17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat
der Leitung automatisch auf Tonband aufgenommen wurde.
»Folgendes ist mitzuteilen: Ein junges Mädchen, mit Namen Kebir, Selima, Nationalität: algerisch, ohne Aufenthaltsgenehmigung, wurde heute in meiner Wohnung vorstellig und bat um Schutz vor einer Familie Falsope, angeblich bezahlte Mörder, die im gleichen Haus wohnen wie ich. Nummer der Wohnung: 804. Nach Auseinandersetzung mit besagter Familie hinterließ ich zwei deren Mitglieder geknebelt in ihrer Wohnung, drei weitere liegen momentan bewußtlos in meinem Apartment, Nr. 702. Besagte Kebir, Selima, hat eine Falschaussage unter Zwang unterschrieben und ist somit durch die Familie Falsope erpreßbar und außerdem nicht in der Lage, gegen besagte Familie auszusagen. Im Interesse der Gerechtigkeit habe ich mich bemüht, die besagte Falschaussage von besagter Familie zurückzuerhalten. Suche bisher erfolglos.
Zur weiteren Suche werde ich nach Beendigung dieses Gespräches nach Houlgate aufbrechen, zur Villa Meeresschaum.
Ich werde keinerlei Material bei mir tragen, das auf meine Mitgliedschaft bei der Organisation Rückschlüsse zuläßt.
Ich bitte aber um die Genehmigung, das Werkzeug der Organisation benutzen zu dürfen. Ende.«
»Ich werde mit dem Chef Ihrer Abteilung Kontakt aufnehmen, 222. Ich rufe zurück.« Lennet hängte ein. Schon wenige Minuten später klingelte der Apparat wieder. Er nahm den Hörer ab.
»Hier 16«, meldete sich die Stimme. »Genehmigung erteilt.
Vor Ankunft am Zielort brauchen Sie sich nicht wieder zu melden. Danach halten Sie uns bitte auf dem laufenden.«
»In Ordnung«, antwortete Lennet und hängte den Hörer wieder ein. ,.Selima, Sie können wieder reinkommen! Wir fahren nach Houlgate.« Das junge Mädchen nahm Lennets Hände.
»Ich weiß zwar nicht, wer oder was Sie sind, aber Sie tun für mich mehr, als irgend jemand anderer je getan hat. Warum machen Sie das?«
»Sie haben eben so schöne Augen, Selima«, antwortete der Geheimdienstoffizier und zog seine Hände aus denen des Mädchens.
Ein Blick durch den Spion zeigte, daß das Treppenhaus leer war. Von den vier Brüdern Falsope drohte im Augenblick keinerlei Gefahr. Trotzdem beschloß Lennet, vorsichtshalber den Aufzug nicht zu benutzen. Bisher hatte er alle Vorschriften des FND wortgetreu erfüllt und war dabei gut gefahren. So untersagte die Vorschrift, Aufzüge zu benutzen. Also stiegen Lennet und Selima brav die sieben Stockwerke zu Fuß hinunter.
Auf der Straße war es kalt. Ein leichter Nieselregen hatte das Pflaster glitschig gemacht und drang ihnen durch die Kleider.
»Haben Sie ein Auto,« fragte Selima.
»Ja, es steht gleich um die Ecke. Ich hoffe, es stört Sie nicht allzusehr, daß wir trotzdem einen kleinen Umweg machen.« Auch das gehörte zu Lennets Vorschriften. Der FND drillte seine Agenten darauf, niemals einfach so um eine Ecke zu gehen. Es war immer möglich, daß dahinter ein Feind lauerte.
Lennet hakte also Selima unter und überquerte mit ihr die Straße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gingen sie bis zur nächsten Kreuzung.
»Da drüben steht mein Cadillac«, sagte Lennet und zeigte auf die andere Seite der Straße, wo sein Dienstwagen, ein alter 2 CV, parkte.
Sie brauchten nur noch die Straße zu überqueren.
Gerade schickte Selima sich an, das zu tun, als Lennet sie zurückhielt.
»Schauen Sie mal genau hin, Selima.«
»Was denn, wohin denn?«
»Die Ente steht ziemlich genau vor einem Eingang.
Fällt Ihnen nichts auf?«
»Doch. Eine Schuhspitze.«
»Genau das meinte ich. Wenn wir einfach so um die Ecke gerannt wären, dann hätte uns der Eigentümer dieser Falsopeschen Schuhe genau in dem Moment von hinten erwischt, in dem wir ins Auto hätten einsteigen wollen.
Außerdem sagt mir mein kleiner Finger, daß auf dem Rücksitz der Ente- oder besser ausgedrückt: zwischen Vorder- und Rücksitzen - noch ein sechster Bruder Falsope im Augenblick eine ziemlich ungemütliche Stellung einnimmt.«
»Es gab nie mehr als vier Brüder Falsope.«
»Ist ja auch egal. Jedenfalls haben sie eine Menge Komplizen, die Sie anscheinend nicht kennen.
Allmählich glaube ich, daß Sie vorhin recht hatten: sie sind wirklich überall.«
»Ja, und jetzt? Wollen Sie mir nicht mehr helfen?«
»Aber ja, natürlich helfe ich Ihnen. Sehen Sie da drüben die Notrufsäule? Seien Sie so lieb, gehen Sie hin, schlagen die Scheibe ein und erzählen Sie dem Polizisten vom Dienst, daß sich hier an der Kreuzung
Weitere Kostenlose Bücher