Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Sihdi. Sie hätten mich baldigst übermannt. Ich hatte zuletzt gar drei gegen mich!“
    „Bist du verwundet?“
    „Das weiß ich selbst noch nicht. Aber mein Kaftan ist sehr verwundet. Dort liegt er. Sie haben ihm die Arme ausgerissen und die Rippen eingeschlagen. Er wird wohl nicht wieder ins Leben zurückzubringen sein!“
    Der lange Rock war ihm allerdings vom Leibe und in Fetzen gerissen worden. Der kleine Held hatte sich jedenfalls in sehr bedrängter Lage befunden. Verwundet war er nicht; aber ein Kolbenhieb, welchen er auf die linke Achsel erhalten hatte, schmerzte ihn sehr.
    Osco war auch nicht verwundet, und nur Omar blutete aus einem tiefen Schnitt quer über den linken Vorderarm.
    Halef verband ihn rasch, wozu er die Fetzen seines Kaftans benützte. Ich aber ging zum Lord, dessen Regungslosigkeit mir Sorge machte. Ich untersuchte ihn und dankte Gott; er hatte nicht den Hals gebrochen. Er atmete, und als ich ihn kräftig hin und her rüttelte, kam er zur Besinnung, öffnete die Augen, starrte mich an und sagte:
    „Good morning, Master! Seid Ihr denn schon so zeitig munter?“
    „Ja, es wird Zeit, daß auch Ihr munter werdet, sonst heißt es nicht guten Morgen, sondern gute Nacht für Euch! Ihr müßt mit dem Kopf sehr schwer aufgeschlagen sein.“
    „Aufgeschlagen? Wie? Wann? Wo bin ich denn eigentlich?“
    Er setzte sich auf und guckte ganz erstaunt umher. Ich winkte Osco herbei, welcher ihm das Verständnis des Geschehenen eröffnen sollte, und ging zu Bybar, der in einer Blutlache lag. Wenn er sich nicht verbluten sollte, mußte schnell eingegriffen werden.
    Ich schnitt einen schmalen Streifen von einem Gewehrriemen und band ihm denselben so fest um den Armstumpf, daß das Blut nur noch in einzelnen Tropfen zum Vorschein kam. Ein zweiter Riemen wurde in derselben Weise hinter dem ersten befestigt, und dann ward auch diese Wunde mit Kaftanfetzen umwickelt.
    Vor allen Dingen mußte nun Halef sich auf den Rappen setzen und in das Dorf zurückreiten, um Leute zu holen, denen wir die Besiegten übergeben konnten. Osco ritt also bis dahin zurück, wo meine Gewehre mit dem Gürtel lagen, um mir diese Gegenstände zu holen. Omar war verbunden und konnte mithelfen, das Schlachtfeld zu besichtigen.
    Der Lord hatte sich erhoben und sich auch endlich auf alles besonnen, was bis zu seinem Sturz geschehen war.
    „Verteufelte Geschichte!“ brummte er. „Grad als der Tanz losgehen soll, muß mir das Leben abhanden kommen! Aber es ist Euch, wie ich sehe, auch ohne meine Hilfe gelungen, gehörig aufzuräumen.“
    „Allerdings, Sir. Vielleicht hätten wir mit Eurer Hilfe nicht so aufgeräumt!“
    „Wie meint Ihr das?“
    „Ich meine, es sei sehr vorteilhaft für uns gewesen, daß Ihr Euch im richtigen Augenblick niederlegtet, um einzuschlafen. Eure Hilfe hätte uns doch nur Schaden gemacht.“
    „Alle Wetter! Seid Ihr toll?“
    „Nein. Ihr habt die Eigenheit, daß unter Euren Händen sich alles in das Gegenteil verwandelt.“
    „Oho! Das sagt mir nicht, ganz besonders Ihr nicht! Ihr seid an allem schuld, denn Ihr habt mich vom Pferd geworfen!“
    „Nachdem Ihr vorher wie ein Rammschiff an mich gerannt wart!“
    „Konnte nicht dafür, Master. Der Goldfuchs ging mit mir durch den Hafer!“
    „Und dann der Rappe mit mir in die Wicken. Hätte das nicht stattgefunden, so wären wir entkommen, ohne ein Haar zurücklassen und anderer Leute Blut vergießen zu müssen.“
    „Nun, der Aderlaß schadet ihnen nichts. Sie haben auch nicht nach dem unserigen gefragt. Wir sind Sieger; das ist die Hauptsache, und zwar haben wir nur einen Schnitt in den Arm davongetragen. Das ist doch glorios! Wie sind denn die Rollen verteilt worden?“
    „Omar einen, Osco zwei, ich zwei und Halef drei. Ihr seht, daß wir munter sein mußten. Laßt uns nach diesen Leuten sehen.“
    Was wir noch zu tun hatten, bestand darin, die Verwundeten zu verbinden, und den nur Besinnungslosen die Hände auf den Rücken zu befestigen. Tot war nur einer: derjenige, welchen ich bei Halef hatte liegen sehen. Der Hadschi hatte ihm eine Pistolenkugel in den Kopf geschossen.
    Nun kam Osco zurück. Er führte sein Pferd am Zügel. Auf demselben saß ein am Arm Verwundeter.
    „Hier bringe ich den Mann, welchen du vom Felsen herabgeschossen hast. Effendi“, meldete Osco. „Er ist nicht tot!“
    „Ich wußte es“, antwortete ich. „Wenn er nicht während des Herabstürzens den Hals brach, konnte er nicht tot sein, denn ich habe auf sein Schlüsselbein

Weitere Kostenlose Bücher