht mit dem Verdacht, Beretrude könnte etwas mit den Frauen aus dem domus feminarum zu tun haben«, fing er langsam an. »Gestern Abend habe ich hinten an der Villa etwas sehr Befremdliches gesehen, und davon wollte ich dir gerade erzählen, als ich dich an den Büschen fand.«
Sie blickte ihn erwartungsvoll an.
»Nachdem wir beschlossen hatten, das Gelände getrennt auszukundschaften, ging ich auf die östliche Seite der Villa. Mir schwebte vor, einen Hintereingang zu finden und einen Blick ins Innere zu werfen.«
Er machte eine Pause, aber sie bat ihn sofort: »Rede schon weiter.«
»Ich kam an eine Stelle, wo Steinstufen nach unten zu einem Keller führten. Am Fuß der Treppe gab es eine Tür – massives Holz ohne Gitterfenster, auch kein Türgriff oder Schloss, soviel ich sehen konnte. Nach meiner Vermutung konnte man die Tür nur von innen öffnen.«
»Und?«
»Ich wollte gerade die Stufen hinunter und mir die Sache näher ansehen, als ich den Aufschrei eines Kindes hörte.«
»Ein Kind?«, fragte sie erschrocken. »Drinnen im Haus?«
»Nein, hinter der Begrenzungsmauer, jenseits einer eisernen Pforte. Ich hörte barsche Befehle einer Männerstimme und versteckte mich hinter ein paar Fässern. Das Tor wurde geöffnet, und ein Krieger stieß ein Kind und zwei Frauen hinein. Die Frauen trugen Nonnentracht. Die Hände hatte man ihnen vor dem Körper gefesselt, auch dem Kind. Außer dem Krieger, der mit gezogener Waffe ging, war noch jemand dabei …«
Wieder legte Eadulf eine Pause ein und spannte Fidelma damit auf die Folter.
»Und, wer war das?«, drängte sie ihn.
»Ein alter Bekannter von uns.«
»Ein alter Bekannter? Hör auf, in Rätseln zu sprechen, Eadulf. Sag endlich, wer es war.«
»Verbas von Peqini.«
K APITEL 14
Fidelma schwieg nachdenklich, nachdem er geendet hatte. Eadulf wartete, denn er wollte sie nicht stören. Es dauerte nicht lange, da erklärte sie ihm: »Der Umstand, dass Verbas hier ist, erhellt das Geheimnis um Dabhócs Ermordung keineswegs, fügt der ganzen Sache aber immerhin einen interessanten Aspekt
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