17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat
bestimmt im Meeresschaum«, kam es halb erstickt über Selimas Lippen.
»Im Meeresschaum?«
»Falsopes Ferienvilla in Houlgate. Da gibt es genauso einen Tresor.«
»Mir war schon die ganze Zeit so nach einem Seeurlaub. Auf nach Houlgate!«
»Und Frau Falsope? Und Robert und Albert?«
»Sie haben doch doppelte Knoten gemacht, oder? Und selbst wenn sie sich befreien können, was soll's? Sie werden sich hüten, uns die Polizei auf den Hals zu hetzen.«
»Ja, aber die Papiere, die ganzen Beweisstücke hier und das Geld...?«
»Ach ja, stimmt! Es wäre wirklich nicht sehr höflich, hier eine solche Unordnung zu hinterlassen. Wir räumen alles wieder in den Tresor.«
»Lennet, manchmal reden Sie völligen Unsinn! Wenn sie sich befreien, können sie doch alles in Sicherheit bringen.«
»Aber nein, mein Kleines, keine Sorge. Denn der liebe Lennet hat nicht nur das Schloß geöffnet, sondern gleichzeitig auch eine neue Zahlenkombination eingestellt. Profikiller sind niemals gute Handwerker! Ich kann mir schon genau vorstellen, wie sie die ganze Nacht vor ihrem eigenen Tresor sitzen und sich die Haare raufen, weil sie nicht drankönnen!«
»Wieso sind Killer keine guten Handwerker?«
»Weil sie sonst keine Killer wären. Mit ein bißchen Fingerspitzengefühl kann man viel mehr Geld verdienen, ohne daß einem die Polizei so schnell auf die Schliche kommt. Das Risiko ist für Mörder viel größer. Reichen Sie mir mal den ganzen Papierkram und das Geld. Mami Falsope, bitte nehmen Sie zur Kenntnis, daß wir Ihnen nicht einen Pfennig weggenommen haben. So, und nun geben wir dem Türchen einen ganz kleinen Schubs, spielen ein bißchen an den Rädchen, und schon brauchen wir uns keinen Kummer mehr zu machen! Ach, was ich Sie die ganze Zeit fragen wollte, Selima: Wenn Sie so nett von ihnen gesprochen haben, meinten Sie dann immer diese liebenswerte Familie Falsope, die hier versammelt ist? Oder gibt es noch irgendwelche Brüder oder angeheiratete Cousins, die uns einen Strich durch die Rechnung machen könnten?«
»Nicht, daß ich wüßte«, antwortete Selima.
»Keinen Schwager siebten Grades oder Falsopesche Urenkel, die schon flügge sind?«
»Ich kenne jedenfalls keinen!«
»Na, dann ist ja alles bestens.« In diesem Augenblick machte Albert auf sich aufmerksam, indem er so etwas wie »Schwachkopf« in den Teppich grummelte.
»Werter Herr Albert, ich möchte Sie für Ihre freundschaftlichen Gefühle mir gegenüber belohnen«, sagte Lennet zu ihm. »Ich werde jetzt Ihre Füße losbinden und Sie bitten, vor mir herzugehen. Im übrigen mache ich Sie darauf aufmerksam, daß mich Ihre Konversationsversuche nicht im mindesten interessieren und daß ich bei der kleinsten verdächtigen Bewegung auf Sie schießen werde, egal, ob im Aufzug oder auf der Straße oder sogar im Auto!«
»Warum wollen Sie ihn mitnehmen?« fragte Selima.
»Weil ich eine leise Ahnung habe, von der die liebe Frau Falsope und ihr netter Sohn Robert nicht unbedingt zu wissen brauchen. Bitte nach Ihnen, Herr Albert.« Albert, der noch immer die Hände auf dem Rücken gefesselt hatte, ging in die Garderobe. Selima öffnete ihm die Wohnungstür und folgte ihm in den Flur. Lennet schloß die Tür dann sorgfältig hinter sich ab.
»Zur Treppe«, kommandierte er.
Die kleine Prozession wandte sich zur Treppe. Kaum waren sie im siebten Stock angelangt, als Lennet plötzlich stehenblieb.
»Halt! Selima, ich habe gerade nachgedacht. Houlgate ist ja ein ganzes Ende weit weg. Wenn ich mit Ihnen dorthin fahre, muß ich zumindest meinem Chef sagen, daß ich morgen wohl zu spät ins Büro kommen werde.«
»Sagen Sie doch gleich, daß Sie keine Lust mehr haben!«
»Selima, Sie bringen mich noch zur Weißglut. Ich habe doch keinen Ton davon gesagt, daß ich keine Lust mehr habe. Ich möchte nur im Geschäft anrufen und sagen, wohin ich fahre!«
»Sie haben ja recht«, gab Selima klein bei, »aber nur, wenn Sie nicht sagen, mit wem Sie fahren.«
»Wissen Sie denn noch immer nicht, daß Sie sich auf mich verlassen können?« Vor Lennets Apartment blieben sie stehen. Das Haus lag jetzt in tiefem Schlaf. Keine Musik und kein Lachen war mehr zu hören. Lennet holte seinen Wohnungsschlüssel aus der Tasche und steckte ihn ins Schloß.
Hier spricht 222
Die Sicherheitsschlösser bewegten sich. Lennet erkannte ihr weiches, gleitendes Geräusch. Er stieß die Tür auf.
Drinnen war es stockdunkel. Überraschend drehte Lennet sich um, packte
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