17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat
Arme aus.
Borges nahm ihm seine Pistole, seine Brieftasche und seine Uhr ab und geleitete Lennet und den Oberst dann zum Wäldchen.
»Ich wette, du hast dich noch nie so gefreut, mich zu sehen«, sagte er unterwegs leise zu Lennet. »Ich bin dir sicher noch nie so hübsch vorgekommen, stimmt's?«
»Da hast du recht«, bestätigte der junge Agent. »Ich habe stundenlang nichts anderes als Ratten und Schlangen gesehen.
Du bist zwar nicht gerade der Schönste, aber ein kleiner Unterschied ist es doch!« Borges, der flammendrote Haare hatte und das Gesicht voller Sommersprossen und dessen linke Wange eine tiefe Narbe aufwies, lachte breit.
In der Mitte des Wäldchens war eine Lichtung.
Hauptmann Montferrand saß dort auf einem Klappstuhl - er konnte nicht mehr gut stehen, seit er ein Bein im Kampf verloren hatte - und rauchte seine Pfeife. Es hatte endlich aufgehört, zu regnen, aber das Laub war noch ganz naß.
Lennet ließ Chibani in Borges' Obhut und wandte sich an seinen Chef. »Guten Tag, Herr Hauptmann.«
»Schön, Sie zu sehen, Lennet. Hat Borges Sie befreit?«
»Nicht ganz. Ich war schon vorher aus der Mine geflohen.«
»Geflohen? Warum das denn?« fragte Montferrand und runzelte die Augenbrauen.
»Weil Oberst Chibani, der Assistent des Kommandanten der feindlichen Organisation, in Frankreichs Dienste überwechseln wollte. Angeblich hat er wichtige Informationen. Ich konnte nicht ablehnen, mit ihm zusammen zu fliehen, als er mir das vorschlug.«
»Da haben Sie recht. Borges, würden Sie den Herrn bitten, etwas näher zu kommen?« Als Chibani zu ihm trat, stand Montferrand auf. Die beiden Männer musterten sich kühl. »Ich heiße Hauptmann Noel und bin der Befehlshaber dieses Kommandos«, sagte Montferrand dann. »Ich bin Oberst Chibani, Hauptmann, und möchte bitte so bald wie möglich mit dem obersten Befehlshaber Ihrer Organisation sprechen.«
»Warum, Herr Oberst?«
»Ich habe einige wichtige Informationen, die Frankreichs Sicherheit betreffen.« Montferrand schien einen Augenblick nachzudenken.
»Herr Oberst, ich kann das nicht jetzt und hier entscheiden.
Zunächst möchte ich Sie bitten, mit mir nach Paris zu fliegen.
Lennet, Sie kommen auch mit. Ich brauche einen ausführlichen Bericht über alles, was Ihnen zugestoßen ist. Danach können Sie sich ein wenig ausruhen. Sie sehen aus, als ob Sie es dringend nötig hätten. Leutnant!« Borges trat heran. »Herr Hauptmann?«
»Ziehen Sie die Truppe um die Mine herum zusammen, aber schreiten Sie nur auf ausdrücklichen Befehl ein. Bleiben Sie auf jeden Fall in Funkkontakt.
Gibt es noch Schächte, die nicht auf diese Ebene hier münden?«
»Nein, Hauptmann«, antwortete Chibani, »das Bergwerk hat nur diesen einen Schacht.«
»Nehmen Sie jeden fest, der herauskommt«, befahl Montferrand, »aber ohne Aufsehen zu erregen, wie vorhin.« Borges salutierte, und Montferrand neigte den Kopf kurz in seine Richtung. Dann gingen sie auf den Hubschrauber zu.
Lennet nahm den Hauptmann beiseite.
»Herr Hauptmann«, sagte er, »Sie müssen wissen, daß ich eine Verbündete da drin habe. Könnte man sie nicht so schnell wie möglich befreien?«
»Sie immer mit Ihren Verbündeten!« schmunzelte Montferrand. »Ich glaube, ich habe Ihnen noch nie einen Auftrag gegeben, in den Sie nicht irgendein hübsches Mädchen verwickelt haben. Sie ist doch hübsch, Ihre Verbündete, oder?«
»Oh... ich weiß nicht... das heißt: sie ist sehr hübsch, Herr Hauptmann«, stotterte Lennet und wurde rot bis über beide Ohren.
Montferrand nickte. »Ist es das Mädchen, das bei Ihrer Entführung mitgeholfen hat?«
»Sie hat später versucht, mich zu retten. Und wenn ich nicht entführt worden wäre, dann hätten Sie jetzt keinen Informanten von Chibanis Kaliber.«
»Sie haben vielleicht recht, aber Sie sind mir doch nicht böse, wenn ich Ihnen sage, daß Ihre Verbündete sich noch ein paar Stunden gedulden muß; erst mal müssen wir die Sache mit Chibani ins reine bringen. Ich kann meine Männer auf keinen Fall da einfach so reinschicken. Es könnte eine Falle sein. Und das Leben meiner Leute geht vor, Lennet, egal wie hübsch Ihre Verbündete auch sein mag!«
»Ja, Herr Hauptmann.« Der Pilot hatte den Rotor schon in Bewegung gesetzt.
Die wirbelnden Rotorblätter entfesselten einen wahren Sturm.
Die Gräser ringsumher lagen flach auf der Erde, als seien sie abgemäht worden, und der Lärm war fast unerträglich.
Montferrand stieg ein und
Weitere Kostenlose Bücher