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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verlocken ließen.
    Mit besonderer Betonung fügte nun der Wirt hinzu:
    „Ich selbst kenne einige Männer, welche solche köstliche Steine gefunden haben.“
    „Du nicht auch?“ fragte ich.
    „Nein, denn ich fand keinen Edelstein, weil ich bereits zu alt war. Man darf nämlich nicht über vierzig Jahre alt sein.“
    „So hat die Fee die jungen Männer den alten vorgezogen! Du hättest also eher suchen sollen.“
    „Da wußte ich noch nichts von der Höhle; du aber hättest noch Zeit – du bist jung.“
    „Pah! Ich bin reich – ich habe vielleicht so viel Geld bei mir, daß ich mir einen solchen Diamanten kaufen kann.“
    Ich sah ihm scheinbar unbefangen in das Gesicht und bemerkte, daß er die Farbe wechselte. Wollte er mich mit Diamanten ködern, so steckte ich ihm Gold an meine Angel. Anbeißen würden wir beide; das war vorauszusehen. Er wollte mich in die Höhle und ich wollte ihn mit mir zu dem Köhler locken.
    „So reich bist du!“ rief er erstaunt. „Ja, das konnte ich mir denken. Ist doch allein dein Pferd mehr wert als alles, was mir gehört. Aber einen Diamanten der Fee zu finden, das müßte dich trotzdem auch locken.“
    „Freilich lockt es mich. Aber ich weiß doch nicht, wo die Höhle liegt. Vielleicht könntest du es mir beschreiben.“
    „Das wäre nicht hinreichend. Du mußt Scharka, den Köhler, aufsuchen, welcher dich hinführen wird.“
    „Was ist das für ein Mann?“
    „Ein sehr frommer, einsamer Kohlenbrenner, welcher für ein kleines Bakschisch die Fremden in der Höhle umherführt.“
    Und der Wirt gab sich außerordentlich Mühe, mich für diese Höhle zu begeistern. Ich tat, als ob ich ihm jedes Wort glaubte, und bat ihn, mir den Weg nach Glogovik zu beschreiben, und er erbot sich, einen seiner Knechte als Führer mitzugeben.
    „Aber weiß er denn auch den Weg von Glogovik nach dem Felsen des Teufels und nach der Höhle der Juwelen?“ fragte ich.
    „Nein; er ist noch niemals dort gewesen.“
    Auf dem Gesicht des Wirtes lag ein Ausdruck der Erwartung, der Spannung, welchen ich gar wohl verstand. Ich hatte von einer so großen Summe gesprochen, welche ich bei mir trüge. Sollte der Köhler dieses Geld allein bekommen oder sollte es zwischen ihm und unseren fünf Gegnern geteilt werden, ohne daß er, der Wirt, der uns ihnen doch in die Hände lieferte, etwas bekam? Und wurde er mit einem Teil bedacht, dann jedenfalls nur mit einer Kleinigkeit. War es nicht vielleicht für ihn möglich, alles zu bekommen?
    Das ging ihm im Kopf herum. Was ich gewünscht hatte, das hatte ich erreicht: er trug das Verlangen, selbst unser Führer zu sein, wollte sich uns aber nicht anbieten. Ich machte ihm die Sache leicht, indem ich sagte:
    „Das tut mir leid. Ich möchte nicht so oft mit dem Führer wechseln. Wer weiß, ob ich in Glogovik jemanden finde, welcher mich nach Fandina bringen kann! Lieber wäre mir also jemand, der von hier aus die ganze Strecke kennt.“
    „Hm! Das ist nicht leicht. Wieviel würdest du zahlen?“
    „Ich gebe gern zweihundert bis zweihundertfünfzig Piaster, samt der Beköstigung natürlich.“
    „Nun, da würde ich selbst dich führen, Effendi, wenn du es mit mir versuchen willst!“
    „Mit Freuden! Ich werde sogleich satteln lassen.“
    „Wo hast du denn deine Pferde?“
    „Drüben bei dem Schäfer, dem ich von seinem Sohn einen Gruß zu bringen hatte. Ich blieb bei ihm, weil ich wußte, daß meine Feinde sich bei dir befanden. Aber – da fällt mir ein: du sprachst von dem Wert meines Pferdes; ich weiß aber, daß du es noch gar nicht gesehen hast.“
    „Die fünf Reiter erwähnten es und konnten es gar nicht genug rühmen.“
    „Ja, sie haben es nicht allein auf mich, sondern auch auf meinen Rappen abgesehen. Diese Gelüste aber müssen sie sich vergehen lassen. Sie bekommen weder mich, noch das Pferd, aber ich bekomme sie.“
    Ich sagte diese prahlerischen Worte, um zu sehen, welche Miene er dabei machen würde. Es zuckte ihm um die Lippen, aber er bezwang doch das ironische Lächeln, welches hervorbrechen wollte, und sagte:
    „Ich bin vollständig davon überzeugt. Was sind diese Burschen hier gegen euch!“
    „Also mache dich fertig! In einer halben Stunde halten wir draußen an der Furt.“
    Ich nickte ihm noch sehr wohlwollend zu und dann gingen wir. Unterwegs sagte der kleine Hadschi:
    „Sihdi, du magst es mir getrost glauben, daß mich der verbissene Grimm bald erwürgt hat. Ich hätte unmöglich so freundlich wie du mit dem Schurken sein

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