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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vertrauen, und auch dieser Schut gab sich ganz so, daß wir ihn für den besten und gefälligsten Menschen halten mußten. Welch eine Gnade Gottes, daß ihr gekommen seid, grad noch im letzten Augenblick, um uns zu retten!“
    „Ja, wir haben diesen Männern viel, sehr viel zu verdanken!“ stimmte ihr Mann bei. „Sie haben uns alle vom Tod gerettet und mich aus einer entsetzlichen Gefangenschaft befreit. Einen bedeutenden Teil meines Vermögens habe ich bereits zurückerhalten, und was ihr bei euch führt, unsere ganze übrige Habe, dürfen wir erst jetzt wieder als unser betrachten. Worte sind kein Dank, und da sich das Leben nicht bezahlen läßt, so müssen wir für immer ihre Schuldner bleiben.“
    So sagte er jetzt. Dann aber, als wir den Wagen umgedreht hatten und den langsam schreitenden Zugochsen ebenso langsam folgten, gesellte er sich zu mir, drängte mich von den andern ab und sagte so, daß es von sonst niemand gehört werden konnte:
    „Herr, ich habe erst jetzt gesehen, wie groß die Gefahr war, in welcher sich meine Familie befand. Sie haben viel, sehr viel an mir getan. Zunächst haben Sie mir die langersehnte Nachricht von meinem verschollenen Neffen gebracht. Dann befreiten Sie mich aus dem Schacht und gaben mir das mir abgenommene Geld zurück, eine Summe, deren Höhe Sie gar nicht kennen, weil Sie wegtraten, als ich nachzählte, um zu sehen, ob noch alles vorhanden sei. Dann haben Sie die übrigen drei Personen jetzt von einem grausamen Tod erlöst. Und von dem Eigentum, welches mir dadurch erhalten wurde, muß ich doch auch sprechen. Meine Frau hat alle Beträge bei sich, welche flüssiggemacht werden konnten, eine große Unvorsichtigkeit, ja, und zugleich ein unverzeihlicher Geschäftsfehler. Aber Hamd el Amasat hatte gesagt, es sei mein Befehl, daß in dieser Weise verfahren werden solle. Das alles haben wir Ihnen zu danken. Soll ich eine so erdrückende Last der Verpflichtung auf mir ruhen lassen und sie durch das ganze Leben tragen? Ich hoffe, daß Sie das nicht wollen. Ich hoffe sogar, daß Sie mir erlauben werden, in irgendeiner Weise für Ihr Glück zu wirken. Haben Sie Familie?“
    „Eltern und Geschwister.“
    „Sind dieselben reich?“
    „Nein, sehr arm. Ich arbeite für sie und hoffe; daß ihre Verhältnisse sich nach und nach besser gestalten.“
    „So bedürfen Sie natürlich des Geldes!“
    „Allerdings. Aber das verdiene ich mir durch meinen Beruf. Ich schreibe über meine Reisen und erhalte dafür leidliche Honorare, mit deren Hilfe ich die Meinen unterstütze.“
    „So muß ich Sie dringend ersuchen, meinen Teil zu dieser Unterstützung beitragen zu dürfen.“
    „Ich danke! Sie meinen es herzlich gut; aber ich darf mir nicht das Glück verkümmern, welches in dem Bewußtsein liegt, die Erfüllung meiner Pflichten nur mir allein zu verdanken zu haben. Ich treibe nicht Menschenrettung gegen Honorar. Und was die Hauptsache ist: Sie haben mir gar nichts zu verdanken. Nennen sie es Glück, Zufall, Schickung oder Gottes Wille, daß wir Sie getroffen haben; ich aber bin es nicht, der diese Ereignisse dirigiert hat. Wir sahen Sie in Not; es lag in unsrer Macht, Sie aus derselben zu befreien, und so haben wir es getan. Die Freude und die Genugtuung, welche wir darüber empfinden, daß es uns gelungen ist, die Werkzeuge eines höheren Willens zu sein, ist uns eine mehr als reichliche Belohnung, wenn hier überhaupt von etwas gesprochen werden darf, worauf das Wort Belohnung Anwendung finden kann.“
    „Aber, Monsieur, ich bin reich, sehr reich, reicher noch als Sie zu denken scheinen!“
    „Das freut mich, denn ich gönne meinem Nebenmenschen von Herzen gern alles, was er hat. Wenn Sie reich sind, so können Sie viel Gutes tun. Ihr Gläubiger bin nicht ich, sondern Gott ist es. Das Kapital können Sie ihm nie zurückerstatten, aber zahlen Sie ihm die Zinsen dadurch aus, daß Sie seinen weniger begüterten Kindern ein Wohltäter sind, welcher stets ein offenes Herz und eine offene Hand für sie hat.“
    „Das werde ich, ja, das werde ich!“ sagte er tief gerührt. „Aber Sie sind doch auch weniger begütert als ich!“
    „Es gibt der Güter verschiedene und auch viele Arten des Reichtums. Ich habe weder Gold noch Silber, aber ich bin dennoch ebenso reich wie Sie und möchte wohl schwerlich mit Ihnen tauschen.“
    „Herr, das ist ein stolzes Wort, welches mich zum Schweigen zwingt, wenigstens was Ihre Person betrifft. Aber wenn ich das, was Sie anzunehmen sich weigern,

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