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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihm erfreut zu. „Ich sah dich stürzen und dachte, du seist getroffen!“
    „Der Kerl hat schlecht geschossen“, antwortete er. „Die Kugel hat mir den Zügel zerrissen; darum kam mein Pferd zu Fall. Endlich, endlich haben wir ihn! Und nun soll –“
    „Still!“ bat ich. „Überlaß es zunächst mir, mit ihm zu sprechen.“
    „Gut! Aber er gehört mir!“
    Ich antwortete ihm nicht, denn jetzt kam Ranko; bald darauf stellten sich auch die andern ein, Halef als der letzte, welcher zu weit entfernt gewesen war.
    Zunächst wurde natürlich der Tod des Schut besprochen und mein Sprung über den Riß. Die Gefährten suchten die betreffende Stelle auf und konnten sich nicht genug wundern, daß es mir gelungen war, hinüberzukommen. Rih erntete Lorbeeren und wurde von allen liebkost, wobei er freudig wieherte.
    Der Schut wurde nur mit kurzen Worten erwähnt. Es war das beste, uns nicht weiter mit ihm zu beschäftigen. Was Hamd el Amasat betraf, so bat ich, ihm jetzt noch nicht zu sagen, wer wir seien. Er sollte erst nach unserer Ankunft im Newera-Khan gerichtet werden. Er war wieder bei voller Besinnung und wurde auf sein Pferd gebunden. Osco und Halef nahmen ihn zwischen sich, um ihn nach dem Khan zu bringen. Omar bot sich dazu an; aber ich sagte ihm aufrichtig, daß ich ihm nicht ganz traue. Wenn er den Gefangenen begleite, so stand zu befürchten, daß er, ohne unsere Einwilligung, seine Rache sättigen würde.
    Während diese drei in schräger Richtung direkt nach dem Khan ritten, kehrten wir andern nach dem Wagen zurück. Dieser hatte zu entfernt gestanden, als daß Galingré und die Seinen den Verlauf unserer Hetzjagd genau hätten verfolgen können. Die beiden Frauen und der Schwiegersohn hatten nicht geahnt, mit welch einem gefährlichen Individuum sie es zu tun hatten. Mit dem größten Vertrauen waren sie allen seinen Anweisungen gefolgt, von denen sie natürlich überzeugt gewesen waren, daß sie von Galingré selbst ausgegangen seien. Sie glaubten, daß der letztere sich bereits in Uskub befinde und seinen Untergebenen Hamd el Amasat mit vollständiger Vollmacht ausgestattet habe. Als dieser vorhin so plötzlich die Flucht ergriff, hatten sie nicht gewußt, was sie über dieses Verhalten denken sollten. Erst dann, als Galingré zu ihrem freudigen Schreck bei ihnen erschienen war, hatten sie erfahren, in welcher Gefahr sie sich befunden hatten; denn er hatte ihnen natürlich alles erzählt, wenn auch nicht so ausführlich, wie dies später geschehen konnte.
    Wir wurden den Damen vorgestellt. Sie waren aus dem Wagen gestiegen, um uns zu empfangen. Es sollte an ein Erzählen gehen, ich aber bat, dies für später aufzuheben. Nur wollte ich wissen, ob der Wirt des Newera-Khan im Einverständnis mit dem Schut gestanden habe.
    „Gewiß!“ antwortete der Schwiegersohn. „Die drei sprachen heimlich zusammen, und dann riet der Wirt uns sehr angelegentlich, jetzt gleich aufzubrechen und die beiden andern Wagen nachkommen zu lassen.“
    „War denn für euch ein Grund vorhanden, nicht zu warten, bis die andern Wagen auch mitfahren konnten?“
    „Nun, meine Frau fühlte sich unwohl. Die Fahrt hierher hatte sie angegriffen, und eine Besserung war auch dann nicht zu erwarten, wenn wir in dem schmutzigen Khan eine Ruhepause von einem Tag gemacht hätten. Da sagte derjenige, welchen ihr den Schut nennt, daß er auf dem nächsten Dorf eine verheiratete Schwester habe, welche unsere Frauen sehr gern willkommen heißen würde. Er stellte uns das so vorteilhaft vor, daß wir endlich geneigt wurden, seinem Rat zu folgen und uns von ihm zu dieser Schwester bringen zu lassen. Die andern Wagen mit den Effekten konnten gemächlich nachkommen, da wir einen ganzen Tag dort verweilen wollten.“
    „Ah so! Er wollte euch töten und sich dann auch des Gepäckes bemächtigen. Aber wie konntet ihr so unvorsichtig sein, ihm auch dann noch zu folgen, als er so auffälligerweise von dem Weg ablenkte?“
    „Uns war dies gar nicht auffällig, denn er sagte, daß wir in dieser Richtung viel eher ankommen würden. Über diese Ebene zu fahren, sei überhaupt viel bequemer, als die Benutzung des Fahrweges, welcher sich im allerschlechtesten Zustand befinde.“
    „Nun, er hätte euch an die erste Spalte kommen lassen, wo der Wagen nicht weiterkonnte. Dort wäret ihr erschossen, ausgeraubt und in den tiefen Riß geworfen worden.“
    „Mein Gott, wer hätte das gedacht!“ rief die ältere Dame. „Wir schenkten Amasat unser ganzes

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