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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gezielt. Verbindet auch diesen Mann. Ich will einmal zu den Pferden dieser Leute zurück.“
    Ich brachte meinen zerrissenen Gürtel einstweilen mit Hilfe eines Riemchens wieder zusammen; dann ritt ich nach der Bucht, wo ich die gesattelten Pferde fand. Es war nur auf die Schecken abgesehen. Die andern Tiere ließ ich stehen. Die Schecken aber nahm ich an den Zügeln und kehrte mit ihnen zurück.
    „Willst du sie behalten?“ fragte Osco.
    „Ja; denn diesmal frage ich nicht, ob wir ein Recht dazu haben oder nicht. Hierzulande gehört die Beute dem Sieger. Wir haben bisher Reiter und Pferd geschont; das soll nicht mehr geschehen. Die Aladschy haben uns fortgesetzt angegriffen, um uns zu töten; wenn wir ihnen jetzt die Pferde nehmen, so wird kein Mensch uns Diebe nennen.“
    „Und wer soll sie bekommen, Sihdi?“
    „Wer meinst du wohl? Die Schecken sind Pferde, welche wohl weit und breit nicht ihresgleichen finden. Dazu kommt der Ruhm, diesen Räubern ihre Tiere abgenommen zu haben. Ich denke, du nimmst eins und Omar eins.“
    „Um sie für immer zu behalten?“ fragte er hastig.
    „Natürlich! Hoffentlich laßt ihr sie euch von den Aladschy nicht wieder abnehmen.“
    „Herr, du weißt nicht, welche Freude du mir bereitest. Ich reite mit euch bis Skutari und will dann mein Vaterland, die Czernagora, besuchen, bevor ich nach Stambul zu meiner Tochter zurückkehre. Wie wird man mich dort um das Pferd beneiden!“
    Auch Omar sprach seine große Freude aus. Beide fühlten sich ganz glücklich über das Geschenk, welches ich ihnen da gemacht hatte, ohne daß es mich einen Para kostete. Sie waren eben darüber, zu losen, welches Pferd dem einen und dem andern zufallen sollte, als Halef zurückkehrte. Da er erfuhr, daß diese beiden die Schecken haben sollten, sagte er zwar nichts, aber seine Gedanken standen auf seinem Gesicht geschrieben. Er fühlte sich gekränkt und zurückgesetzt.
    „Nun, werden Leute kommen?“ fragte ich ihn.
    „Ja. Ich bin in das Gasthaus geritten und habe dort die Botschaft ausgerichtet. Es wird nicht lange dauern, so kommt die ganze Einwohnerschaft des Dorfes herbei. Wie werden sie uns anstaunen ob des glorreichen Sieges, welchen wir erkämpft haben!“
    „Sie werden uns gar nicht anstaunen.“
    „Meinst du? Warum nicht?“
    „Weil wir nicht mehr hier sein werden, wenn sie kommen. Ich habe keine Lust, die kostbare Zeit zu versäumen, um mich von diesen Leuten begaffen zu lassen.“
    „Aber wir müssen doch bleiben, um ihnen den Grund und Verlauf des Kampfes zu erzählen. Diese Gesellen hier werden, wenn wir eher aufbrechen, Lügen machen und uns als die Schuldigen hinstellen.“
    „Das ist mir sehr gleichgültig. Besorge nur nicht, daß uns jemand anklagen wird.“
    „Und was geschieht mit den erbeuteten Waffen?“
    „Die zerschlagen wir.“
    „So will ich wenigstens eine davon als Andenken mit mir nehmen. Ich habe noch keinen Czakan und will lernen, mit ihm zu streiten.“
    Er hob einen der Czakans auf und steckte ihn in den Gürtel.
    „Well!“ sagte der Engländer, als er das bemerkte. „Wenn Halef es tut, nehme auch ich mir so eine Streitaxt mit. Will die mir aufheben als Andenken an den unvorsichtigen Master, der mich hier vom Pferd geworfen hat. Und da man mich um meinen Hut gebracht hat, wird mir einer dieser Gentlemen erlauben müssen, mich seines Fez für meinen Kopf zu bemächtigen.“
    Er nahm die andere Axt auf und probierte dann die roten Mützen sämtlicher Besiegten durch, um eine ihm passende zu finden. Diese liebe Unbefangenheit nötigte mir ein heimliches Lächeln ab; ich ließ ihn aber gewähren, ohne ihn zu warnen. Er mußte allerdings eine Mütze haben, da es im Orient geradezu eine Schande ist, sich ohne Kopfbedeckung sehen zu lassen; aber eine bereits gebrauchte zu nehmen, was bei ihm freilich nicht gut anders möglich war – man mußte die Folgen abwarten.
    Auch ich nahm meinen Czakan zu mir.
    Dann verließen wir schleunig den Ort, welcher unser Sterbebett hatte werden sollen.
    Osco und Omar ritten ihre Schecken; die bisher benutzten Pferde wollten sie verkaufen. Neben diesen beiden letzteren mußten sie auch dasjenige am Zügel führen, welches ich für Stojko zurückbehalten hatte.
    Glücklich, so leichten Kaufes davongekommen zu sein, trabten wir von dannen, nachdem wir vorher die Waffen der Feinde vernichtet oder wenigstens unbrauchbar gemacht hatten.
    Wir ritten fortwährend zwischen bewaldeten Felshöhen dahin. Dabei verstand es sich ganz von

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