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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schon frühzeitig zum Aufbruch gerüstet. Es waren ohne mich und den Knaben zwanzig Reiter, alle nach Kräften auf das beste bewaffnet. Mehrere Packpferde mußten die Speisevorräte tragen, welche wir mitnahmen, um nicht unterwegs auf die zeitraubende Jagd angewiesen zu sein. Amad el Ghandur ritt die Schimmelstute, ich meinen Rih und der Knabe den ‚Sohn‘ meines Rappen; Omar Ben Sadek saß auf dem Schecken des Aladschy; Halef hatte das nächstdem beste Pferd des Stammes geliehen bekommen, und auch die andern waren so gut beritten, daß wir in Beziehung auf die Schnelligkeit unserer Reise ganz ohne Sorge sein konnten.
    Wir wollten, wie bereits erwähnt, zunächst nach dem Zagrosgebirge, welches wir ohne Unfall nach Verlauf einer Woche erreichten. Wir fanden den Tschimarwald, an dessen Rand wir damals lagerten, als wir mit den Turkomanen vom Stamm der Bejat zusammentrafen, und blieben die Nacht an derselben Stelle. Da wir beschlossen hatten, genau den damaligen Weg zu verfolgen, um die Orte, die wir zu jener Zeit berührt hatten, wiederzusehen, so ritten wir am nächsten Tag nach dem Bach in der Nähe jener Rundung, in welcher wir von den Bebbehkurden unter Anführung ihres Scheiks Gasahl Gaboya überfallen worden waren. Hier blieben wir auch eine Nacht, und es versteht sich ganz von selbst, daß jede Erinnerung aufgefrischt und alles, was wir hier erlebt hatten, bis auf das Einzelnste durchgesprochen wurde.
    Unserm Programm gemäß gelangten wir gegen Abend des nächsten Tages an die kleine Hütte, in welcher wir Allo, den bärenhaften Köhler, gefunden hatten. Sie war unbewohnt und ganz verfallen. Am darauffolgenden Mittag erreichten wir den Berozieh-Fluß, in dessen Wasser wir wie damals badeten. Einen Tag später ging es über die Höhe von Banna und dann in den nach Süden führenden Paß hinein. Vierundzwanzig Stunden darauf kamen wir in das schmale Tal mit dem wiesenähnlichen Streifen in der Mitte, wo die Bebbeh uns zum zweitenmal überfallen hatten, hierauf in das krumme Seitental, in welchem wir mit dem Bruder des Scheiks Gasahl Gaboya übernachtet hatten. Nachher gelangten wir an den Lagerplatz, wo die beiden Haddedihn gegen mich gestreikt hatten. Da blieb Amad el Ghandur halten und sagte zu mir:
    „Emir, mein Vater lebte wohl heute noch, wenn wir uns nicht hier gegen deinen Willen empört und nachher infolgedessen den Scheik Gasahl Gaboya freigelassen hätten. Wir sind damals große Toren gewesen.“
    Ich zog es vor, nicht zu antworten, denn meine Antwort hätte nur ein Vorwurf sein können, welcher vollständig überflüssig war.
    Auch an das Haus von Mahmud Khansur, des Scheiks der Dschiafkurden, kamen wir wieder und stiegen bei demselben ab. Zu unserer Freude lebte der Hausmeister Gibrail Mamrahsch mit seinem Weib noch. Sie erkannten uns wieder und luden uns ein, bei ihnen zu übernachten. Wir erfüllten ihnen diesen Wunsch sehr gern, denn wir hatten Zeit dazu und wußten, daß wir ihnen wirklich willkommen waren.
    Bis jetzt hatten wir fast gar nichts erlebt. Ich war mit Halef und seinem Sohn stets vorangeritten, um die Gegend zu erkunden, und die Haddedihn hatten nur in bedeutender Entfernung folgen dürfen. Auf diese Weise war jede gefährliche Begegnung vermieden worden, aber auch jedes Zusammentreffen mit jemand, bei welchem wir uns nach dem jetzigen Stand der Dinge hätten erkundigen können. Dies konnte nun bei Gibrail Mamrahsch nachgeholt werden.
    Halef hatte seinem Sohn unterwegs jeden in unserer Erinnerung lebenden Platz gezeigt und ihm – vielleicht zum hundertsten Mal – erzählt, was an demselben geschehen war. Das geschah natürlich stets in seiner bilderreichen Weise, die mir auch jetzt viel Spaß bereitete. Seiner Schilderung nach war er wenigstens ein halber, ich aber viel mehr als ein ganzer Gott.
    Ich hatte den kleinen Kara Ben Halef gleich vom ersten Tag unseres Rittes an in die Schule genommen. Er kam fast nie von meiner Seite und zeigte sich außerordentlich aufmerksam und gelehrig. Ich lehrte ihn, auf Stimmen der Wildnis zu achten, und bei jeder Spur, auf welche wir trafen, zeigte ich ihm, nach welchen Regeln sie gelesen werden müsse, um richtig verstanden zu werden; dabei bekam ich schon nach Verlauf der ersten Woche die Überzeugung, daß er sich zu einem recht tüchtigen Beduinen entwickeln werde. Ich gewann ihn lieb und sah, daß er mir seine Zuneigung auch geschenkt hatte. Omar Ben Sadek hatte sich dieselbe auch errungen und wurde von ihm nicht anders als Amm, d.i.

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