17 - Das Konzil der Verdammten
vernünftig, dass du heute allein bleibst?«
»Ich werde Ségdae bitten, dass er mir einen seiner Mitbrüder zur Gesellschaft schickt.«
Das hielt Eadulf für eine kluge Idee, zumal Fidelma sonst nicht dazu neigte, sich um sich selbst Gedanken zu machen. Doch nach dem Zwischenfall in Beretrudes Garten war ihm lieber, dass sie jemand um sich hatte, solange er nicht selbst da sein konnte. Vielleicht war der Schlangenbiss nur ein unseliger Zufall, aber Vorsicht walten zu lassen, schien ihm angeraten.
Bischof Leodegar kam wie angekündigt. »Ah, ich freue mich, dass es dir besser geht, Fidelma«, sagte er, und seine Miene hellte sich auf. »Gräfin Beretrude ist sehr besorgt. Ihre Dienerschaft hat den Garten abgesucht und offenbar die Viper aufgestöbert und erschlagen.«
»Du kannst Gräfin Beretrude ausrichten, ich sei auf dem Wege der Genesung. Der Arzt hat mir heute noch Bettruhe verordnet.«
»Das hat mir Bruder Chilperic bereits mitgeteilt. Er wird sich darum kümmern, dass du deine Mahlzeiten hierherbekommst. Ich bin froh und erleichtert, dass du den Schlangenbiss so gut überstanden hast.«
»Ihr Gift soll sogar Menschen töten können, hat man mir
gesagt.«
Bischof Leodegar nickte geistesabwesend. »Das soll schon
vorgekommen sein, ja.«
»Dann habe ich Glück gehabt. Ich will hoffen, Gräfin Beretrude achtet fortan darauf, dass nicht noch andere giftige
Reptilien in ihrer Villa sind.«
Die Zweideutigkeit der Bemerkung entging dem Bischof.
»Es war ein Glücksumstand, dass Bruder Eadulf bei dir war
und dich sofort zu Bruder Gebicca geschafft hat.« »Ich hoffe doch, dass der Zwischenfall dem Empfang nicht
ein vorzeitiges Ende beschert hat?«
Bischof Leodegar schien bedrückt. »Nachdem die Delegierten aus Hibernia Eadulf zurück in die Abtei begleitet hatten,
gingen auch alle anderen.«
Er machte Anstalten, sich zu verabschieden, doch Fidelma
fragte ihn: »Stimmt es, dass Autun ein wichtiger Handelsplatz
hier im Lande ist?«
»Seit die Römer die Stadt gebaut haben, ist sie immer auch
ein Ort gewesen, in dem Handel und Wandel gedeihen.« »Und womit wird heutzutage Handel getrieben?« »Wir bauen Wein an und natürlich auch Oliven. Außerdem
handeln wir mit Vieh und mit Käse.«
»Und mit Sklaven?«
Bischof Leodegar zögerte ein wenig, bevor er hinzufügte:
»Und mit Sklaven.«
»Stammen die Händler alle aus dem Ort oder der Umgebung hier, oder kommen auch fremdländische Kaufleute?« »Die Flüsse sind gute Verkehrswege. Freilich liegen wir in
jeder Himmelsrichtung ziemlich weit weg vom Meer. Unser Handel spielt sich vor allem im Umfeld ab, die Waren würden auf längeren Fahrten verderben. Nur gelegentlich kommen auch fremde Händler hier vorbei.«
»Ist dir ein Kaufherr aus Peqini bekannt?«
Der Bischof überlegte einen Moment, schüttelte aber den Kopf. »Der Name klingt fremdländisch.«
»Wenn ich mich nicht täusche, stammt er aus einem Land weit im Osten.«
»Dann kenne ich ihn bestimmt nicht.«
»Kaufleute aus den Ländern im Osten besuchen diese Stadt wohl gar nicht?«
»Was sollte Händler aus dem Osten in unsere Gegend ziehen? Sie haben selber Wein und Oliven. Man sagt, ihre Reichtümer übertreffen die unseren. Wenn einmal fremde Kaufleute in der Stadt Station machen, kommen sie nicht von weither.«
»Betreibt Gräfin Beretrude eigentlich Handel in größerem Stile?«
Der Bischof war entsetzt. »Die Gräfin ist eine Dame des Hochadels. Kaufleute und Gutsherren machen ihr ihre Aufwartung und bringen ihr die ihr zustehenden Abgaben. Wie kommst du auf eine so sonderbare Frage?«
»Mich interessieren einfach Handel und Wandel bei euch, nichts weiter. Es wäre für sie also völlig abwegig, Geschäfte mit Kaufherrn aus dem Osten zu tätigen?«
»Wenn Kaufleute aus dem Osten Handel in Burgund treiben wollten, würden sie eher nach Divio oder Nebirnum reisen. Die Orte liegen an großen Flüssen und sind leichter zu erreichen. Sie hätten dort auch eine reichhaltigere Auswahl an Waren. Sollten sie einmal hierherkommen, würde man sie in der Regel auf dem Markt am Nordtor finden. Warum bist du so interessiert an diesen Dingen?«
»Eigentlich nur aus purer Neugier. Hab Dank für deine Auskünfte, ich habe viel erfahren. Jetzt bin ich müde und werde ruhen.«
Der Bischof verabschiedete sich.
»Du hast wohl die Angel ausgeworfen, um zu sehen, ob er anbeißt und etwas über Verbas von Peqini preisgibt?« Eadulf betrachtete sie mit ernster Miene.
»Entweder hat er wirklich nie von ihm gehört, oder er ist ein
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