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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gleiche Vornamen.“
    „Gut! Wir haben Euch doch früher unser Erlebnis in der Sahara erzählt, von der Ermordung des jungen Galingré und dann des Führers Sadek auf dem Schott. Könnt Ihr Euch noch auf den Namen des Mörders besinnen?“
    „Ja, es war eben dieser Hamd el Amasat.“
    „Er nannte sich aber damals anders. Besinnt Euch doch einmal!“
    „Ich weiß es wohl. Er nannte sich Vater des Sieges, auf arabisch Abu en Nassr.“
    „Nun, so vergleicht einmal diese beiden Namen Hamd el Amasat und Abu en Nassr mit dem Namen des Disponenten, welcher Hamd en Nassr heißt!“
    Er hielt noch immer beide Fäuste erhoben. Jetzt ließ er sie langsam sinken. Auch seine Unterlippe sank tiefer und immer tiefer herab, und sein Gesicht nahm den Ausdruck einer so rührenden geistigen Bescheidenheit an, daß ich laut auflachen mußte.
    „Hamd – en – Nassr!“ stammelte er. „O Himmel! Dieser Name ist aus den zwei Namen des Mörders zusammengesetzt! Sollte – sollte – sollte –“
    Er stockte.
    „Jawohl, es ist so, wie Ihr jetzt befürchtet, Sir! Ihr habt den Mörder vor sich selbst gewarnt. Er hat Euch für so – so – ich will sagen, so unschädlich gehalten, daß er Euch sogar einen Empfehlungsbrief in die Hände gab, in welchem an Kara Nirwan die Weisung stand, sich Eurer Person zu bemächtigen. Diesen Brief habt Ihr in rührender Ehrlichkeit an die richtige Adresse geliefert und seid natürlich fetgenommen und hierher geschafft worden, um totgeräuchert zu werden, wie eine Finne oder Trichine in der Schlackwurst. Nebenbei aber habt Ihr verraten, daß wir kommen, und also dem Mann, auf welchen wir es abgesehen, die Waffe gegen uns in die Hand gegeben. Es ist ein gerade beispiellos guter und kluger Dienst, den Ihr Euch selbst und Euren Freunden geleistet habt. Das wollte ich Euch sagen. Und nun, Sir, kann das Boxen beginnen. Ich bin bereit dazu. Also, come on!“
    Ich war aufgestanden und streifte nun auch meine Ärmel empor. Aber als ich mich gegen ihn auslegte, wandte er sich langsam ab, ließ sich noch langsamer auf seinen vorigen Platz nieder, senkte den Kopf, kratzte sich mit beiden Händen hinter den Ohren und stieß einen so gewaltigen Seufzer aus, daß es schien, er habe die ernstliche Absicht, mit demselben das Feuer auszublasen.
    „Nun, Sir, ich denke, Ihr wollt mich nach der Wüste Gobi fliegen lassen!“
    „Seid still, Master!“ bat er in kläglichem Ton. „Ich glaube, ich habe die Gobi im Kopf!“
    „Mich wie einen Milchtopf in Scherben schlagen!“
    „Ich selbst bin der größte Kleistertopf der Welt!“
    „Oder mir den Magen aus dem Mund treiben!“
    „Schweigt! Ich habe an meinen eigenen Magen zu denken. Ich habe Lord David Lindsay drin, und aber wie! Well! Yes!“
    „Es scheint, Ihr bildet Euch auf Euern prachtvollen Gentleman in Skutari nichts mehr ein?“
    „O weh! Laßt mich mit diesem Schurken in Ruh! Was muß er von mir denken! Er muß doch glauben, ich habe Schafskäse im Kopf anstatt des Gehirns!“
    „Das war vorhin meine Meinung; Ihr wolltet Euch deshalb mit mir boxen. Wollt Ihr etwa jetzt auf diese Genugtuung verzichten?“
    „Gern, sehr gern! Von Boxen kann keine Rede sein, denn Ihr habt nur zu sehr recht gehabt. Ich möchte mich selbst boxen. Seid doch einmal so gut, Master, und gebt mir eine Ohrfeige, aber eine solche, daß man sie in Altengland hören kann!“
    „Nein, Sir, das werde ich nicht tun. Wer zur Einsicht seines Fehlers kommt, dem soll man die Strafe erlassen. Und zu Eurer Beruhigung will ich Euch versichern, daß Ihr uns keinen Schaden gemacht habt. Nur Ihr selbst seid von den Folgen Eures Fehlers getroffen worden.“
    „Das sagt Ihr nur, um mich zu beruhigen.“
    „Nein, es ist die Wahrheit.“
    „Das glaube ich nicht. Dieser Hamd el Amasat ist nun auf Euch vorbereitet.“
    „Nein; denn er hält uns für tot.“
    „Wird ihm nicht einfallen!“
    „Doch! Er hat erfahren, daß wir hier getötet werden sollen. Er nimmt an, daß wir, wenn wir ja hier entkommen sollten, dem Schut dann desto sicherer in die Hände laufen. Er ist also ganz ruhig in Beziehung auf die Gefahr, welche ihm von unserer Seite droht.“
    „Woher sollte er das alles wissen?“
    „Von dem Schut, bei dem er gewesen ist.“
    „Ah! Wißt Ihr denn, daß er dort war?“
    „Ja. Und was ich nicht gehört habe, das vermute ich. Man kann doch seine Schlüsse ziehen. Wenn Ihr glaubt, der Kaufmann Galingré befinde sich wirklich in Pristina, so irrt Ihr Euch. Er ist vielleicht gar

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