17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat
haben gut daran getan.« Er trat von einem Bein auf das andere, als zögere er, Lennet den Grund für sein Kommen mitzuteilen. Der Agent wunderte sich über sein Verhalten. Üblicherweise war der Oberst ein Mann, der immer genau wußte, was er wollte.
Plötzlich drehte Chibani sich um und legte Lennet beide Hände auf die Schultern. Mit leiser Stimme redete er auf ihn ein, mit einer Stimme, die voller verhaltener, tiefster Bewegung war.
»Lennet! Bomarsund ißt gerade zu Mittag. Die Wache auf dem Dach ist abgezogen worden. Lassen Sie uns fliehen!«
»Uns, Herr Oberst?«
»Ja, uns! Der Lüftungsschacht kommt hier ganz in der Nähe vorbei. Wir müssen nur durch die Wand hier. Mit dem Preßlufthammer brauchen wir dazu höchstens eine halbe Stunde.«
»Wäre es nicht einfacher, nach unten zu fahren?«
»Nein. Bomarsund würde sofort merken, daß der Förderkorb hinuntergefahren ist und ich nicht zu ihn gekommen bin, um Bericht zu erstatten. Er glaubt, daß ich im Augenblick Ihr Verhör fortsetze, und daher haben wir etwas Zeit. Hier müssen irgendwo die Rohre mit den Anschlüssen für Preßlufthämmer sein. Sehen Sie dort drüben, zwischen den beiden Verstrebungen ist ein verschlossenes Rohr. Das muß es sein. Wir brauchen nur den Stopfen herauszunehmen und unser Gerät anzuschließen.
Können Sie damit umgehen?« Lennet glaubte kaum, was er da hörte. »Einen Augenblick, Oberst. Es ist noch nicht ganz drei Stunden her, da haben Sie mir mit dem elektrischen Stuhl gedroht. Und jetzt wollen Sie mir helfen, zu fliehen?«
»Nicht nur das, Lennet. Ich werde mit Ihnen gehen.
Sie werden mich Ihren Vorgesetzten vorstellen. Ich habe ihnen einige Geheimnisse von unsagbarer Wichtigkeit mitzuteilen. Die Sicherheit von ganz Frankreich steht auf dem Spiel.«
»Sie wollen doch nicht sagen, daß Sie... mit uns arbeiten werden?«
»Wie oft soll ich es denn noch wiederholen? Ich habe lange genug für ein undankbares Land gearbeitet, das mir, anstatt mich zu belohnen, einige kleine Fehler immer noch vorwirft. Man macht sich über Chibani nicht ungestraft lustig, Lennet. Wenn mein Land meine Verdienste mißachtet, dann soll es erfahren, was es bedeutet, auf mich zu verzichten. Ich darf Ihnen nichts weiter verraten, aber Frankreich ist in Gefahr. Und Frankreich wird sich für meine Dienste erkenntlich zeigen, dessen bin ich ganz sicher.« Eine solch ungeahnte Wendung der Dinge mußte jeden verblüffen, selbst wenn er so ausgefuchst war wie Lennet. Sollte er den Vorschlag des Obersten annehmen? War das nicht wieder eine Falle? Aber wenn ja, worin bestand sie? Oder hatte Chibani die ganze Geschichte nur erfunden, um herauszubekommen, ob Lennet freiwillig bei ihnen war? Wenn ich jetzt zu ihm sage: ja, wir gehen, überlegte Lennet, dann lacht er mir mitten ins Gesicht. aber dann wirke ich wenigstens überzeugend. Sollte die unglaubliche Story aber wirklich stimmen, kann mich doch niemand zwingen, in diesem Loch zu versauern, während mein Land sich in höchster Gefahr befindet! Laut sagte er: »Das kommt mir alles ein bißchen plötzlich, Herr Oberst.« Chibani lachte sein freudloses Lachen. »Plötzlich? Ich wollte unbedingt an diesem Kommando teilnehmen, das man mir nicht einmal übertragen wollte, nur um wieder heimlich nach Frankreich einreisen zu können. Ich habe Ihre Entführung bis zum bitteren Ende mitgemacht, damit Bomarsund nur ja keinen Verdacht schöpft, dieser Dummkopf! Natürlich auch, damit Ihre Regierung merkt, wie übel wir ihren Agenten mitzuspielen in der Lage sind. Im übrigen, wenn Sie nicht mitmachen, dann gehe ich eben allein. Ich dachte nur, daß ich durch Sie schneller an Ihre Vorgesetzten rankomme, um ihnen alles zu erklären.«
»Sie haben recht, Herr Oberst. Wenn Sie mir das Gerät bitte herüberreichen möchten...« Chibani durfte auf keinen Fall allein gehen und sich möglicherweise dann noch an eine andere Organisation wenden! Lennet setzte den Preßlufthammer in Betrieb und begann seine Lehrzeit als Bergmann. Offenbar war der Oberst der Ansicht, daß eine solche körperliche Arbeit unter seiner Würde war.
jedenfalls sah er Lennet zu und ging dabei mit großen Schritten auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
In jedem der Schächte war ein Anschluß für Preßlufthämmer.
Lennet brauchte das Gerät nur anzuschließen und verfügte sofort über die notwendige Energie. Er drückte auf den Knopf, der Hammer setzte sich in Bewegung und fraß sich schnell tief
Weitere Kostenlose Bücher