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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er den dort liegenden Wald zu erreichen trachtete. Da er aber bald bemerkte, daß sein Pferd es mit denen seiner Gegner nicht aufzunehmen vermöge, so schlug er Zickzacklinien ein, auf denen sie ihm folgten: Allen voran Omar, welchem es darum zu tun war, den Mörder seines Vaters zuerst zu erwischen. Halef aber dachte nicht daran, sich irreleiten zu lassen. Er ritt immer scharf ostwärts und hielt dann sein Pferd an, um den Gegner zu erwarten.
    Dieser bemerkte es. Er sah, daß er da nicht hindurchkommen könne, und wendete sich nun südwärts in derselben Richtung, welche der Schut vorher eingeschlagen hatte. Dabei benutzte er sehr schlau und geschickt die wenigen einzelnen Büsche, welche es da gab, als Deckung. Das war der einzige Vorteil, welchen er seinen Verfolgern voraushatte. Aber auf diese Weise mußte er den gefährlichen Spalt erreichen, den er allerdings noch nicht gesehen hatte. Er stand jedenfalls eine bedeutende Angst aus, was ihm sehr zu gönnen war. Was ihn eigentlich erwartete, das wußte er freilich nicht. Bis jetzt glaubte er nur, er werde wegen seines Verhaltens gegen Galingré und dessen Familie verfolgt.
    Da, wo der Wagen bei unserm Vorüberkommen gehalten hatte, stand er noch; Galingré und sein Schwiegersohn waren bei demselben. Ranko war jetzt an den Spalt gekommen, blickte schaudernd hinab und rief:
    „Der ist tot, zerschmettert, Effendi! Allah, wie war es dir möglich, da hinüberzukommen!“
    „Davon später! Bleibe da, wo du jetzt bist, damit Hamd el Amasat nicht hier vorüber kann. Ich werde ihm entgegenreiten.“
    „Du kannst ja nicht. Dein Gurt ist geplatzt.“
    „Ich habe einen Bedel kolani (Notgurt, Ersatzgurt) in der Satteltasche. In zwei Minuten ist der Schaden geheilt.“
    „Aber du kannst nicht herüber zu Hamd el Amasat!“
    „Vielleicht finde ich eine schmalere Stelle des Risses, und wenn nicht, so wird meine Kugel hinübergehen.“
    So ein Notgurt ist sehr praktisch; er besteht aus einem kurzen Gurtstück, dessen Enden mit je einer sehr fest greifenden Schnalle versehen sind. Man schnallt ihn über die zerrissene Stelle des Sattelgurtes, und dieser ist dann so brauchbar wie vorher.
    In kurzer Zeit hatte ich wieder gesattelt und stieg auf, um am diesseitigen Rand der Spalte ostwärts zu reiten, während Ranko an der andern Seite halten blieb. Er ließ hier im Westen Hamd el Amasat nicht durch. Im Osten glänzte Halefs Kettenpanzer. Von Norden her wurde der Feind von den andern gejagt, und nun befand ich mich im Süden, um ihn zu empfangen. Er war eingeschlossen. Übrigens hätte ihm auch schon die Spalte das Entkommen nach Süden verwehrt.
    Eben jetzt sah ich, daß er anhielt und sein Gewehr auf Omar richtete. Dieser trieb sein Pferd zu einem Seitensprung an und wurde infolgedessen nicht getroffen. Dann aber jagte er auf Hamd el Amasat zu, die Flinte hoch erhoben, um ihn niederzuschlagen. Er wollte ihn lebendig haben, ihn nur betäuben. Hamd el Amasat floh nicht; er blieb halten. Aber als sein Gegner nahe genug war, zog er schnell seine Pistole und feuerte sie auf ihn ab. Das Pferd bäumte und überschlug sich. Hamd el Amasat jagte weiter, der Spalte zu.
    Als er sie erblickte, stutzte er und wendete sich nach Westen, wo ich hielt. Ich ritt ihm entgegen und gelangte an eine Stelle, an welcher die Spalte nur drei Meter breit war. Das war zu überwinden, zumal mein Ufer höher lag, als das anderseitige. Ich trieb mein Pferd eine Strecke zurück, um genügenden Anlauf zu haben.
    Jetzt kam er. Er sah, daß ich keine Waffe in der Hand hatte und daß der Riß sich zwischen ihm und mir befand. Freilich – er hätte es nicht wagen dürfen, ihn zu überspringen.
    „Komm herüber!“ höhnte er. „Dir gebe ich mich gefangen!“
    „Sogleich!“ antwortete ich.
    Ein Zuruf an Rih – er flog auf den Riß zu und in einem weiten, eleganten Sprung hinüber. Hamd el Amasat schrie vor Entsetzen auf und jagte fort, auf Ranko zu, ich hinter ihm her.
    Jetzt war der Lasso gut. Ich legte die Schlinge und warf, riß mein Pferd herum – ein Ruck, und Hamd el Amasat flog aus dem Sattel. Im nächsten Augenblick stand ich bei ihm.
    Der Wurf war gut gelungen. Die Schlinge hatte sich ihm fest um die Arme gelegt, so daß er dieselben nicht bewegen konnte. Ich kniete nieder und legte ihm den Riemen noch mehrere Male um den Leib.
    Der Sturz vom Pferd hatte ihn halb betäubt. Er starrte mich mit großen Augen an, sagte aber nichts. Da kam Omar gejagt und sprang aus dem Sattel.
    „Wie?“ rief ich

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